Scherbengericht bei den Zahnärzten Berlin
Neuer Verwaltungsausschuss stellt finanzielle Schieflage fest. Hiobsbotschaft für Mitglieder.
Das Versorgungswerk der Zahnärztekammer Berlin, VZB, ist offenbar in der Realität angekommen. Nachdem das bisherige Leitungsgremium im Geschäftsbericht 2023 noch konstatierte, dass man „kein Problem“ hat, stellt das Versorgungswerk im Anschluss an die Vertreterversammlung am 12. Juli fest: „Das VZB befindet sich in einer finanziellen Schieflage.“ Weiter muss der neue Vorsitzende des nun komplett neu aufgestellten Verwaltungsausschusses, Kieferchirurg Thomas Schieritz, mitteileilen, dass man nach wie vor an einer vollständigen und zugleich realistischen Übersicht arbeite. „Leider müssen wir jedoch bereits jetzt davon ausgehen, dass aufgrund ermittelter und noch zu erwartender Wertberichtigungen ein erheblicher Teil der Anlagen des VZB akut gefährdet sind.“ Der Verwaltungsausschuss des VZB ist das geschäftsführende Gremium und setzt sich aus sechs Mitgliedern zusammen.
In der Vergangenheit hat die Pflichtversorgungseinrichtung für Zahnärzte in Berlin, Brandenburg und Bremen relativ einseitig in Immobilien und Immobilienentwicklungen investiert. Die Kapitalanlagen belaufen sich auf etwa zwei Milliarden Euro, die Zahl der Rentenempfänger auf etwa 3.000.
Juristische Aufarbeitung
In einer Bestandsaufnahme sieht man die Gründe für die finanzielle Schieflage im Wesentlichen „in für Rentenkassen unüblichen, hochriskanten und überproportionalen Investments in Unternehmensbeteiligungen, Start-ups und Immobilien spezieller Nutzungsarten sowie unzureichend oder gar nicht besicherten Darlehen an diese Beteiligungen und andere Unternehmen“. Diese Vergangenheit will man aufarbeiten. Drei bereits im Februar 2025 beauftragte unabhängige Kanzleien wurden mit der juristischen Aufarbeitung der Vorgänge beauftragt. Ein erster Zwischenbericht dieser Kanzleien und weitere Untersuchungen hätten unter anderem Pflichtverletzungen, Verstöße gegen gesetzliche und interne Anlagerichtlinien sowie ein Versagen von Kontrollmechanismen aufgezeigt. Auf der Sitzung am 12. Juli seien sich die Vertreter weitgehend einig gewesen, dass eine konsequente inhaltliche und juristische Aufarbeitung dieser Sachverhalte erforderlich ist. Die Vertreterversammlung sprach sich zudem für die Prüfung von Schadensersatzansprüchen gegen die früheren Mitglieder des Verwaltungsausschusses aus.
Weiter kündigte das Versorgungswerk eine neue Anlagestrategie an. Diese sieht vor, dass man künftig regulatorische Vorgaben einhält, die Kapitalanlage professionalisiert sowie transparent gestaltet, die Anlagen breit diversifiziert und eine Mischung aus jederzeit liquidierbaren Kapitalanlagen und Sachwerten anstrebt.
Die Mitteilung schließt mit einer Hiobsbotschaft für die Mitglieder: „Angesichts der Handlungen der bisherigen Führung des VZB erscheinen spürbare Einschnitte bei den Versorgungsansprüchen sowie Belastungen im Bereich der Renten und Beiträge unausweichlich.“
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Berufsständische Versorgungswerke | Strategische Asset Allocation (SAA)
In Verbindung stehende Artikel:
Schreiben Sie einen Kommentar