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26. Oktober 2011

Studie: Kreditinstitute sehen Handlungsbedarf durch Basel III

Die anstehenden Liquiditätsvorschriften von Basel III werden die Profitabilität im Eigengeschäft der Kreditinstitute beeinträchtigen. Diese Einschätzung vertraten Banken und Sparkassen in einer Befragung durch Allianz Global Investors.

Die im Rahmen des Regelwerks Basel III in Kraft tretenden neuen Liquiditätsvorschriften werden sich fühlbar negativ auf die Zinsspanne und damit auch auf die Profitabilität der deutschen Kreditinstitute auswirken. So lautet das Fazit einer Umfrage von Allianz GIobal Investors (AGI), die im September 2011 in Zusammenarbeit mit der Bielefelder Fachhochschule des Mittelstands (FHM) unter 125 Banken und Sparkassen durchgeführt wurde. 
Zwar stellen die befragten Institute die Einführung der neuen Liquiditätskennziffern an sich und ihre Bedeutung nicht in Frage. Allerdings sei eine hohe Unsicherheit bezüglich der tatsächlichen Umsetzung auszumachen, betonen die Studienautoren.
Ertragssituation dürfte sich eintrüben
Die Befragung ergab konkret, dass 86 Prozent der Institute mit einer Verringerung der Zinsspanne rechnen. Knapp die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass die Zinsspanne um bis zu 0,1 Prozentpunkte sinkt. Ein weiteres Drittel geht von einem Rückgang um 0,1 bis 0,3 Prozentpunkte aus. Sechs Prozent der Kreditinstitute befürchtet einen noch stärkeren Rückgang.
Henning Schneider, Leiter Vertrieb Banken bei AGI, kommentierte die Studie mit den Worten: „Die Umfrageergebnisse bestätigen in der Breite unsere Einschätzung, dass die neuen Liquiditätsvorschriften einen großen Einfluss auf die Ertragssituation der deutschen Kreditinstitute haben werden“. Schneider betonte, dass sich hinter den „eher kleinen Zahlen“ materiell große Auswirkungen verbergen. Im Laufe der vergangenen Jahre sei die Zinsspanne der deutschen Banken bereits kontinuierlich gesunken. „2009 lag sie im Schnitt bei 1,14 Prozent. Ein Rückgang um 0,1 Prozentpunkte bedeutet daher eine fühlbare Ertragsschmälerung“,  so Schneider. Für eine mittelgroße Kreditgenossenschaft mit einer durchschnittlichen Bilanzsumme von 620 Millionen Euro schätzt AGI die möglichen Ertragseinbußen auf über 600.000 Euro pro Jahr.
Aus der Studie geht weiter hervor, dass sich die Mehrheit der befragten Institute bereits auf die drohenden Ertragseinbußen vorbereitet. So gaben 58 Häuser an, auf der Suche nach neuen Ertragsquellen im Eigenanlagengeschäft zu sein. Immerhin 55 Institute betonten, eine aktive Veränderung der Bilanzstruktur zu verfolgen, wobei Mehrfachnennungen möglich waren. Außerdem gaben 42 der 125 Befragten an, eine Ausweitung des Kreditgeschäfts ins Auge zu fassen. Lediglich 17 Institute erklärten dagegen, Anlageentscheidungen im Rahmen des Depot A zunächst zurückzustellen.
Stärkere Diversifikation empfohlen
Bei der aktuellen Unsicherheit, welche Wertpapiere im Rahmen von Basel III für die Liquidity Coverage Ratio (LCR), also zur kurzfristigen Liquiditätsdeckung, anerkannt werden, sei eine gewisse Zurückhaltung bei der Eigenanlage zwar verständlich, aber nicht zielführend. „Angesichts des aktuellen Niedrigzinsumfelds und der traditionell stark in Richtung Staatsanleihen und Pfandbriefe ausgerichteten Anlagepolitik stehen die Erträge des Depot A derzeit ohnehin unter Druck“, unterstrich Schneider. Er empfahl den betroffenen Instituten, sich stärker dem Thema Diversifikation der Eigenanlagen zu widmen. „Ziel sollte sein, mit dem Teil der Eigenanlagen, der nicht unmittelbar zur Liquiditätssteuerung benötigt wird, risikokontrolliert eine höhere Rendite zu erzielen“, konstatierte Schneider.

portfolio institutionell newsflash 26.10.2011/tbü
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