Alternative Anlagen
6. Februar 2019

Salmons under Management

Fisch ist nicht nur gesund, sondern kann auch die Renditeansprüche von Investoren sättigen. Investitionspotenziale bietet die Lachszucht. Die mit dem Aufziehen von Lachsen verbundenen Risiken – insbesondere ökologischer Art – können mit der Züchtung an Land minimiert werden. Die Onshore-Aufzucht des weltweit beliebten Speisefischs erfordert Investitionskapital in institutionellen Größen.

„Das Wasser rauscht, das Wasser schwoll, ein Fischer saß daran, sah nach dem Angel ruhevoll, kühl bis ans Herz hinan“, dichtete Johann Wolfgang von Goethe. Axel-Rainer Hoffmann, Vorstand beim Volkswohl Bund, pflegt zur Fischerei ein nüchterneres Verhältnis: „Unser Investment in landbasierte Lachsaufzucht hilft uns, die Rendite unseres Portfolios zu stabilisieren und unsere Kapitalanlage weiter zu diversifizieren.“ Dass Lachs nicht nur auf dem Teller, sondern auch in einem Portfolio eine sehr sättigende Wirkung haben kann, zeigt sich an der Performance der Aktien von Unternehmen, die in norwegischen, schottischen oder chilenischen Gewässern in großen Käfigen „nearshore“ Lachs züchten. Im verlustreichen Aktienjahr 2018 legten die Aktien von Marine Harvest sozusagen gegen den Strom um 40 Prozent zu. Marine Harvest ist mit einem Umsatz von knapp vier Milliarden Euro der größte Lachszüchter. Salmar, einer anderen „Lachsaktie“, gelang sogar fast ein Verdoppler – und dies in 2018! Lachs schmeckt eben nicht nur Konsumenten, sondern auch Investoren.

Mehr aus dem Meer

Angetrieben werden die Lachsaktien durch den weltweit steigenden Appetit auf Fisch. Marine Harvest präsentiert Daten der UN und der OECD: Laut diesen wächst die Weltbevölkerung bis 2050 auf neun Milliarden Menschen. Dann bräuchte es zusätzliche 47,5 Millionen Tonnen an „Seafood“, allein um dem derzeitigen Verbrauch nachzukommen. Der Konsum von Fisch ist jedoch steigend. Lag dieser 1980 noch bei 15 Kilogramm pro Kopf und Jahr, so sollen es bis 2026 22 Kilogramm sein. Diese steigende Nachfrage trifft aber mehr und mehr auf bereits leergefischte Meere. Somit spricht viel für die Zucht von Lachs. Ein weiteres Argument: Zuchtlachs braucht viel weniger Ressourcen an Fläche und Futter als Rind, Schwein und Huhn. Nahrungsmittelexperten bezeichnen Lachs als „very efficient feed converters”. Um ein Kilo Rindfleisch zu erzeugen braucht es 6,8 Kilogramm an Futter, für ein Kilo Fisch aber nur 1,1 Kilogramm. Dies sind auch mit Blick auf den Klimawandel interessante Relationen.

Kann Meeres-Lachszucht somit als ein besonders nachhaltiges Investment klassifiziert werden? „Normalerweise nicht“, sagt Martin Fothergill, Mitgründer und Partner der in Singapur ansässigen 8F Investment Partners. „Bei der Zucht von Lachs im Meer bestehen große Probleme mit Krankheiten oder Lausbefall. Diese Parasiten schädigen die Zucht, aber auch die Umwelt, da die Lachs-Produzenten Medikamente wie Antibiotika zuführen. Im Endeffekt wachsen die Kosten stärker als die Produktion.“ Fothergill erwähnt eine Sterblichkeitsrate von 25 Prozent. Umweltaktivisten haben die Salmon Cages längst auf dem Kieker und werfen den Lachszüchtern vor, dass diesen Profit wichtiger als das Gemeinwohl ist. Limits bezüglich Parasitenbefall, Fischsterblichkeit und „Ausreißer“ würden gerissen. Dass mit Antibiotika gedopte Zuchtlachse entkommen und dann ihren vorhandenen wilden Artgenossen das Revier streitig machen, ist ein notorisches Problem der Lachszucht. Ausreißer sind insbesondere für die Fauna in Chile ein Problem, wo auf natürliche Weise keine Lachse vorkommen. In Chile ist für die Lachszucht zudem das alle paar Jahre im Südpazifik auftretende Wetterphänomen El Niño problematisch, welches durch höhere Wassertemperaturen ein erhöhtes Fischsterben verursacht. Ein allgemeines, die Konsumenten direkt betreffendes Problem ist die zunehmende Wasserverschmutzung mit Plastik. Mikroplastik findet sich auch im Lachs. Als ein Indiz für die Risiken von Lachszucht können auch die hohen Dividendenrenditen der notierten Lachsfarmer gesehen werden. Marine Harvest kommt zum Beispiel trotz des Kursanstiegs auf eine Dividendenrendite von knapp sechs Prozent.

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