Asset Management
18. Oktober 2022

Alternatives machen Schweizer Pensionskassen erfolgreicher

Eine Untersuchung der Investmentberatung Mackewicz & Partner zeigt: Alternative Anlagen sind eine unverzichtbare Renditequelle für Schweizer Pensionskassen. Doch die Aussichten trüben sich ein.

Kapitalgedeckte Pensionsanlagen spielen in der Schweizer Bevölkerung nach Angaben der Investmentberatung Mackewicz & Partner eine deutlich größere Rolle im Vergleich zu Deutschland. Das unter dem Bundesgesetz über die berufliche Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge (BVG) seit 1985 gebildete Vermögen beträgt knapp 1,3 Billionen Schweizer Franken. Mit weniger als einem Zehntel der Einwohner bewirtschaften die Pensionskassen des Alpenlandes demnach ein mehr als doppelt so hohes Pensionsvermögen als wir in Deutschland – „und dies recht erfolgreich“, heißt es in einer aktuellen Untersuchung des Schweizer Pensionskassenmarktes von Mackewicz & Partner.

Erhebliche Unterschiede gibt es zum Beispiel beim Wachstum des Kapitalstocks: Während das Pensionsvermögen in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren um jährlich etwa 1,9 Prozent gewachsen ist, können sich die Rentner in der Schweiz über ein Wachstum von 6,7 Prozent per annum im gleichen Zeitraum freuen.

Die Anlageverantwortlichen bei Schweizer Pensionskassen erzielen mit alternativen Anlagen wie Private Equity höhere Renditen. Laut Mackewicz & Partner kommen manche Schweizer Pensionskassen auf Private-Equity-Quoten im zweistelligen Bereich. Zudem seien in der Eidgenossenschaft auch die Quoten für Aktien sowie alternative Anlagen höher als hierzulande.

Vor diesem Hintergrund kamen die 1.449 Schweizer Vorsorgeeinrichtungen im vergangenen Jahr im Durchschnitt auf eine Netto-Vermögensrendite von acht Prozent. Den Angaben zufolge verhalfen die Kapitalanlagen den Pensionsvermögen im Vorjahr zu einem Wachstumsschub von etwa 85 Milliarden Euro. Dieses Risiko, kommentiert Mackewicz & Partner, mache sich auch langfristiger betrachtet bezahlt. Die Performance-Mittelwerte der Schweizer Pensionskassen waren im Zeitraum von 2011 bis 2021 nur in den Jahren 2011 (minus 0,34 Prozent) und 2018 (minus 2,81 Prozent) negativ.

Größerer Spielraum

Ermöglicht werden die höheren Quoten für die laut Mackewicz & Partner riskanteren Assets durch einen größeren regulatorischen Spielraum. Anders als ihre von Garantiezinsen geplagten deutschen Pendants seien Schweizer Pensionskassen „in gewissem Rahmen“ auch Unterdeckungen erlaubt.

In der aktuellen Analyse hat sich Mackewicz & Partner eingehender mit der Anlageklasse Private Equity bei zwanzig Schweizer Pensionskassen befasst. Sie verwalteten im vergangenen Jahr ein Kapitalanlagevolumen von über 340 Milliarden Franken. Es gibt aber in der Schweiz auch größere Einrichtungen, die keine Private-Equity-Investitionen getätigt haben, so Mackewicz & Partner.

2022 läuft es schlechter

Das Anlagejahr 2021 war laut der Untersuchung überdurchschnittlich gut. 2022 sei dagegen schlecht angelaufen. Die Kapitalanlagen haben Minusrenditen verzeichnet und die Deckungsgrade seien abgerutscht.

Die sehr guten Anlagejahre von 2019 bis 2021 haben es den meisten Pensionskassen erlaubt, Reserven zu bilden. Diese würden aber „stärker beansprucht“, wenn sich die aktuelle Entwicklung mit negativen Ergebnissen verstetigen würde. Inzwischen hätten Inflation, höhere Zinsen, Lieferengpässe, Personalsorgen und Energieknappheit besorgniserregende Dimensionen angenommen, so Mackewicz & Partner. „Die Sorgen gehen so weit, dass mit den Zinserhöhungen der Euroraum wieder in Schwierigkeiten gerät und wir es mit einer neuen Eurokrise zu tun bekommen könnten.“

Hinzu kommt: Der Zuwachs der Renditen mache Anleihen wieder attraktiver und reduziere das Chance-Risiko-Verhältnis für Aktien und Private Equity. „Es ist davon auszugehen, dass die steigenden Zinsen den Einsatz von Fremdkapital verteuern werden und sich die Eigenkapitalrendite einzelner Transaktionen aufgrund der vorsichtigeren Nutzung von Leverage reduzieren wird.“

Die ersten Verlierer der jungen Krise stehen fest

Die Verantwortlichen der Vorsorgeeinrichtungen hätten zwar grundsätzlich die Erwartung, dass die Unternehmen, die sich in den Portfolios ihrer Private Equity-Fonds befinden, „aufgrund ihres Sachwert-Charakters einen geeigneten Inflationsschutz bieten. Trotzdem beschäftigt uns die Sorge, dass die Inflation insbesondere diejenigen Portfolio-Unternehmen treffen könnte, welche die Preissteigerungen für Energie, Rohstoffe oder Personal nicht oder nur bedingt an ihre Kunden weitergeben können“, konstatiert Mackewicz & Partner und vermutet, dass im laufenden Jahr ein deutlich geringeres Volumen von institutionellen Investoren für neue Private-Equity-Fonds bereitgestellt wird. „Damit stehen mit all den Fondsmanagern, die noch keine neuen Fonds aufgelegt oder geschlossen haben, vielleicht auch schon die ersten Verlierer der noch jungen Krise fest.“

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