Immobilien
2. Mai 2025

Bafin halbiert Risikopuffer für Wohnimmobilien

Banken müssen Kredite für Wohnungen nur noch mit einem Prozent „puffern“. Für den ZIA ist diese Entscheidung ein „längst überfälliger Schritt“.

Die Verwundbarkeiten am deutschen Wohnimmobilienmarkt haben sich nach Ansicht der Bafin deutlich, aber noch nicht vollständig abgebaut. Die Finanzaufsicht entschied daher am 30. April, den sektoralen Systemrisikopuffer für Wohnimmobilienkredite ab Mai von zwei auf ein Prozent zu senken. Die allgemeine Risikolage gestalte sich allerdings weiterhin herausfordernd. Um die Widerstandsfähigkeit des deutschen Bankensektors generell aufrechtzuerhalten, bleibt daher der antizyklische Kapitalpuffer bei 0,75 Prozent.

Die Preise für Wohnungen zeigen seit etwa einem Jahr eine moderate Aufwärtstendenz, nachdem sie zuvor stark gefallen waren. Überbewertungen hätten sich größtenteils zurückgebildet. Mit Blick auf einen möglicherweise künftig schwächeren Arbeitsmarkt, könnte jedoch die Ausfallwahrscheinlichkeit bei Wohnimmobilienkrediten steigen. Im Gegensatz zum Wohnimmobilienmarkt sieht die Bafin allerdings bei Gewerbeimmobilien keine Stabilisierung.
Das derzeit im Bankensystem gebundene Kapital werde sich durch die Absenkung des Systemrisikopuffers um etwa zwei bis 2,5 Milliarden Euro verringern. Das entspreche rund 0,4 Prozent des Kernkapitals im Bankensektor.

Antizyklischer Kapitalpuffer bleibt bei 0,75 Prozent

Dagegen will die Bafin den antizyklischen Kapitalpuffer unverändert bei 0,75 Prozent zu belassen. Hintergrund: Die zyklischen Risiken, die sich über frühere Jahre aufgebaut hatten, haben inzwischen im Zuge der verhaltenen Kreditdynamik zwar nachgelassen. Sie seien aber immer noch substanziell. Hinzu treten erhöhte Unsicherheiten über die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen haben sich aufgrund des Zinsanstiegs verschlechtert. Die notleidenden Kredite und Insolvenzen im Unternehmenssektor nehmen merklich zu. Mit dem reduzierten sektoralen Systemrisikopuffer und dem gleichbleibenden antizyklischen Kapitalpuffer verfügt das Bankensystem in Deutschland über Kapitalpuffer von insgesamt mehr als 20 Milliarden Euro.

ZIAübt Kritik

Der Zentrale Immobilien Ausschuss e.V. (ZIA) begrüßt die Bafin-Entscheidung, den sektoralen Systemrisikopuffer für Wohnimmobilienfinanzierungen von zwei auf ein Prozent abzusenken. „Angesichts der Preisrückgänge und einer deutlichen Verringerung der Risiken im Wohnimmobiliensektor war ein solcher Schritt mehr als überfällig“, sagt ZIA-Hauptgeschäftsführerin Aygül Özkan. „Die aktuelle Lage hätte auch eine komplette Streichung durchaus erlaubt, da die Banken gut durch die Krise gekommen und weiterhin ausreichend kapitalisiert sind.“ In Zeiten der Diskussion um das bezahlbare Wohnen wirke ein Systemrisikopuffer für Wohnimmobilienfinanzierungen eher kontraproduktiv und mache Immobilienkredite teurer und unzugänglicher. „Unverständlich ist, dass die Aufsicht trotz des konjunkturellen Abschwungs und einer schleppenden Neukreditvergabe weiterhin an der Beibehaltung des antizyklischen Kapitalpuffers festhält. Dadurch wird die Finanzierung der gesamten Wirtschaft deutlich erschwert“, kritisiert Özkan.

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