Alternatives sind Schwerpunkt der Bafin-Aufsicht
Aktuelle Lage trage zu steigenden Risiken bei. Bafin will weniger Bürokratie – und sieht auch Chancen.
In einem Vortrag am Institut für Versicherungsrecht der Universität Düsseldorf hat Julia Wiens, Exekutivdirektorin Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht der Bafin, am 14. Mai über aktuelle Herausforderungen und Schwerpunkte der Aufsicht gesprochen. Dabei ging sie besonders auf vier Themen ein: die Risiken alternativer Kapitalanlagen, Künstliche Intelligenz, die Wohlverhaltensaufsicht und den Bürokratieabbau.
Julia Wiens erläuterte in ihrem Vortrag, dass die Bafin zurzeit die Risiken alternativer Kapitalanlagen wie Private Debt in den Blick nehme. Solche Anlagen unterschieden sich deutlich von traditionellen Anlageformen wie Anleihen und Aktien und stellten daher hohe Anforderungen an das Risikomanagement. Zudem trage auch die aktuelle Lage dazu bei, dass die Risiken dieser Investments steigen. So könne beispielsweise die schleppende wirtschaftliche Entwicklung zu höheren Kreditrisiken von Private-Debt-Anlagen führen. Wiens verdeutlichte daher die Erwartungen der Aufsicht: „Unternehmen mit einem hohen Anteil in alternativen Kapitalanlagen brauchen ein leistungsstarkes Risikomanagement. Und genügend Personal, das über das entsprechende Know-how verfügt. Darauf achten wir besonders.“
Im Fokus seien vor allem Versicherer mit hohem Bestand an alternativen Kapitalanlagen. Von diesen Unternehmen erwarte die Aufsicht Antworten auf folgende Fragen:
- Wie ist ihr Kapitalanlagerisikomanagement aufgestellt?
- Wie setzen Sie die Anforderungen des Grundsatzes der unternehmerischen Vorsicht um?
- Wie sind Ihre Limit-Systeme ausgestaltet?
- Wie funktionieren Ihre Überwachungssysteme?
- Und wie leiten Sie die strategische Asset-Allokation her?
Weniger Bürokratie, mehr Proportionalität
Bezüglich Bürokratieabbau zitierte Wiens den Bafin-Präsidenten Mark Branson: „Bürokratie deutlich reduzieren, mehr Proportionalität ermöglichen – das sind jetzt Daueraufgaben für die Bafin. Wir werden uns unsere eigenen Regelungen und Verfahren regelmäßig anschauen. Und wir werden dem nationalen und europäischen Gesetzgeber immer wieder Vorschläge machen, an welchen Stellen Regeln angepasst oder zurückgenommen werden könnten.“ Ziel ist es, so Wiens, bürokratischen Aufwand zu reduzieren, ohne das Sicherheitsniveau der Regulierung zu senken. Das gelte insbesondere für die Kapitalanforderungen.
„Es gibt auch viele Chancen“
Ihren Vortrag schloss Wiens mit einem – für eine Aufsicht – eher überraschenden Statement ab: „Menschen wie Sie und ich, die sich professionell viel mit Risiken beschäftigen, wir müssen uns manchmal vor Augen führen: Es gibt auch viele Chancen. Zugegeben, dieser Satz gehört nicht gerade zum Standard-Repertoire von Aufseherinnen und Aufsehern. Aber die deutschen Versicherer haben, insgesamt betrachtet, trotz aller Risiken ordentliche Perspektiven. Viele wirtschaftliche Kennzahlen haben sich in den vergangenen Jahren verbessert. Die Risikotragfähigkeit ist heute stärker als noch vor einigen Jahren.“
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Aufsicht | Private Debt
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