Investoren
24. November 2025

Investoren wählen die 60:20:20-Formation

Natixis-Umfrage ergibt skeptischen Blick auf Geopolitik, aber Zutrauen zu Private Markets. Renditeerwartung deutscher Anleger niedriger als im internationalen Vergleich.

Investoren blicken skeptisch auf das kommende Jahr. Wie eine im September und Oktober unter 515 institutionellen Investoren durchgeführte globale Umfrage von Natixis Investment Managers ergab, erwarten 74 Prozent eine größere Korrektur an den Aktienmärkten. Die Hälfe erwartet einen Rückgang von bis zu 20 Prozent, ein Viertel sogar einen noch größeren Rückgang. Als größte wirtschaftliche Bedrohung sehen die Anleger die Geopolitik, gefolgt von einer Tech-Bubble. Doch die Politik ist nicht die einzige Sorge. Zwei Drittel der Institutionen befürchten zudem, dass das langsame Wachstum ein Vorbote einer Rezession sein könnte. Befragt wurden Versicherer, Pensionskassen, Stiftungen, Banken und Staatsfonds, die weltweit insgesamt 30 Billionen Dollar an Vermögenswerten bewirtschaften. Bezeichnenderweise trägt die Studie den Titel „Dancing in the Dark“.

In diesem eher düsteren makroökonomischen Umfeld erwarten zwei Drittel, dass ein 60:20:20-Portfolio, mit 60 Prozent Aktien und 20 Prozent Alternative Assets die richtige Allokation sein wird. In Deutschland wollen zwei Drittel der Befragten den Anteil der nicht gelisteten Vermögenswerte in ihrem Portfolio erhöhen; sie erwarten, dass sich das Investmentuniversum dank der Nachfrage nach Private Credit und Infrastructure Debt erweitern wird. Wie die Umfrage ergab wollen die Anleger ihre Aufstockungen relativ gleichmäßig über Private Equity, Infrastruktur und Private Debt verteilen.

Patrick Sobotta, Geschäftsführer für Zentral- und Osteuropa sowie Leiter der Private Asset Academy von Natixis IM: „Gerade Investitionen in Infrastruktur schaffen Versicherungen oder Pensionsfonds die Möglichkeit, ihre langfristigen Verpflichtungen mit den ebenfalls langen Laufzeiten in Einklang zu bringen. Zugleich sind sie von den Regulatoren angehalten, ihre Investitionsstrategien angesichts der zunehmenden klimatischen Herausforderungen auf die Finanzierung der Infrastruktur für die Energiewende auszurichten.“

Vertrauen in USA sinkt

Interessante Ergebnisse erbrachte die Umfrage zudem zur Aktienallokation: Ein Drittel der Befragten fürchtet die Konzentrationsrisiken durch die Dominanz der Mag7. Somit erwartet die Mehrheit, dass aktives Management besser abschneiden wird als passives. Was die Regionen betrifft, so zeigt die Stimmung der institutionellen Anleger ein nachlassendes Interesse an den USA: Ein Drittel plant, die Allokationen in US-Aktien zu reduzieren. 89 Prozent teilen mit, dass sie ihre Allokationen in Aktien aus dem asiatisch-pazifischen Raum erhöhen oder beibehalten werden, während 85 Prozent planen, ihre Allokationen in europäische Aktien zu erhöhen oder beizubehalten. Auch die Schwellenländer werden neu bewertet: Die Hälfte der Institutionen geht mittlerweile davon aus, dass Indien China als führenden Schwellenmarkt für Investitionen ablösen wird.

Deutsche Renditeerwartung bei 6,5 Prozent

Einen interessanten Einblick ermöglichte Natixis noch zu den 30 deutschen Anlegern, die an der Umfrage teilnahmen. Diese hegen beispielsweise mit 6,5 Prozent eine deutlich niedrigere langfristige Renditeerwartung als die nicht-deutschen Kollegen, die von 8,5 Prozent ausgehen. Wenig überraschend ist die höhere Fixed-Income-Allokation (37,8 versus 31,8 Prozent), auf die nicht zuletzt die geringere Renditeerwartung zurückzuführen ist. Besonders skeptisch sieht man hierzulande die USA. 87 Prozent der deutschen Anleger sagen, dass die Politisierung der US-Institutionen den „Investment Case USA“ schwächt. Global sehen dies nur 63 Prozent der Befragten. Deutlich größer als international ist in Deutschland auch die Sorge vor der Inflation.

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