Immobilien
12. November 2025

Nachhaltigkeit bei Immobilienfonds kostet keine Rendite

Das zeigt eine Masterarbeit. Der Studiengangsleiter spricht von einem „Beitrag zur Versachlichung der Debatte“.

Anleger, die sich an einem Immobilienfonds mit ökologischen oder sozialen Merkmalen gemäß Artikel 8 der EU-Offenlegungsverordnung (Sustainable Finance Disclosure Regulation, SFDR) beteiligen, müssen im Vergleich zur Beteiligung an einem Fonds gemäß Artikel 6 SFDR, der keine entsprechenden Merkmale aufweist, keine Renditeeinbußen hinnehmen. Das ist ein zentrales Ergebnis einer Performance-Analyse von Artikel-8- und 6-Fonds, die das Beratungshaus Reax Advisory in Kooperation mit der Hochschule Rhein-Main durchgeführt hat.

Im Rahmen der Masterarbeit von Studentin Lara Schweitzer wurde den Angaben zufolge ein umfangreicher Datensatz von Immobilienfonds sowohl einer statistischen Querschnittsanalyse als auch einer Zeitreihenanalyse über den gesamten Beobachtungszeitraum unterzogen. Darüber hinaus erfolgte ein historischer Vergleich mit den Resultaten einer bereits 2023 zu diesem Thema durchgeführten Studie von Reax Advisory.

Ergebnis: Über alle Auswertungsansätze hinweg habe sich dabei aus den empirischen Ergebnissen ein konsistentes Bild ergeben. Weder hätten sich für den internen Zinsfuß (Internal Rate of Return, IRR) noch für die Ausschüttungsrendite signifikante Performanceunterschiede zwischen den Fonds der unterschiedlichen SFDR-Kategorien nachweisen lassen.

Temporäre Unterschiede nivellieren sich im Zeitablauf

In einzelnen Phasen des Fondslebenszyklus ergaben sich jedoch temporäre Unterschiede: Die Artikel-8-Fonds hätten den Break-Even minimal früher erreicht als die Artikel-6-Fonds. Ferner seien die Renditen der Artikel-6-Fonds zwischenzeitlich etwas höher ausgefallen als bei den Artikel-8-Fonds. Beide Unterschiede hätten sich jedoch im weiteren Verlauf nivelliert. Damit ließ sich bezüglich des Internen Zinsfußes erneut der Trend zur Konvergenz der Renditepfade beobachten, der sich bereits in der 2023 durchgeführten Studie gezeigt hatte, heißt es in einer Mitteilung.

Entwicklung der Ausschüttungsrendite unter der Lupe

Die Entwicklung der Ausschüttungsrendite, die in der aktuellen Studie erstmals zusätzlich erfasst worden sei, stabilisierte und steigerte sich bei beiden Fondskategorien mit zunehmender Laufzeit. Die Stabilisierung bei Artikel-6-Fonds sei etwas früher eingetreten, während die Artikel-8-Fonds ab der mittleren Fondslaufzeit ebenfalls ähnliche und teils sogar höhere Ausschüttungsrenditen erzielt hätten.

Studiengangsleiter Professor Dr. Bernd Wieberneit, der die Masterarbeit als Referent begleitete, sagt: „Seit dem Inkrafttreten der SFDR wird die Frage nach möglichen Renditeeinbußen bei ESG-orientierten Finanzprodukten im Vergleich zu Produkten ohne ESG-Merkmale immer wieder und auch kontrovers diskutiert. Die nun vorliegenden Analysen eignen sich als Beitrag zur Versachlichung der Debatte und können einschlägige Befürchtungen entkräften.“

Annika Dylong, Geschäftsführerin der Reax Advisory, ergänzt: „Die Analyseergebnisse zeigen, dass es unter wirtschaftlichen Aspekten keinen Grund gibt, auf Fonds mit ESG-Merkmalen gemäß Artikel 8 SFDR zu verzichten. Allerdings ist dabei zu berücksichtigen, dass die Konvergenz der Renditeverläufe möglicherweise auch darauf hindeutet, dass sich die tatsächliche Ausgestaltung eines Fonds im Hinblick auf ESG-Kriterien möglicherweise nicht in der SFDR-Kategorie allein widerspiegelt.“

Dylong berichtet, es sei durchaus möglich, „dass einige Fondsanbieter Produkte in einer niedrigeren Kategorie als derjenigen lancieren, deren Kriterien sie eigentlich erfüllen würden. Gründe dafür können die Vermeidung von regulatorischem Mehraufwand, strengeren Berichtspflichten sowie potenzieller Haftungsrisiken sein.“

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