Corporates
9. Juli 2025

Dax-Unternehmen sind Plan-vermögend

Fast fünf Prozent Rendite erwirtschafteten die Dax-Unternehmen mit ihren Altersvorsorgegeldern im Jahr 2024. Teils sind die Renditen sogar zweistellig, was auf hohe Quoten an Aktien und Alternatives zurückzuführen ist. Insgesamt bewirtschaften die 40 Dax-Titel in ihren Planvermögen 264 Milliarden Euro – aber auch dieser Betrag ist ungleichmäßig verteilt.

Deutschlands Unternehmen produzieren nicht nur Autos, Chips oder Chemikalien, sondern mit ihren Altersvorsorgegeldern auch beachtliche Renditen. Dies ist den jährlichen Analysen von Aon und Mercer zu den Pensionsverpflichtungen und -geldern der Dax-40-Mitglieder sowie der Lektüre von deren Geschäftsberichten zu entnehmen. Zu den wichtigsten Ergebnissen zählt, dass der Deckungsgrad der Pensionsverpflichtungen um drei Prozentpunkte auf 81 Prozent stieg. Dies lag am Zinsanstieg, der die gesamten Verbindlichkeiten der 40 Unternehmen von 332 auf 325 Milliarden Euro diskontierte, am von 260 auf 264 Milliarden Euro gestiegenen Planvermögen und dem Dax-Comeback von Fresenius Medical Care. Ein Wermutstropfen: Wie Mercer erinnert, lag das gesamte Pensionsvermögen Ende 2021 bei fast 300 Milliarden Euro.

Beim Deckungsgrad haben die Unternehmen nach Einschätzung von Mercer den Hochpunkt aber noch vor sich. „Der Anstieg des Deckungsgrades belegt den anhaltenden Trend zur Ausfinanzierung der Pensionsverpflichtungen. Damit können nicht nur bilanzielle Risiken gesenkt und die Liquiditätsabflüsse gesteuert werden, sondern im Falle des Pensionsfonds auch die Kosten der gesetzlichen Insolvenzsicherung gesenkt werden“, kommentierte Dr. André Geilenkothen, Mercer Deutschland, im März in einer Hochrechnung. Allerdings variiert der Ausfinanzierungsgrad bei den Unternehmen erheblich und reicht von null Prozent bis zu vollständig ausfinanzierten Pensionsverpflichtungen.

Rechnungszins bei 3,44 Prozent

Wie der Aon-Analyse zu entnehmen ist, ist der durchschnittliche Rechnungszins im vergangenen Jahr mit 3,44 Prozent gegenüber den 3,46 Prozent in 2023 praktisch unverändert. Allerdings ist die Bandbreite beim Rechnungszins deutlich geschrumpft und reicht bei den Dax-Konzernen nur noch von 3,17 bis 3,80 Prozent. Als Mittelwert der Volumina der Planvermögen ermittelte Aon 6,9 Milliarden Euro. Deutlich darüber liegen Siemens, Mercedes und BASF, die jeweils über 20 Milliarden Euro bewirtschaften. Bei Siemens sind es sogar knapp 30 Milliarden Euro.

Ebenfalls auf zweistellige Milliardenbeträge kommen BMW, Volkswagen, Bayer, Eon, Deutsche Bank, Airbus, Allianz, RWE und Deutsche Post. Interessanterweise rangieren also mit Siemens und Mercedes ausgerechnet die beiden Unternehmen an der Spitze der Volumen-Rangliste, die in der jüngeren Vergangenheit mit den Abspaltungen Siemens Energy und Siemens Healthineers beziehungsweise Daimler Truck nicht nur Umsätze und Market Caps, sondern auch Pensionsvermögen in Milliardenhöhe abgegeben haben.

Ein „Hingucker“ – nicht nur für Aktienanalysten – sind die Pensionsdaten von Volkswagen. Die Pensionsrückstellungen der Wolfsburger machten Ende 2024 60 Prozent der Bilanzsumme aus. Den zweithöchsten Wert hat in dieser Statistik Continental mit allerdings gerade einmal 19,5 Prozent. Trotz der relativ hohen Rückstellungen liegt der Deckungsgrad bei Volkswagen aber nur bei 40 Prozent. Bei den Wettbewerbern Mercedes und BMW liegen die Deckungsgrade, wie auch bei der Deutschen Bank, Commerzbank und Siemens, bei knapp über 100 Prozent. Im Schnitt rangiert der Deckungsgrad im Dax, wie erwähnt, nun bei 81 Prozent. Mit einem Deckungsgrad von null bis neun Prozent begnügen sich Porsche SE, MTU, Vonovia, Porsche AG und Symrise. Beweggründe hierfür dürften die Margen im operativen Geschäft, das Business Modell oder das noch junge Unternehmensalter sein.

Dax-Konzerne nutzen Kapitalmarktchancen

Als Rendite aus der Bewirtschaftung der Assets leitet Aon für den gesamten Dax 4,9 Prozent ab. Klare Outperformer, nämlich mit zweistelligen Renditen von bis zu 14,9 Prozent, sind die Deutsche Telekom, Siemens und die Siemens-Ableger Siemens Energy, Infineon und Siemens Healthineers. „Die Dax-Konzerne nutzen unverändert die Chancen der Kapitalmärkte zur Finanzierung ihrer Pensionszusagen“, kommentiert Angelika Brandl, Partner Aon Wealth Solutions Germany. „Die zusätzlichen Dotierungen zum Deckungsvermögen belegen die anhaltende Bedeutung der betrieblichen Altersversorgung, insbesondere mit dem Fokus auf eine angemessene Kapitaldeckung.“ Mercers Jeffrey Dissmann ließ sich folgendermaßen zitieren: „Das übergeordnete Ziel bleibt, den in den vergangenen Jahren erreichten hohen Deckungsgrad aufrecht zu erhalten und sukzessive zu erhöhen. Eine intelligente langfristig ausgerichtete Kapitalanlage, die die kurzfristige Bilanzvolatilität reduziert, jedoch weiterhin langfristige Chancen nutzt, ist hier der Schlüssel.“

Als „intelligent“ erwies sich – zumindest in 2024 – für die Deutsche Telekom die Beteiligung an der British Telecom. Diese macht mit etwa zwei Milliarden nämlich 29 Prozent der „ausgegliederten Vermögenswerte“ aus und die Performance der BT-Aktien betrug im vergangenen Jahr erfreuliche 23 Prozent. Zum guten Anlageergebnis dürften im guten Aktienjahr 2024 aber auch die sonstigen „Eigenkapitalpapiere“ beigetragen haben, die auf eine Quote von immerhin 39 Prozent kommen. Beim Pensionsgelder-„Krösus“ Siemens sollten sich ebenfalls die Aktien positiv bemerkbar gemacht haben, auch wenn deren Quote nur auf elf Prozent kommt. Renditetreiber waren aber aufgrund der hohen Anteile die alternativen Anlagen. Fast fünf Milliarden Euro hat der Technologiekonzern zur Altersvorsorge seiner Mitarbeiter in Hedgefonds, Private Equity sowie Immobilien investiert. Hinzu kommen vier Milliarden in Multi-Strategie-Fonds, welche Absolute-Return- und Diversified-Growth-Fonds umfassen, die, so informiert Siemens, „innerhalb eines Fonds in verschiedene Vermögensklassen investieren mit dem Ziel, die Vermögenserträge zu stabilisieren und die Volatilität zu reduzieren“.

Größere Portionen an Alternativen Anlagen – vulgo Hedgefonds – und Multi-Strategie-Fonds finden sich mit dem gleichen Ziel auch bei Siemens Healthineers. Einen Tick emanzipierter ist Siemens Energy aufgestellt. Auch bei diesem Unternehmen sind die Pensionsgelder in Alternative Investments und Multi-Strategie-Fonds investiert. Allerdings umfassen die Alternatives Immobilien und Private Equity und die Multi-Strategie-Fonds zielen darauf ab, bestimmte Vermögenserträge bei vorgegebenem Risiko zu generieren. Mit 16 beziehungsweise 18 Prozent kommen die beiden Siemens-Abspaltungen zudem auf relativ hohe Aktienquoten. Keine Siemens-DNA in Form von Hedgefonds oder Absolute-Return-Strategien ist dagegen mehr bei Infineon vorhanden. Der Chip-Konzern wurde vor fast 20 Jahren vollständig von Siemens abgenabelt. Bei Infineon setzt man zu etwa 40 Prozent auf „global diversifizierte“ Aktien.

BASF besonders breit diversifiziert

Auf globale Diversifizierung auch bei Anleihen vertraut BASF. Der Chemiekonzern hält „in begrenztem Umfang“ auch Staatsanleihen aus Schwellenländern sowie bei den Unternehmensanleihen auch High Yields. In größerem Stil investiert man in Ludwigshafen aber auch mit 18 Prozent in Aktien und mit 28 Prozent in Alternatives, womit Private und Infrastructure Equity, Absolute-Return-Fonds und besicherte Unternehmensdarlehen gemeint sind. Unter dem Strich warf der Pensionsplan laut Aon 5,4 Prozent ab. Auch im Pensionsvermögen sportlich unterwegs ist Mercedes. In Stuttgart belaufen sich die börsennotierten Eigenkapitalinstrumente auf 35 Prozent. Diese Position dürfte nicht unwesentlich zu einer Gesamtrendite von laut Aon 5,8 Prozent beigetragen haben. Hinzu kommen in der Allokation alternative Investments. Wie Siemens zieht auch Mercedes noch einen weiteren Nutzen aus dem Pensionsplan: nämlich als Zwischenstation für abzugebende Anteile. Das Planvermögen von Mercedes hält Anteile an Daimler Truck und der Siemens Pension Trust an Siemens Energy.

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