So funktioniert Diversity
Kognitive Vielfalt birgt Vorteile – muss aber gut gemanagt werden. Führungskräfte sind als Psychologen gefragt.
DEI – das Kürzel steht für Diversity, Equity und Integration, hat insbesondere in den USA gelinde gesagt einen schweren Stand. Eine neue Studie von Alex Edmans, Finance-Professor an der London Business School, versucht die stark politisierte DEI-Debatte mit wissenschaftlichen und praktischen Fakten zu bereichern. Die Studie kombiniert laut Pressmitteilung eine Überprüfung der akademischen Literatur mit Erkenntnissen aus erster Hand von Anlageexperten. Dabei zeige sich eine starke Übereinstimmung zwischen beiden sowie eine hohe Überzeugung bei „praktisch allen” Praktikern, dass „kognitive Vielfalt das Potenzial hat, einen erheblichen Mehrwert im Asset Management zu schaffen”.
Die Pressemitteilung stammt von Quoniam. Der aktive, systematische Asset Manager ist Gründungsmitglied des Diversity Project Europe. Dieses entstand Anfang 2016 auf eine Initiative von Vertretern der Investmentbranche.
Laut der Studienergebnisse kann kognitive Vielfalt Investmentteams einen erheblichen Vorteil verschaffen – aber nur, wenn sie gut gemanagt wird. Es helfe nicht, wenn Unternehmen einfach „Vielfalt hinzugeben und dann umrühren“. Kognitive Vielfalt steht für das Spektrum an Perspektiven, Fähigkeiten, Erfahrungen und Denkweisen innerhalb eines Teams. Kognitive Vielfalt kann sich aus Unterschieden im Lebens- und Bildungshintergrund, im beruflichen Werdegang, im kognitiven Stil beziehungsweise in der kognitiven Persönlichkeit und in der Demografie ergeben.
Drei Schlussfolgerungen
Als wesentliche Schlussfolgerungen hält die Studie erstens fest, dass Kognitive Vielfalt die Perspektiven erweitert, das Risiko des Gruppendenkens mindert und Investoren hilft, in einer zunehmend von KI beherrschten Welt, Faktoren zu erkennen, die vom Markt nicht eingepreist werden. Die wertvollsten Quellen der Vielfalt sind unterschiedliche Fähigkeiten und berufliche Hintergründe.
Zweitens birgt Kognitive Vielfalt auch Herausforderungen. Unterschiedliche Denkweisen können zu Missverständnissen oder Reibungen führen, wenn sie nicht richtig gehandhabt werden. In heterogenen Teams kann die Entscheidungsfindung langsamer vonstattengehen, da die Integration widersprüchlicher Standpunkte zu einer Verwässerung oder gar Lähmung führen kann. Affinität und Zusammenhalt können unter Kollegen mit unterschiedlichem Hintergrund schwächer ausgeprägt sein. Zudem sei es wichtig, zu verstehen, wo kognitive Vielfalt einen Mehrwert bringt: Nämlich in komplexen Situationen, bei der Ausführung mechanistischer Aufgaben jedoch weniger.
Drittens sei eine ausgefeilte Führung unabdingbar, um die Vorteile unterschiedlicher Denkweisen zu nutzen und Kosten zu minimieren. Die leistungsstärksten Teams haben Führungskräfte, die ein Umfeld schaffen, in dem Dissens erwünscht ist. Diese Führungskräfte wissen jedoch auch, wann sie vorankommen und welchen Ansichten sie den Vorrang geben müssen. Psychologische Sicherheit ist unerlässlich, um konträre Ansichten zu fördern. Bei erfolgreichen Investments geht es darum, ungewöhnliche Ideen zu verfolgen. Der Umgang mit Vielfalt mag schwierig sein, zahlt sich aber aus, wenn er gut gemacht ist, und führt zu einer solideren Entscheidungsfindung und besseren Resultaten für die Kunden.
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Nachhaltigkeit/ESG-konformes Investieren | Strategien
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