Bund für die Leben …
… aber auch für Sach, Kranken – und die Kapitalanlage. Interview mit Barmenia-Gothaer.
Vor einem Jahr wurde ein nicht alltägliches Projekt erfolgreich abgeschlossen: Mit der Barmenia und der Gothaer schlossen sich zwei Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit zu einer der zehn größten Versicherungen in Deutschland zusammen. Die Fusion zur Barmenia-Gothaer führt zu Änderungen für Mitarbeiter, Kapitalanlage und Asset Manager.
Christof Kessler und Anton Buchhart erläutern im großen Investoreninterview im Juni-Heft, wie aus Barmenia und Goam die BGAM wurde und was aus dem Asset Management wird. Einen Auszug lesen Sie hier:
In Ihrem Haus gab es ein „strukturelles“ Thema: die Fusion von Barmenia und Gothaer. Wo lagen die Herausforderungen? Bei Assets, People, Systemen, Unternehmenskultur oder Anlagephilosophien?
Christof Kessler: Überall. Es stimmt beispielsweise nicht, dass wir als Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit sowieso eine gleiche Kultur haben. Die Kulturen waren aber zumindest kompatibel. Trotzdem ist der Zusammenschluss auch in der Kapitalanlage extrem gut gelungen. Dazu hat auch beigetragen, dass Anton und ich uns schon 2017 im „Rentenwerk“ …
… der gemeinsamen Initiative für ein Sozialpartnermodell …
Kessler: … gut kennengelernt haben.
Fusioniert haben die beiden Vereine. Eine strukturelle Herausforderung war für das Asset Management, dass es bei der Barmenia keine separate Finanzdienstleistungsorganisation wie die Gothaer Asset Management, kurz Goam, gab. Die Mitarbeitenden in der Kapitalanlage der Barmenia hatten teilweise Arbeitsverträge mit jeder der drei Versicherungseinheiten nach Versicherungstarif.
Dr. Anton Buchhart: Dass es zumindest bei der Gothaer einen separaten Dienstleister gab, war für den Zusammenschluss hilfreich. Schließlich musste das Asset Management vom ersten Tag an funktionieren.
Mit einem Asset Management Outsourcing an einen Dienstleister konnten die Risikoträger das Kapitalanlage-Thema relativ schnell erledigen. Es brauchte keine Gründungen, Genehmigungen und die Entwicklung von Strukturen. Im Prinzip hat der Dienstleister Barmenia-Gothaer Asset Management AG, BGAM, eben nur neue Kunden bekommen.
Was hat sich für die Mitarbeiter verändert?
Kessler: Diese unterschiedlichen Organisationsformen führten dazu, dass die Mitarbeitenden der Barmenia nicht so streng regulatorisch funktionsgetrennt wie die Goam-Mitarbeitenden agierten. In der Goam waren Mittel- und Backoffice vom Frontoffice getrennt. In der Barmenia konnte man dagegen eine Investmentidee selbst umsetzen, das Risikolevel festlegen und das Investment setteln. In der neuen BGAM ist dafür eine strenge organisatorische Trennung regulatorisch vorgegeben.
Buchhart: Die Barmenia-Mitarbeitenden mussten sich von einer Versicherungstarifwelt auf eine Finanzdienstleisterwelt umstellen. Das musste man schon gut erklärend begleiten. Wir konnten den Kolleginnen und Kollegen aber auch Chancen aufzeigen. Führungspositionen und Funktionswechsel sind in einer spezialisierten größeren Organisation leichter zu erlangen.
War bei den Mitarbeitern viel Überzeugungsarbeit zu leisten?
Kessler: Wir – insbesondere ich – haben darauf bestanden, dass die Wuppertaler Mitarbeitenden im Front Office zwei Tage in der Woche in Köln sind. Das hat nicht nur Freude ausgelöst. Meine Überzeugung ist aber, dass man nur im direkten Austausch Vertrauen zueinander aufbauen kann. Videokonferenzen reichen nicht.
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Versicherer
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