Am Sekundärmarkt: KfW investiert in Kryptowertpapier
Die Förderbank investiert erstmals in ein Krypto-Asset. Am Sekundärmarkt erwarb sie eine Position des im vergangenen Jahr emittierten Blockchain-basierten Pfandbriefs der Berlin Hyp.
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) treibt die Digitalisierung ihrer Kapitalmarktaktivitäten voran und hat nun erstmals in ein Kryptowertpapier investiert. Konkret hat die KfW, die zu 80 Prozent im Besitz des Bundes und zu 20 Prozent im Besitz der Bundesländer ist, für ihr sogenanntes Liquiditätsportfolio zehn Millionen Euro in den Blockchain-basierten Pfandbrief der Berlin Hyp investiert.
Dieser Pfandbrief war im August vergangenen Jahres als erster digitaler Hypothekenpfandbrief in Deutschland mit einem Volumen von 100 Millionen Euro und einer Fälligkeit im Juli 2027 auf Basis des Gesetzes über elektronische Wertpapiere (eWpG) emittiert worden. Registerführerin war die Deka-Bank. Bei der Emission kam die private Swiat-Blockchain zum Einsatz. Swiat (Eigenschreibweise: SWIAT) ein deutsches Fintech, das Software für eine dezentrale Finanzmarktinfrastruktur entwickelt.
Am 25. April hat die KfW das Kryptowertpapier von der Deka-Bank als Market Maker außerbörslich erworben. Vier Tage darauf erfolgte das Settlement, die Transaktion sei somit erfolgreich abgeschlossen, wie die KFW mitteilte.
Tim Armbruster, Treasurer der KfW-Bankengruppe, streicht in einem Statement heraus, dass sich die KfW als einen international sehr aktiven Kapitalmarktakteur betrachtet. In dieser Rolle „wollen wir bei der Digitalisierung starke Akzente setzen, indem wir innovative Möglichkeiten aufzeigen“, erklärte Armbruster.
Die KfW tritt damit nun also nicht mehr nur als Emittentin, sondern auch als Investorin auf. „Wir sehen langfristig deutliche Vorteile bei der Anwendung von Distributed-Ledger-Technologie (DLT) im Finanzmarkt, denn Transaktionen erfolgen dadurch schneller und effizienter“, wie der Treasurer der KfW-Bankengruppe ausführte.
Die Förderbank will das eWpG praktisch anwenden und ihre Erfahrungen mit den Kapitalmarktteilnehmern teilen. Dadurch sollen möglichst viele Kapitalmarktakteure motiviert werden, sich mit der Digitalisierung des Kapitalmarktgeschäfts zu befassen.
KfW: Blockchain-Anbindung für Investoren nicht zwingend erforderlich
Im Rahmen des aktuellen Investments für das KfW-Liquiditätsportfolio wurden den Angaben zufolge verschiedene technische Optionen für den Erwerb eines Kryptowertpapiers ausgelotet. Die Bank will damit deren Voraussetzungen sowie Vor- und Nachteile nachvollziehen und ihre eigenen Kenntnisse vertiefen.
Eine wichtige Erkenntnis dieser Vorarbeiten sei, dass ein Investor diverse Möglichkeiten zur Teilnahme an einer Kryptowertpapier-Transaktion habe. Und er müsse nicht zwingend komplexe technische Voraussetzungen oder gar einen eigenen technischen Zugang zu der zugrundeliegenden Blockchain schaffen.
So habe sich die KfW entschieden, den Kauf über etablierte Prozesse und Zahlungssysteme mit der Deka-Bank als Depotbank abzuwickeln. In dieser Rolle habe die Deka-Bank auf der Blockchain die Pfandbrief-Anteile vom Eigenbestand in den Kundenbestand eingetragen. Anschließend buchte sie die Anteile im traditionellen Wertpapierbuchungssystem auf das KfW-Depot.
Die Blockchain hat nach Einschätzung von Thorben Lüthge das Potenzial, den Kapitalmarkt deutlich zu verändern. Das betrifft laut dem Leiter des Geschäftsfeldes Kapitalmarkt der Deka-Bank die Effizienz der Infrastruktur, die Möglichkeit neuer Produkte und die potenzielle Nachfrage danach gleichermaßen. „In dieser Pionierphase ist das Engagement etablierter und namhafter Institutionen wie der KfW als Investorin im Sekundärmarkt ein starkes Signal.“
Die Liquidität im Sekundärmarkt gilt als entscheidend für die Marktentwicklung
Die KfW hat sich nach Unternehmensangaben bewusst für ein Investment im Sekundärmarkt entschieden. Man wollen damit einen Beitrag zur Entwicklung der Liquidität für DLT-basierte Wertpapiere leisten. Damit sich das sehr junge Marktsegment der Kryptowertpapiere entfalten und an Tiefe gewinnen könne, müsse sich neben dem Angebot auch eine kontinuierliche Nachfrage aufbauen.
Auf dem Weg zu einem skalierungsfähigen DLT-basierten Kapitalmarkt sei Sekundärmarktliquidität ein wesentlicher Baustein. Die KfW will im DLT-basierten Kapitalmarkt auch weiterhin aktiv als Emittentin und Investorin auftreten.
Das Liquiditätsportfolio der KfW umfasst Rentenpapiere ausschließlich guter Bonität (Investment Grade). Es dient zur konzernweiten Steuerung der Liquidität. Die Förderbank besitzt keine Filialen und verfügt nicht über Kundeneinlagen. Zur Refinanzierung ihrer Geschäftsaktivitäten hat die KfW im Jahr 2024 an den internationalen Kapitalmärkten Mittel in Höhe von rund 78,1 Milliarden Euro aufgenommen – davon 12,2 Milliarden Euro durch grüne Anleihen („Green Bonds – Made by KfW“).
Im Sommer 2024 hatte die KfW ihr erstes Kryptowertpapier nach dem Gesetz über elektronische Wertpapiere emittiert. Die Berliner Volksbank und die Sparkasse Pforzheim Calw hatten damals in das Kryptowertpapier investiert.
Autoren: Tobias BürgerSchlagworte: Blockchain | Distributed-Ledger-Technologie (DLT) | Kryptowertpapier
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