Traditionelle Anlagen
28. November 2018

Aktieneinstiegsprogramme bei knappen Risikobudgets

Aktien sind langfristig eine attraktive Asset-Klasse und ­institutionelle Investoren sind Langfristanleger. Trotzdem sind die Aktienquoten in der Regel überschaubar. Gründe liegen in der Regulatorik, in Bilanz­ierungserfordernissen und in knappen Risikobudgets. Verschiedene Ansätze bieten jedoch auch bei knappen Risikobudgets ­Möglichkeiten für erhöhte Aktien-Exposures und somit die Chance, antizyklisch von den gefallenen Aktienbewertungen zu profitieren.

Low Beta und Min Vol

Merkmale sowohl von Strategien auf Niedrigrisiko-Aktien als auch auf Optionen weist der Lupus alpha Low Beta Risk-Premium auf. Bei dieser im April live gegangenen Strategie werden Put-Optionen ­verkauft. „Dieser Ansatz vereinnahmt neben der klassischen Aktien-Risikoprämie die Low Beta-Risikoprämie. Letztere wird auch als ­Leverage-Risikoprämie bezeichnet. Diese erklärt die messbare Überrendite risikoärmerer Aktien (Low Beta) gegenüber risikoreicheren Aktien (High Beta) und ist durch die Leverage-Aversion der Anleger fundamental begründet“, erläutert Alexander Raviol, Head of Alternative Solutions. „Umgesetzt wird die Strategie durch den Verkauf von Put-Optionen auf internationale Aktienindizes.“ Gedacht ist der Low Beta Risk-Premium als Alternative für institutionelle Anleger, die die Crowding-Risiken von klassischen Low-Beta- / Minimum-Volatility-Ansätzen erkannt haben und diese reduzieren wollen. Raviol: „Der Fonds zeigt eine diversifizierende Wirkung zu diesen Produkten.“ Der Verkauf von Puts hat aber in einem Monat wie dem diesjährigen Oktober seine Tücken: Die Brutto-Performance von minus sechs ­Prozent lag unter der MSCI-World-Benchmark. Bei Lupus alpha ist dieser Ansatz Teil des Bereichs Alternative Solutions, welcher insbesondere für Anleger gedacht ist, deren Risikobudget eine weitere ­Erhöhung der Aktienquote unmöglich macht.

Infrastrukturaktien mindern die Volatilität

Überzeugen konnte im Oktober die Performance von Infrastruktur­aktien. Veritas Investment reportet für seinen Listed Infrastructure Fund, der gleichgewichtet in Aktien von Unternehmen der sogenannten Kerninfrastruktur investiert, für den vergangenen Monat einen Verlust von lediglich 1,8 Prozent und für das laufende Jahr ein Plus von 0,95 Prozent. Ein vergleichbarer Ansatz zählt nun auch zum ­Repertoire von Bantleon Institutional Investing. „Ausgangsfrage für diesen Ansatz war, wie man eine Aktienallokation aufbauen kann, ­ohne zu riskieren, dass in kurzer Zeit knappes Risikobudget verloren geht“, erklärt Susanne Linhardt, Senior Portfolio Manager Infrastruktur. Bantleons Antwort: Aktien von nachhaltigen Unternehmen der Basisinfrastruktur, also nachhaltige Versorger, Kabelanbieter oder auch von gelisteten Betreibern von Funkmasten. Diese Aktien können dank ihrer geringeren Volatilität und hohen Dividendenrenditen ­(Gesamtportfoliorendite von 4,5 Prozent) sogar das Risikobudget stärken. Linhardt betont, dass die selektierten Unternehmen langfristig durch einen Fokus auf Nachhaltigkeit von Wettbewerbsvorteilen und besseren Kursentwicklungen profitieren können. Dementsprechend investiert man in Versorger mit einem hohen und steigenden Anteil von Erneuerbaren Energien sowie Unternehmen in allen Infrastruktursegmenten, die sich erfolgreich mit dem Thema Nachhaltigkeit ­beschäftigen. Das Infrastrukturaktienportfolio des Hannoveraner ­Asset Managers zeigte sich in dem turbulenten Kapitalmarktmonat Oktober mit einem Verlust von weniger als einem Prozentpunkt stabilisierend und deutlich besser als der breite Markt. Kein Bestandteil des Portfolios war und ist der Mautstraßenbetreiber Atlantia, der nach dem Einsturz der Brücke in Genua ein Drittel seines Werts verlor. Bantleon verweist zur Begründung auf die italienische Regulierung und die Verschuldung des Unternehmens. Dafür weisen mit Cellnex, Iberdrola und Forrovial drei der fünf größten Einzeltitel einen spanischen Hintergrund auf. Für Versicherungen dürfte dieser Ansatz vor allem dann attraktiv sein, wenn eine Einordnung der Infrastruktur­unternehmen als qualifizierte Infrastruktur gelingt.

Auf eine attraktive Immobilienrendite kommt Ende September auch der Euro Stoxx Real Estate Index mit 3,4 Prozent. Die Risiken von ­Immobilienaktien sind jedoch nicht zu unterschätzen. „Immobilienaktien sind im Vergleich zu anderen Industrien nicht grundsätzlich risikoärmer, verfügen allerdings über bestimmte Charakteristiken, die zu einem positiven Diversifikationseffekt im Aktienportfolio führen. Kurzfristig verhalten sich die Titel ähnlich volatil wie Aktien und reagieren negativ auf Zinserhöhungen“, warnt die Helaba Invest. Über längere Betrachtungsperioden nehme aber die Korrelation zu Fixed Income und dem allgemeinen Aktienmarkt ab, unter anderem aufgrund der indexierten Cashflows im Immobiliensegment. Die ­Volatilität des Euro Stoxx Real Estate Index kann über der des breiten Marktes liegen.

Mit knappem Risikobudget in Aktien zu investieren, hat seine ­Tücken. Die beschriebenen Ansätze können zur Schmerzlinderung beitragen und bieten die Chance, langfristig Risikobudget aufbauen zu können. Bewähren müssen sich diese Ansätze im Vergleich zu passiven ­Aktienansätzen und zu Liquid Alternatives

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