Die Bayerische zieht Bilanz nach ihrem „internen Re-Run-off“

Für den Versicherungskonzern „Die Bayerische“ ist der Re-Run-off ein Erfolg. Das Bild zeigt Thomas Heigl, den Finanzvorstand. (Quelle: Die Bayerische.)
Ermöglicht wurde das Comeback insbesondere durch Erfolge in der Kapitalanlage. Die Bayerische gehört zu den wenigen Versicherern mit positiven stillen Reserven.
Der Versicherungskonzern „Die Bayerische“, der zwei Lebens- und einen Kompositversicherer umfasst, blickt auf ein bewegtes Geschäftsjahr zurück: 2024 war geprägt von der Rückkehr der Konzernmutter an den Markt. Am 1. Juli 2024 nahm die frühere „Bayerische Beamten Versicherungen Leben“ (BBV-L) unter dem neuen Namen „BY die Bayerische Vorsorge Lebensversicherung a.G.“ (BY) das Neugeschäft wieder auf.
Die auf den Bereich Arbeitskraftabsicherung spezialisierte Muttergesellschaft steigerte im „Startjahr“ ihre Beitragseinnahmen von 71 Millionen auf 337 Millionen Euro, wie das Unternehmen nun berichtete. Währenddessen reduzierte die auf individuelle und nachhaltige Zukunftsvorsorge spezialisierte Leben-Gesellschaft BL (Bayerische Lebensversicherung AG) ihr Geschäft mit Einmalbeiträgen und trat ihr Biometrie-Geschäft an die Mutter ab.
Rückkehr aus dem Run-off
Zuvor befand sich die Konzernmutter für rund 15 Jahren im sogenannten internen Run-off und hatte keine Versicherungsverträge abgeschlossen. Begründet wurde der Schritt damals mit großen Herausforderungen, vor denen das Unternehmen während der Finanzkrise 2008 gestanden habe.
Durch die strategischen Maßnahmen der Einstellung des Neugeschäfts und ein striktes Kostensenkungsprogramm sei es gelungen, diese Schwierigkeiten zu überwinden und seit 2012 unter der Marke „Die Bayerische“ erfolgreich durchzustarten, hieß es in einem Statement anlässlich der geplanten Wiederaufnahme des Neugeschäfts 2024.
Kapitalanlage ist mehr als nur Portfolioverwaltung
Ermöglicht wurde das Comeback insbesondere durch Erfolge in der Kapitalanlage. „Denn ohne stabile Ertragslage, solide Reserven und eine überdurchschnittliche Kapitalstärke wäre dieser Schritt regulatorisch wie wirtschaftlich kaum denkbar gewesen“, argumentiert die Gesellschaft heute. Die Kapitalanlage der Bayerischen habe damit nicht nur im täglichen Geschäft, sondern auch in der strategischen Weiterentwicklung des Konzerns zentrale Weichen gestellt. Sie sei mehr ist als bloße Portfolioverwaltung.
Die Bewertungsreserven im Konzern belaufen sich – „trotz Zinswende und marktbedingter Rückgänge“ – weiterhin auf 6,2 Prozent. Damit liegt die Bayerische nach eigenen Angaben rund acht Prozentpunkte über dem Branchendurchschnitt. Man wolle das „nicht als Glanzleistung“ inszenieren. Vielmehr sei es Ausdruck eines stabilen, konservativen Bilanzmanagements.
Die stillen Lasten beruhen im Wesentlichen auf Kursrückgängen bei Staatsanleihen. Diese wollen die Münchner bis zur Endfälligkeit halten, sodass es hier zu einer Rückzahlung der Nominalwerte und keiner Verlustrealisierung komme.
Finanzvorstand Thomas Heigl kommentiert: „Unsere Bewertungsreserven sind kein theoretischer Wert. Sie sind ein realer Puffer – und ein sichtbares Zeichen unserer wirtschaftlichen Substanz.“ Man gehöre zu den wenigen Versicherern, „die heute noch positive stille Reserven vorweisen können“. Das sei das Ergebnis eines klaren, konsistenten Investmentkurses.
Die Rückkehr an den Markt für Lebensversicherungsprodukte war nach Unternehmensangaben der erste in der deutschen Versicherungsbranche. Die Bayerische bezeichnete den Schritt damals als einen wichtigen Meilenstein für die Branche und das Modell des internen Run-offs. Die Konzernmutter hat ihre Kapitalanlagen früheren Angaben zufolge neu ausgerichtet und diversifiziert. Das habe zu einer deutlichen Verbesserung der Finanzlage geführt hat.
Interner oder externer Run-off
Ein Run-off bei Versicherungen oder auch Pensionskassen bezeichnet die Abwicklung eines bestehenden Bestandes, ohne dass neue Verträge abgeschlossen werden. Das Unternehmen stellt das Neugeschäft ein und konzentriert sich auf die Verwaltung und Abwicklung der bereits bestehenden Verträge. Beim externen Run-off verkaufen die Versicherer ihre Bestände an Spezialisten, die sich auf die Bestandsverwaltung und -abwicklung konzentrieren und die dabei ein besonderes Augenmerk auf Effizienzsteigerungen legen. Player sind Athora, Viridium und die Frankfurter-Leben-Gruppe.
Im Fall der „Bayerischen“ wurde der Run-off beendet. Daher die Bezeichnung „Re-Run-off“.
Autoren: Tobias BürgerSchlagworte: Run-off | Versicherer
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Die Zahlen kann man durchaus kritischer sehen. Schaut man sich die Performance der Kapitalanlagen 2024 an, so steht da bei beiden Gesellschaften die höchste Verschlechterung der Quote der Bewertungsreserven zu Buche und damit auch die schlechtesten Werte der Kapitalanlange-Performance im Geschäftsjahr am deutschen Lebensversicherungsmarkt. Hier nur Reserven zu nennen auf einige Assetklassen, ohne die auch durchaus vorhandenen Lasten auf anderen, ist schon sehr viel Cherry-Picking.
Zudem besteht die Beitragseinnahme der „wiederbelebten“ BY zum weit überwiegenden Teil nur aus kurzfristigen Einmalbeiträgen. Man hat das Gefühl, es wird immer nach Bedarf mal die gute Kennzahl der einen Gesellschaft, mal die der anderen genannt. Die neuere Gesellschaft BL weist dabei 2023 und auch 2024 einen beträchtlichen Jahresfehlbetrag aus, den die Muttergesellschaft per Verlustübernahme ausgleichen musste.