Versicherungen
7. März 2012

Allianz wird griechische Anleihen umtauschen

Diekmann: „zentraler Beitrag zur Stabilisierung der Eurozone“. Talanx will sich hingegen nicht am Schuldenschnitt beteiligen.

Die Allianz wird das Umtauschangebot für griechische Staatsanleihen, das am morgigen 8. März ausläuft, annehmen. Wie der Versicherungskonzern heute mitteilte, hat der Vorstand nach intensiven Beratungen den Umtausch als wirtschaftlich sinnvoll bewertet. Das Engagement in griechischen Staatsanleihen steht aktuell mit 310 Millionen Euro in den Büchern, nachdem dieses Ende Januar auf 24,7 Prozent des Nennwerts abgeschrieben wurde. Das sind weniger als 0,1 Prozent der Kapitalanlagen des Versicherungskonzerns, die sich auf 461 Milliarden Euro belaufen. 
„Die Umschuldung ist ein wichtiger Schritt zur Lösung der wirtschaftlichen Probleme des Landes“, erklärte Michael Diekmann, Vorsitzender des Vorstandes der Allianz SE. Und weiter: „Zusammen mit den großen Anstrengungen von Griechenland, anderer hoch verschuldeter Staaten und der Europäischen Union wird damit ein zentraler Beitrag zur Stabilisierung der Eurozone geleistet, von der sowohl unsere Kunden wie auch wir als Investor gleichermaßen profitieren. Eine breite Annahme des Umschuldungsangebotes ist ein positives Signal für Griechenland und die Kapitalmärkte.“
Nicht an dem freiwilligen Schuldenschnitt wird sich unterdessen die Talanx beteiligen. Dies hatte der Vorstandsvorsitzende Herbert Haas bereits im vergangenen Jahr verlauten lassen. Wie eine Sprecherin auf Nachfrage mitteilte, hat sich an dieser Haltung nach wie vor nichts geändert. Das Engagement in griechischen Staatsanleihen der Talanx belief sich allerdings bereits zum Stichtag des 31. Oktober 2011 auf sechs Millionen Euro, was 0,01 Prozent der gesamten Kapitalanlagen der Talanx entspricht. Zum aktuellen Bestand wollte sich der Konzern nicht äußern. Es ist davon auszugehen, dass er inzwischen noch geringer, wenn nicht gar auf null reduziert wurde. 
Wie die anderen deutschen Versicherungskonzerne mit dem Angebot umgehen werden, ist derweil nicht absehbar. Aktuell wollen sich verschiedene Versicherungen auf Nachfrage nicht dazu äußern. Auch der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) wollte oder konnte dazu keine Aussage treffen. „Jedes in Griechenland engagierte Versicherungsunternehmen entscheidet selbst, ob es sich an dem geplanten freiwilligen Forderungsverzicht beteiligt. Eine Aussage darüber, wie sich die Branche verhalten wird, können wir nicht treffen“, erklärte der GDV auf Nachfrage. Zugleich wies man aber daraufhin, dass das Engagement der deutschen Versicherer insgesamt mit 0,3 Prozent „außerordentlich gering“ ist.   
Wie aus einer Meldung des internationalen Bankenverbandes IIF von Anfang der Woche hervorgeht, wollen sich die Deutsche Bank und Commerzbank am freiwilligen Schuldenschnitt beteiligen und das Umtauschangebot annehmen. Auch andere große Institute wie BNP Paribas und die ING Bank machen mit. 
Zielwert von 90 Prozent droht zu scheitern
Die griechische Regierung hofft bei ihrem Umtauschangebot, dass sich mehr als 90 Prozent der privaten Gläubiger daran beteiligen. Im Moment zeichnet sich allerdings ab, dass diese Quote nicht erreicht wird. Wie das „Wall Street Journal Deutschland“ heute berichtet, rechnen Personen mit direkter Kenntnis der Vorgänge nur mit einer Beteiligung von 75 bis 80 Prozent. Sollte sich dies als richtig erweisen, könnte aus dem freiwilligen Schuldenschnitt ein Zwangsschuldenschnitt werden. Die griechische Regierung hatte im Februar ein entsprechendes Gesetz verabschiedet, durch das eine nachträgliche Zwangsumschuldung möglich wird. Eine solche Zwangsumschuldung würden die Rating-Agenturen allerdings wahrscheinlich  als Zahlungsausfall werten, womit die Kreditausfallversicherungen ausgelöst würden.  
Das Angebot zum Schuldenschnitt, das die Regierung in Athen am 24. Februar unterbreitet hat, betrifft ausstehende griechische Anleihen mit einem Gesamtvolumen von 206 Milliarden Euro und läuft am 8. März um 21 Uhr MEZ aus. Durch den Gläubigerverzicht soll die Schuldenlast von Hellas um 107 Milliarden Euro schrumpfen. 
Das Umtauschangebot für die griechischen Staatsanleihen sieht wie folgt aus: Die privaten Gläubiger sollen auf 53,5 Prozent ihrer Forderungen gegenüber Athen verzichten. Für die restlichen 46,5 Prozent erhalten sie verschiedene neue Wertpapiere. Zum einen ist für 15 Prozent des Nominals ein Umtausch in ein- oder zweijährige EFSF-Papiere und für 31,5 Prozent des Nominals ein gleichmäßiger Umtausch in griechische Anleihen mit einem Lautzeitbereich von elf bis 30 Jahren vorgesehen. Der Kupon dieser Anleihen ist gestaffelt. Bis 2015 sind zwei Prozent vorgesehen. Danach soll der Zinssatz stufenweise steigen, und zwar auf drei Prozent bis 2020, auf 3,65 Prozent im Jahr 2021 und danach auf 4,3 Prozent. Die neuen Anleihen werden unter englischem Recht begeben und sind mit einer Option versehen, die vom Wirtschaftswachstum Griechenlands abhängt. Zusätzlich erhält der Investor bei Annahme des Umtauschangebots eine neue als Zerobond ausgestaltete Anleihe, die ebenfalls durch den EFSF begeben wird und eine Laufzeit von sechs Monaten hat.  
portfolio institutionell newsflash 07.03.2012/kbe
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