Traditionelle Anlagen
10. Mai 2023

Aktienrückkäufe auf Rekordniveau

Weltweites Rückkaufsvolumen erreicht fast Höhe der Dividendenausschüttungen. Ein Viertel der Rückkäufe entfällt auf zehn Unternehmen.

Für Aktionäre war in 2022 nicht alles schlecht. Laut der Sonderbeilage des Janus Henderson Global Dividend Index haben die Aktienrückkäufe einen neuen Rekordwert erreicht, der fast so hoch ist wie die Dividendenausschüttungen im Jahr 2022. Die 1.200 Top-Unternehmen der Welt kauften eine Rekordsumme von 1,31 Billionen Dollar ihrer Aktien zurück, was fast der Summe von 1,39 Billionen Dollar entspricht, die dieselben Unternehmen im Laufe des Jahres an Dividenden ausschütteten. Darüber hinaus lag die Gesamtsumme um 22 Prozent höher als im Jahr 2021, in dem der bisherige Rekord aufgestellt worden war.

Der rasante Anstieg der Rückkäufe ist laut Janus Henderson kein Ein-Jahres-Phänomen. Erstaunlicherweise habe sich der Wert der Rückkäufe seit 2012 fast verdreifacht und übertreffe damit bei weitem den 54-prozentigen Anstieg der Dividenden im gleichen Zeitraum.

Je nach Sektor fallen die Unterschiede sehr groß aus. Der bei weitem größte Wachstumsfaktor im Jahr 2022 war der Ölsektor. Hier kauften die Unternehmen eigene Aktien im Wert von 135 Milliarden Dollar zurück, mehr als viermal so viel wie 2021. Fast die gesamte Liquidität des Ölsektors wurde von Unternehmen in Nordamerika, Großbritannien und in geringerem Umfang in Europa ausgegeben.

Zudem konzentrieren sich die Beträge auf einige wenige Unternehmen. Apple gehört zu den weltweit größten Käufern eigener Aktien, die für das Geschäftsjahr 2022 einen Umfang von erstaunlichen 89 Milliarden Dollar erreichten, was fast sieben Prozent des weltweiten Gesamtvolumens entspricht. Die zehn größten Käufer entsprechen fast einem Viertel des weltweiten Gesamtvolumens – und nur einer von ihnen, die britische Shell, stammt nicht aus den USA. Nestle war im vergangenen Jahr einer der größten Käufer eigener Aktien in Europa.

Ben Lofthouse, Head of Global Equity Income bei Janus Henderson, sagte: „Die rasche Zunahme der Rückkäufe in den letzten drei Jahren spiegelt eine starke Gewinnentwicklung und einen hohen freien Cashflow sowie die Bereitschaft wider, die Aktionäre zu belohnen, ohne ungewollte Erwartungen an die Dividende zu wecken.“

Sehr fraglich ist jedoch, ob sich dieser Trend fortsetzt. „Die globalen Kapitalkosten sind heute deutlich höher als in den vergangenen Jahren“, so Lofthouse. „In Zeiten, in denen Unternehmen praktisch zum Nulltarif Zugang zu Finanzmitteln hatten, gab es einen großen Anreiz, Schulden zu machen und Aktien zurückzukaufen, da dies einen immensen Mehrwert darstellte. Für Unternehmen, die wie Apple oder Alphabet sehr große Summen an Barmitteln generieren, ist dies kein wichtiger Faktor. Für andere, vor allem in den USA, die Kredite zur Finanzierung von Aktienrückkäufen aufgenommen haben, werden die Überlegungen künftig sehr viel ausgewogener sein.“

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