Alternative Anlagen
1. Dezember 2025

Anträge für Batteriespeicher übersteigen Erzeugung

Goldgräberstimmung rund um Batteriespeicher. BDEW für politische und regulatorische Änderungen.

Die Goldgräberstimmung rund um Batteriespeicher kann der Energieverband BDEW mit Daten aus einer Umfrage zu Netzanschlüssen eindrücklich untermauern. Die Umfrage zeigt, dass derzeit Netzanschlussanträge für Großbatteriespeicher (ab einem Megawatt (MW) Bruttoleistung) mit einer Gesamtleistung von über 720 Gigawatt (GW) vorliegen. Bereits zugesagte Netzanschlüsse für Großbatteriespeicher belaufen sich auf mindestens 78 GW. Befragt wurden Übertragungsnetzbetreiber und 17 große Verteilnetzbetreiber.

Zur Einordnung: Die angefragte Leistung von über 720 GW entspricht laut BDEW mehr als dem Zweieinhalbfachen der heute installierten Erzeugungsleistung von 263 GW in ganz Deutschland – also aller Erneuerbaren-Energien-Anlagen und konventionellen Kraftwerke zusammen. Betrachte man außerdem die geplante Netzübertragungsfähigkeit, liegen die Anfragen beim Neunfachen der aktuellen Jahreshöchstlast der Übertragungsnetze (rund 80 GW).

Was Batteriespeicher attraktiv macht, ist die Volatilität von Grünstrom. „Durch die zeitliche Verschiebung von Erzeugung und Bereitstellung des Stroms können (Batteriespeicher) Last- und Erzeugungsspitzen glätten, und sind geeignet die Effizienz zu steigern und die Versorgungssicherheit erhöhen. Aber sie müssen sich in das Gesamtsystem einfügen“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.

Glücksritter suchen Netzanschluss

In einer Diskussionsrunde zu Batteriespeichern sagte Rouzbeh Amini, Head of Structuring & Origination, Infrastructure Investments bei der Talanx-Tochter Ampega, dass „derzeit die Hürden für die Beantragung eines Netzanschlusses zu niedrig sind. Jeder kann an ganz vielen Standorten einfach mal sein Handtuch hinlegen.“ Auf Linkedin bezeichnete Eon-CEO Leo Birnbaum die Antragsteller als „Glücksritter“.

Der BDEW mahnt, politische und regulatorische Weichen zu stellen. „Dazu gehört in einem ersten Schritt eine zügige Anpassung der Kraftwerksnetzanschlussverordnung (KraftNAV), bei der Großbatteriespeicher mit einer Nennleistung ab 100 MW künftig ausgenommen werden. Pumpspeicherkraftwerke sollten dagegen unbedingt weiter unter die KraftNAV fallen, weil ihre geringe Zahl keine Herausforderung darstellt. Wir begrüßen ausdrücklich die Ankündigung von Ministerin Reiche zu schnellem Handeln“, sagt Kerstin Andreae. „Zugleich müssen transparente Netzanschlussverfahren etabliert werden, die die aktuelle Knappheitssituation in den Netzen besser berücksichtigen als das etablierte First-come-first-served-Verfahren. Netzkapazität sollte nach volkswirtschaftlichen Kriterien effizient vergeben werden, wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt. Aber auch Überbauung, flexible Netzanschlussvereinbarungen oder Reservierungsverfahren müssen künftig eine größere Rolle spielen.“

Der BDEW arbeitet nach eigenen Angaben derzeit intensiv an konkreten Vorschlägen für einen ausgewogenen Instrumentenmix, der einen volkswirtschaftlich sinnvollen Umgang mit Netzrestriktionen und gleichzeitig den erwünschten Hochlauf neuer Technologien ermögliche.

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