Traditionelle Anlagen
30. Oktober 2025

KI wie TMT? Asset Manager üben sich in vergleichender Bubble-Wissenschaft

Tech-Unternehmen mit Rekordinvestments in KI – sie können es sich aber auch leisten. „Kein normaler Investitionszyklus.“

Wer Apple kaufen will, braucht nun 4.000.000.000.000 Dollar. Die Marktkapitalisierungs-Marke von vier Billionen Dollar konnten bislang nur Nvidia und Microsoft knacken. Gerade der Bewertung der letzteren beiden Unternehmen verlieh die Euphorie um Künstliche Intelligenz (KI) Flügel. Dies gilt aber auch für andere Tech-Werte: Wie in der Finanzwoche von DJE zu lesen ist, liegt die Börsenkapitalisierung der KI-abhängigen US-Aktien nun bei knapp 30 Billionen Dollar und belaufe sich somit auf etwa die Hälfte des Marktwertes aller US-Aktien. „Berücksichtigt man, dass KI-Aktien nur etwa acht Prozent des amerikanischen BIP entsprechen, sieht man die hohe Bewertung dieser Titel“, schreibt Herausgeber Dr. Jens Ehrhardt. Allerdings, so der DJE-Gründer, steigen auch die Gewinne im KI-Sektor schneller als in allen anderen Branchen und die Magnificent 7 als weitestgehend KI-typische Aktien kommen auf Gewinnsteigerungen von 20 bis 30 Prozent.

Die naheliegende Frage – vor allem für diejenigen, die schon vor einem Vierteljahrhundert auf dem Aktienmarkt aktiv waren: Handelt es sich bei KI um eine Blase, wie damals die TMT Bubble? Vielleicht, wenn man sich die Bewertungen anschaut. Nein, wenn man auf die Gewinne und deren Entwicklung schaut. Die Mag7 kommen laut Finanzwoche im Schnitt auf ein KGV von immerhin 27. Diese Kennzahl lag allerdings bei der damaligen Dotcom-Top7 bei 52.

Der große Unterschied zu damals ist aber: „Die Mag7 finanzieren Rekordinvestitionen aus starken Cashflows und bleiben profitabel“, schreibt die Finanzwoche. Letzteres Argument vertritt auch Marcus Weyerer, ein ETF-Experte von Franklin Templeton: „Die anhaltende Dominanz großer Technologie- und KI-getriebener Unternehmen ist weniger Blasenbildung als Ausdruck fundamentaler Stärke – solide Bilanzen, Cashflows und Innovationskraft unterscheiden sie klar von der Dotcom-Ära.“ Mega-Caps würden somit strukturelle Gewinne bleiben.

Bubble-Debatte ohne Ende

Somit ist ein Ende des Booms kurzfristig nicht absehbar – genauso wenig wie aber auch die Bubble-Debatte. Diese wird unter anderem durch die Investitionen der Tech-Unternehmen in die KI-Infrastruktur befeuert. Diese Investitionen tragen für DJE „blasentypische Züge“. Top Manager der Mag7 würden selbst betonen, dass Überinvestitionen möglich sind. „Das Risiko, nicht führend zu sein, wiege jedoch schwerer.“

Diesen Standpunkt vertritt auf einer Presseveranstaltung auch Arne Rautenberg, der seit Juli das Aktienfondsmanagement von Union Investment leitet. „Anders als zu Zeiten des Neuen Marktes sind heutige Tech-Unternehmen wie Microsoft und Amazon auf Gewinne aus ihren KI-Investitionen nicht angewiesen. Deren Sorge ist nur, bei Künstlicher Intelligenz nicht führend zu sein.“ Rautenberg nennt als Beispiel, dass Google bereit ist, für sein KI-Angebot potentiell Rücksetzer bei Werbegeldern in Kauf zu nehmen. „Das ist kein normaler Investitionszyklus“, gibt Rautenberg noch eine versteckte Warnung.

Die Überinvestitionen machen auch TEQ Capital Sorge. Der Vermögensverwalter – Gründer und CEO ist Frank Thelen – verweist zwar auf die starken Fundamentaldaten der Mag7. „Sie sind gut kapitalisiert, hochprofitabel und in vielen Segmenten quasi monopolartig positioniert.“ Kennzeichnend für Tech-Blasen sei jedoch die Tendenz zur Überinvestition und zu daraus resultierenden Überkapazitäten. Der Höhepunkt sei zudem noch nicht erreicht: „Die Investitionsausgaben im Verhältnis zum BIP liegen mit circa einem Prozent weit unter den vier Prozent, die während des Eisenbahn-Booms erreicht wurden. Viele große KI-Konzerne haben ihre Bilanzen zudem noch nicht umfassend eingesetzt und die Kreditmärkte bislang kaum angezapft.“

Neben diesen (Über-)Investitionen gibt es noch weitere Warnsignale. Beim Unternehmen Open AI lässt nicht nur die Bewertung von einer halben Billion Dollar aufhorchen, sondern auch die Einschätzung von dessen CEO Sam Altman, dass es sich bei AI in der Tat um eine Blase handeln könnte. „Befinden wir uns in einer Phase, in der Investoren insgesamt übermäßig begeistert von KI sind? Meiner Meinung nach ja. Ist KI das Wichtigste, was seit langer Zeit passiert ist? Meiner Meinung nach ebenfalls ja“, wird er unter anderem von CNBC zitiert.

Ray Dalio warnt vor steigenden Zinsen

Einig ist sich das Gros der Experten, dass sich der Markt nicht wie im März 2000 auf dem Gipfel befindet, von dem es dann monatelang nur noch bergab ging. Der Tag wird aber kommen. Eine Idee, wann das sein wird, hat Ray Dalio. Der legendäre Gründer von Bridgewater Associates warnte, dass der KI-Boom in eine Tech-Blase führen könnte. „Da passiert gerade sehr viel Blasenartiges“, sagt Dalio in einem aktuellen Interview gegenüber CNBC. „Aber Blasen platzen eigentlich erst, wenn die Geldpolitik restriktiv wird.“ Auf jeden Fall sei Dalios persönlicher „Bubble Indicator“ derzeit auf einem relativ hohen Wert.

 

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