Versicherer legen jedes Jahr bis zu 300 Milliarden Euro neu an
In einer neuen Publikation gibt der GDV einen Überblick über die deutsche Versicherungswirtschaft. Darin spielen die Kapitalanlagen im wahrsten Sinne des Wortes eine große Rolle.
Mit 480.000 Erwerbstätigen und Beitragseinnahmen von 238 Milliarden Euro pro Jahr zählt die Versicherungswirtschaft zu den bedeutendsten Branchen der deutschen Volkswirtschaft. In rund 500 Millionen Versicherungsverträgen bietet sie Risikoschutz und Vorsorge für nahezu alle privaten Haushalte und Unternehmen in Deutschland.
Allein auf die Lebensversicherung entfallen 84 Millionen Verträge (einschließlich Pensionsfonds und Pensionskassen). Außerdem gibt es hierzulande nicht weniger als 132 Millionen Kraftfahrtversicherungen. Das und mehr zeigt die Neuauflage 2025 der Publikation „Fakten zur Versicherungswirtschaft“, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) nun veröffentlicht hat.
Kapitalanlagen im Wert von 1,9 Billionen Euro
Anhand aktueller Daten und Beispiele gibt die Dachorganisation der privaten Versicherer in Deutschland einen Überblick: In zwölf Kapiteln werden die verschiedenen Facetten der Branche behandelt – zum Beispiel die Kapitalanlagen der Versicherer, die sich auf einen Gesamtwert von 1,9 Billionen Euro belaufen.
Das ist ungefähr das Vierfache des Bundeshaushalts (2024), wie Abbildung eins zeigt. Jedes Jahr legen die Versicherer 200 bis 300 Milliarden Euro neu an den Kapitalmärkten an.
Gemessen am Beitragsaufkommen in der Erstversicherung ist Deutschland der sechstgrößte Markt der Welt mit einem Anteil 3,4 Prozent. Platz eins belegen die Vereinigten Staaten von Amerika (44,8 Prozent) vor China (10,2 Prozent), Großbritannien, Japan und Frankreich. Weil das Versicherungsgeschäft langfristig ausgerichtet ist, halten die Versicherer ihre Kapitalanlagen typischerweise über viele Jahre, teilweise auch über Jahrzehnte.
Renten sind mit einem Anteil von durchschnittlich 75,8 Prozent die mit Abstand wichtigste Asset-Klasse der Versicherer. Die Zinspapiere befinden sich häufig in Fonds, wie Abbildung zwei verdeutlicht. Die Aktienquote beträgt im Durchschnitt 5,1 Prozent.
Nach Verbandsangaben haben die hiesigen Versicherer 112 Milliarden Euro in Infrastruktur investiert. Und zwar sowohl Fremd- als auch Eigenkapital.
Auf Private Equity Investments entfallen 80 Milliarden Euro, davon mehrere Milliarden Euro auf Venture Capital. Zu den Investments gehören Beteiligungen an Start-ups sowohl als strategische Investments als auch im Rahmen der ordentlichen Kapitalanlage.
Versicherer bekennen sich zu den SDGs
Für die Versicherungswirtschaft hat der Klimawandel und die Vermeidung von Klimaschäden eine hohe Bedeutung. Über ihre Kapitalanlagen und ihr Versicherungsgeschäft sind sie auf vielfältige Weise von der Klimaerwärmung sowie von intensiveren und häufigeren Extremwetterereignissen betroffen, wie der GDV unterstreicht.
Weiter heißt es, die Versicherer bekennen sich zu Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen und zu den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens. Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung sind politische Zielsetzungen der Vereinten Nationen, die weltweit der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen sollen. Die große Mehrheit von 84 Prozent der Versicherer setzt für die Kapitalanlagen Netto-Null-Ziel für das Jahr 2050.
Noch mehr Fakten zur Versicherungswirtschaft
Die Publikation „Fakten zur Versicherungswirtschaft“ hält eine Fülle weiterer Zahlen bereit. Zum Beispiel erfährt man, dass im August 2025 insgesamt 79 Lebens-, 43 Kranken-, 199 Schaden-/ Unfall- und 28 Rückversicherer, die etwa 90 Prozent des deutschen Versicherungsmarktes ausmachen, unter der Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) standen. Hinzu kommen 121 Pensionskassen und 34 Pensionsfonds zur betrieblichen Altersversorgung sowie 26 Sterbekassen.
Darüber hinaus werden einige hundert kleine Versicherer direkt von den Bundesländern beaufsichtigt. Neben den Versicherern unter deutscher Aufsicht sind auch zahlreiche Versicherer mit einer Lizenz aus anderen europäischen Ländern per Europäischem Pass in Deutschland tätig – entweder über eine deutsche Niederlassung oder im freien Dienstleistungsverkehr direkt von ihrem Heimatland aus.
Autoren: Tobias BürgerSchlagworte: Versicherer
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