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18. März 2015

Alpha muss nicht teurer sein

Outperformer bewegen sich mit ihrer Preispolitik unter dem Durchschnitt. Dies zeigt eine neue Fee-Studie von Bfinance. Preise sind nicht in Stein gemeißelt, Rabatte von 20 Prozent sind möglich.

Asset Manager, die ihre Benchmark outperformen, rufen nicht zwangsläufig höhere Gebühren auf. Vielmehr bewegen sich die Outperformer mit ihrer Preispolitik sogar etwas unter dem Durchschnitt. Zudem weichen die unterschiedlichen Gebührenvorstellungen der Asset Manager stark von diesem Durchschnittswert ab. Dies lässt sich in der aktuellen Fee-Studie von Bfinance nachlesen. Der Consultant wertete für diese Analyse über 100 Ausschreibungen und damit fast 3.200 Einreichungen von über 650 Investment Managern aus. Der Großteil der Auswertungen entfiel auf die Anlageklassen Aktien und Renten. Die Investorenbasis stammte vornehmlich aus Europa, davon circa ein Drittel aus Deutschland.
Wie der Studie zu entnehmen ist, rufen Asset Manager beispielsweise bei einem aktiven Aktien-Europa-Mandat über 100 Millionen Euro im Schnitt 52 Basispunkte auf. Interessanterweise will jedoch das günstigste Quartil nur 40 Basispunkte vereinnahmen, das dritte Gebührenquartil dagegen 61. Ein Aufschlag von etwa 50 Prozent der teuren Asset Manager gegenüber ihren günstigeren Wettbewerbern besteht auch in anderen Aktiensegmenten und Anlageklassen. So ruft das günstigste Managerquartil für Unternehmensanleihen im Schnitt 19, das dritte Quartil 28 Basispunkte auf. Bei Wandelanleihen sind es 47 beziehungsweise 84 Basispunkte, für ein 100-Millionen-GTAA (Multi-Asset)-Mandat 46 versus 77 Basispunkte. Gut zu wissen ist zudem, dass Asset Manager, welche die erste Selektionsrunde bei Ausschreibungen von Bfinance überstehen, keine Fees aufrufen, die über dem Schnitt aller Ausschreibungsteilnehmer liegen. Echte Alpha-Manager müssen also nicht teurer sein. Als Erklärung für das Phänomen führt Ori Gotfrid, Leiter des deutschen Bfinance-Büros, an, dass auch die Top-Performer bei Ausschreibungen mit dem gesamten Manageruniversum und allen darin enthaltenen Gebührenangeboten konkurrieren. „Eine mögliche zweite Erklärung für dieses Phänomen könnte sein, dass es sich bei den Top-Performern nicht selten um Spezialisten/Boutiquen handelt, bei denen Unternehmenseigner und Portfoliomanager identisch sind, die eine schlankere Kostenbasis haben und zudem unabhängiger agieren können“, so Gotfrid. 
Verhandlungen ermöglichen Rabatte von 20 Prozent
Interessant ist für Investoren, dass die erste Preisangabe, also die oben genannten Beträge, nicht in Stein gemeißelt sind. Offenbar sind die Margen der Asset Manager so groß, dass das ursprüngliche Angebot noch um durchschnittlich 20 Prozent in den weiteren Verhandlungen gesenkt werden kann. Dies gilt auch für die Outperformer. „Viele Faktoren spielen für den Verhandlungsspielraum eine Rolle“, schreibt Bfinance in der Studie. „Mit einem transparenten Markt, auf dem die Marktführer über den größten Preissetzungsspielraum verfügen, haben diese Faktoren jedoch nichts zu tun.“ Vielmehr von Bedeutung ist, „ob der Asset Manager eine neue Strategie implementiert, regional expandiert, seine Kundenbasis diversifizieren möchte oder bereits an seine Kapazitätsgrenze stößt“.
Neben der Kunst des Verhandelns führt noch ein weiterer Weg zu niedrigeren Gebühren: das Volumen. Mehr überrascht, dass die Fees bei aktiven Long-only-Anlageklassen bei einem 400-Millionen-Euro-Mandat gegenüber einem 100-Millionen-Mandat nur um 15 Prozent schrumpfen. Allerdings bezieht sich diese Zahl auf die Standardtabellen der Manager. „Der Verhandlungsspielraum bei sehr großen Volumina ist natürlich überproportional hoch, da der Manager seine variablen Kosten bereits frühzeitig gedeckt hat“, so Gotfrid.
Neben der Verwaltungsvergütung, die insgesamt im Vergleich zur Vorgängerstudie von vor drei Jahren stabil ist, untersucht die Studie auch Performance-abhängige Gebührenmodelle. Diese lassen vor allem bei Aktien- und Multi-Asset-Mandaten eine stärkere Interessenkongruenz erkennen – zumindest aus Investorensicht. Fast ein Drittel der Manager offeriert nun Modelle, in denen Performance Fees erst greifen, wenn die Outperformance mindestens zwei Prozent über der Benchmark liegt. Dies war vor drei Jahren noch nicht der Fall und stellt eine Entwicklung dar, die Bfinance begrüßt.
portfolio institutionell newsflash 18.03.2015/Patrick Eisele
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