Governance: der Wert der guten Führung

Im an Nachhaltigkeit orientierten Asset Management dreht sich ­bekanntlich vieles um die drei Buchstaben E, S und G. Sie stehen zunächst gleichrangig für die Dimensionen Environment, Social und Governance. Doch kommt man nicht umhin, dem G in diesem Dreiklang eine gewisse Sonderbedeutung zuzusprechen. Schließlich wird der Ton in einem Unternehmen an der Spitze gesetzt. Wenn etwas gewaltig schiefläuft, stinkt der Fisch meist vom Kopf her – wie bei Wirecard. Doch auch so manche Kontroverse aus den Bereichen E und S hätte man vermeiden können, wenn denn genau genug auf das G geachtet worden wäre.
Für einen an Nachhaltigkeit orientierten Asset Manager gibt es ­einige Aspekte, die es in der Unternehmensanalyse zu beachten gilt. Der Hebel für Anteilseigner ist zunächst der Aufsichtsrat eines Unternehmens. Das Kontrollgremium ist insofern von großer ­Bedeutung für ein Unternehmen, als dass es auch für Besetzung und Incentivierung des Managements zuständig ist. Ist der Aufsichtsrat nicht gut besetzt, dann wird es für das ­gesamte Unternehmen schwieriger.
Zu beachten ist unter anderem, dass im Gremium verschiedene Kompetenzen versammelt sind, um die vielfältigen ­Facetten eines Konzerns zu monitoren. Das bedeutet zum einen eine kulturelle wie geschlechterbezogene Diversität. Das heißt aber ebenso, dass im Aufsichtsrat eines Baukonzerns nicht nur Bauingenieure sitzen sollten, sondern auch ­Finanzexperten, Risikomanager, Fachleute für Nachhaltigkeit und für Digitalisierungsfragen. Ein Aufsichtsrat muss auch mindestens zur Hälfte unabhängig besetzt sein, und die Zahl der Mandate, die ein Unternehmenskontrolleur ausübt, sollte zudem fünf nicht überschreiten. Nicht alle halten sich daran, weshalb Union Investment bei Hauptversammlungen nicht selten Kandidaten ablehnt.
Die zweite Aktionärsrechterichtlinie verpflichtet Unternehmen, das Vorstandsvergütungssystem mindestens alle vier Jahre zur Abstimmung auf der Hauptversammlung zu stellen. Spätestens hier lässt sich erkennen, wie sich ein Vorstandsgehalt zusammensetzt, und welche (Nachhaltigkeits-)Ziele dem Vorstand gesetzt werden. Umwelt- und soziale Ziele können daher auch Bestandteil der Governance sein und rechtfertigen die Sonderbedeutung des „G“.
Der persönliche Austausch ist der häufigste Weg, um sich ein Bild über Strategie, Ziele und auch Lauterkeit der Führung zu machen. Darum trifft sich das Portfoliomanagement zu rund 4.000 Gesprächen pro Jahr – davon rund 500 mit explizitem Nachhaltigkeitsbezug, bei denen es um das E, das S und das G gleichermaßen geht.

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