Rabenschwarzes Quartal für Spezialfonds
Das Nettoneugeschäft nahm im zweiten Quartal kontinuierlich ab. Ein rabenschwarzes Quartal verzeichneten die Spezialfonds von Altersvorsorgeeinrichtungen, wie eine aktuelle Bestandsaufnahme zeigt.
Die Beratungsgesellschaft Kommalpha widmet sich in der neuen Ausgabe ihrer Publikation „Spezialfondsmarkt Quarterly“ einmal mehr den Cashflows in Spezialfonds und insbesondere deren Nettomittelaufkommen. Betrachtet wird in der mittlerweile 20. Ausgabe des „Quarterly“ das zweite Quartal 2025.
Wie die Bestandsaufnahme zeigt, aus der portfolio institutionell exklusiv zitiert, nahm das Nettoneugeschäft im Berichtsquartal kontinuierlich ab, mit dem negativen Höhepunkt im Juni mit Nettomittelabflüssen in Höhe von 1,1 Milliarden Euro (siehe Diagramm).
In Summe flossen im zweiten Quartal rund 3,4 Milliarden Euro netto in deutsche Spezialfondsmandate. Das ist laut Kommalpha ein außerordentlich schwaches Niveau. „Immerhin beträgt das durchschnittliche Nettomittelaufkommen der letzten 5 Jahre fast 18 Milliarden Euro pro Quartal“, wie die Autoren der Markterhebung um Kommalpha-Vorstand Clemens Schuerhoff in Erinnerung rufen.
Sie weisen darauf hin, dass sich die Dynamik des Nettoneugeschäfts von Spezialfonds deutlich abschwächt. Dieser Trend lasse sich in den Daten seit Anfang 2023 ablesen.
Währenddessen betragen die Zuflüsse von frischer Liquidität im Berichtsquartal in Summe 40 Milliarden Euro. Wie die Abbildung verdeutlicht, weisen sie nicht das Muster des Nettomittelaufkommens auf, da sich der Spitzenwert von 16 Milliarden Euro im Juni des Berichtsquartals findet.
Und auch hier zieht Kommalpha den Vergleich mit dem Median der Mittelzuflüsse der vergangenen fünf Jahre: das waren 65 Milliarden Euro pro Quartal. Im zweiten Quartal 2025 seien lediglich neun Prozent der Zuflüsse von frischer Liquidität netto in den Spezialfondsmandaten verblieben. Auch das sei ein extrem geringer Wert. Das Berichtsquartal sei daher von sehr hoher Anteilsscheindynamik geprägt gewesen, bei sehr geringem Nettoneugeschäft, heißt es.
Nettoneugeschäft der Investoren im Detail
Das sehr geringe Niveau des Nettoneugeschäfts stellt sich auf Ebene der Investorenkategorien folgendermaßen dar: Vor allem Spezialfonds von Altersvorsorgeeinrichtungen und privaten Organisationen ohne Erwerbszweck kamen im zweiten Quartal schlecht weg. Erstere verzeichneten ein, laut Kommalpha, „rabenschwarzes Quartal“ mit Nettomittelabflüssen in allen drei Berichtsmonaten und in Summe 2,6 Milliarden Euro Nettomittelabflüssen im zweiten Quartal 2025.
Das Nettomittelaufkommen von Spezialfonds von privaten Organisationen ohne Erwerbszweck war im zweiten Quartal 2025 ebenfalls negativ, allerdings mit in Summe 27 Millionen Euro Nettomittelabflüssen fast ein Nullsummenspiel. Immerhin, so Kommalpha, weisen die weiteren Investorensegmente ein positives Nettomittelaufkommen in Spezialfonds auf, „wohlbemerkt auf niedrigem und sehr wechselhaftem Niveau“.
Am auffälligsten im positiven Sinne waren die Nettoflows von Kreditinstituten und Corporates mit in Summe 1,9 Milliarden Euro beziehungsweise 1,7 Milliarden Euro. Versicherungen als zweitgrößte Anteilseignergruppe im Spezialfondsmarkt weisen den Angaben zufolge ein sehr wechselhaftes Nettoneugeschäft in Spezialfonds auf: Nach einem relativ starken Quartalsauftakt folgen zwei Monate mit Nettomittelabflüssen, sodass im zweiten Quartal in Summe 618 Millionen Euro Nettomittelaufkommen festzustellen sind.
„Wir haben in der Vergangenheit bereits häufiger darauf hingewiesen, dass sich verbindlichkeitsorientierte Investorensegmente im Hinblick auf demografische Entwicklungen sowie sich verändernde Bilanzstrukturen in einer schwierigen Situation befinden“, heißt es seitens Kommalpha. „Einen dämpfenden Einfluss für die Kapitalanlagen in Spezialfonds haben wir regelmäßig erst ab 2030 prognostiziert. Auch wir irren uns regelmäßig und scheinbar sehen wir die ersten Vorboten dieser Entwicklung bereits in der Gegenwart.“
Frisches Geld kann Delle nicht ausgleichen
Die Zuflüsse von frischer Liquidität auf Ebene der Investorenkategorien weisen hingegen ein anderes Muster im Vergleich zum Nettomittelaufkommen auf. Versicherungen und private Organisationen ohne Erwerbszweck dotierten laut dem neuen „Quarterly“ mit 9,1 Milliarden Euro beziehungsweise 8,6 Milliarden Euro im zweiten Quartal den höchsten Betrag an frischem Geld in ihre Spezialfonds. Davon sei im Berichtsquartal bei Versicherungen ein verschwindend geringer Betrag netto in den Spezialfondsmandaten verblieben. Die Brutto-/Nettoquote bei Versicherungen beträgt „mickrige“ sieben Prozent.
Bei Spezialfonds von privaten Organisationen ohne Erwerbszweck sei von den frisch dotierten Mitteln gar nichts netto in den Spezialfondsmandaten verblieben. „Wie geschildert, zogen sie netto sogar 27 Millionen Euro ab. Schlechter sieht es diesbezüglich lediglich bei Altersvorsorgeeinrichtungen aus, die im Berichtsquartal 7,3 Milliarden Euro frische Liquidität in ihre Spezialfonds dotiert haben und netto besagte 2,6 Milliarden Euro abgezogen haben, was zu einer brutal negativen Brutto-/Nettoquote führt.“
Gleichzeitig bedeutet dies, so Kommalpha, „eine Auskehrung von Liquidität aus Spezialfondsmandaten“ von Altersvorsorgeeinrichtungen in Höhe von 9,9 Milliarden Euro im zweiten Quartal, „was den mit Abstand höchsten Wert aller betrachteten Kundengruppen bedeutet“. Bei den verbleibenden Investorenkategorien hat Kommalpha in Sachen Zuführung von frischer Liquidität im zweiten Quartal keine signifikanten Auffälligkeiten festgestellt. „Alles auf einem im Zeitvergleich niedrigeren Niveau“, heißt es.
Autoren: Tobias BürgerSchlagworte: Administration | Spezialfonds
In Verbindung stehende Artikel:
Schreiben Sie einen Kommentar