Immobilien
26. Juni 2025

Wealth-Segment verspürt Immobilien-Appetit

Wealth Summit zeigt, dass viele Wege zu Immobilien-Assets führen. Prof. Voigtländer: Wohnungskäufer sind zurück.

Institutionelle Anleger hatten an ihren Immobilieninvestments in der jüngeren Vergangenheit wenig Freude. Der Zinsanstieg, leichtsinnige Mezzanine-Finanzierungen und Aufwendungen für energetische Sanierungen machten einigen Versicherungen, Pensionskassen und Versorgungswerken einen Strich durch die Rechnung. Wenig vorstellbar erscheint es darum, dass Anbieter im institutionellen Segment derzeit viele Mandate gewinnen können.

Mehr Offenheit für neue Investments scheint es jedoch in der Wealth-Kundschaft zu geben, die weniger in ALM-Strukturen, Risikobudgets oder Gremienvorgaben denken muss. Diesen Eindruck konnte man auf dem ersten – und gut besuchten – Real Estate Wealth Summit von Rücker Consult gewinnen. In Hamburg präsentierten und informierten sich Vermögensverwalter, Privatbanker und auch Family Offices zu offenen und geschlossenen Immobilienpublikumsfonds, Eltifs, Reits und Private Debt sowie auch zu Renewables und Logistik.

Flucht vom Land in die Stadt

Zur Einführung führte Prof. Dr. Michael Voigtländer die Gipfel-Gäste über das konjunkturelle Umfeld auf den Wohnimmobilienmarkt und machte auf die ‚Stadtflucht‘ und eine ‚Flucht nach vorn‘ aufmerksam. Die langjährige Stagnation wirkt sich auch auf den Immobilienmärkten aus, der städtische Wohnungsmarkt profitiere aber von der stabilen Beschäftigung und zumindest in den Metropolen nehme die wirtschaftliche Aktivität zu. Darum verzeichnen die Bevölkerungszahlen in den Städten Zuwächse. So verzeichnet Berlin ein großes Bevölkerungswachstum, ein Bundesland wie Sachsen-Anhalt dagegen einen Bevölkerungsschwund. „Die Städte entkoppeln sich“, so Voigtländer. Auch bei Büros ist, neben neuwertigem Angebot, die Innenstadtlage gefragt.

Als ‚Flucht nach vorn‘ kann man bezeichnen, dass Anleger zinsbedingt und trotz (oder wegen) großer Unsicherheiten schon wieder Zukäufe tätigen. Die Zinsen bleiben volatil und kurzfristige Zinsprognosen schwierig, so Voigtländer. „Die Überzeugung, dass die Zinsen weiter fallen, ist verlorengegangen – und darum wird schon jetzt investiert.“

Das gilt auch für den privaten Häuslekäufer. Wie Voigtländer ausführte, hat sich die langfristige Erschwinglichkeit von Wohneigentum dank der Reallohnentwicklung seit den 80er-Jahren sehr zu Gunsten von Wohnungskäufern entwickelt. 2019 war die Erschwinglichkeit von Wohneigentum am höchsten und ist auch jetzt noch viel höher als vor 40 Jahren. „Jetzt wacht der Markt wieder auf und die Wohnungspreise erholen sich langsam. Das Miet- und Preiswachstum hat um vier bis fünf Prozent zugelegt“, erklärte Voigtländer. „Zudem wird zu wenig gebaut. Die Lücke zwischen Bedarf und Bautätigkeit wird größer.“ Somit werde auf Jahre eine Überschussnachfrage bestehen.

Daran wird sich auch eher nichts ändern. Der Mangel an Fachkräften, die überbordende Regulierung, fehlendes Bauland und insbesondere die Mietpreisbremse machen Voigtländer skeptisch. „Ich erwarte nicht, dass wir in den nächsten Jahren vorankommen.“ Kleiner Lichtblick: Immerhin werde in der Regierung über serielles Bauen zumindest geredet …

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