Schwarzer Schwan
10. Juli 2015

American Bad Ass CEO

Wie beschreibt man einen Unternehmer, der in seinem jungen Leben schon extrem viel erreicht hat, der aber auch nicht mehr ganz bei Trost zu sein scheint?

Wer schon einmal in der Unternehmensberatung gearbeitet hat, der weiß, dass dort die Uhren ein wenig anders ticken als in klassischen Bürojobs: Wenn man es wagt, an einem Wochentag gegen 17 Uhr den Schreibtisch in Richtung Familie zu verlassen, schallt einem für gewöhnlich der Abschiedsgruß der Kollegen hinterher: „Na, hast wohl einen halben Tag Urlaub?“ Sollen die Kollegen doch lästern. Schon Nassim Taleb wusste, wie man mit Kritikern umgeht: „Man wird für Beleidigungen unempfindlich, wenn man es sich zur Gewohnheit macht, sich vorzustellen, dass der Betreffende eine Abart von einem Brüllaffen mit viel zu wenig Selbstbeherrschung ist. Wenn man einfach Haltung bewahrt, lächelt und sich darauf konzentriert, den Sprecher zu analysieren, nicht seine Botschaft, wird man den Streit gewinnen.“ 
Diese Ratschlag kann man auch den Angestellten des Unternehmers Elon Musk (Jahrgang 1971) mit auf den Weg geben. Denn Amerikas „Bad Ass CEO“ (Zitat Business Insider) ist einer jener Zeitgenossen, die partout auf Krawall gebürstet sind. Das zeigen Erfahrungen des US-Journalisten und Musk-Biografen Ashlee Vance. Dieser hat bereits unzählige Titelgeschichten über Elon Musk, Mark Zuckerberg oder Steve Ballmer geschrieben. Von Amts wegen hatte er dabei auch Gelegenheit, Selfmademan Musk auf dem Werksgelände seiner Fahrzeugschmiede Tesla Motors zu treffen. An einem Samstag. Und sie waren nicht alleine dort. 
Verdammt, wir verweichlichen
Laut einem Bericht der „Zeit“ standen auf dem Firmengelände die Autos hunderter Mitarbeiter. Journalist Vance gibt sich beeindruckt, so viele Leute im Büro zu sehen – und sagt das dem gebürtigen Südafrikaner, der neben Pay Pal und Tesla auch das Raumfahrtunternehmen SpaceX gegründet hat. Doch dieser ist alles andere als begeistert. Immer weniger Mitarbeiter kämen am Wochenende zur Arbeit, jammert Musk. Gerade wollte er schon in einer E-Mail an die Belegschaft darauf hinweisen: „We’ve grown fucking soft“, wie der Visionär behauptet, den manche für den ehrgeizigsten Unternehmer im Sillicon Valley seit Steve Jobs halten. 
Doch wer ist eigentlich dieser Elon Musk, der seine Mitarbeiter an die Kandare nimmt und von dem die Ehefrau verrät, er habe Eier aus Stahl. Das Magazin Business Punk attestiert ihm „etwas Wahnsinn und absolute Kompromisslosigkeit“. Andere sagen, der „Technik-Titan“ sei aufbrausend, wenn seine Leute Fehler machen. Der Workaholic mit einem angeblichen Arbeitspensum von 100 Stunden pro Woche spucke dann auch schon mal Kaffee über den Konferenztisch oder drohe Mitarbeitern damit, ihnen „die Eier abzuschneiden“. Er verlange nichts weniger als die totale Hingabe zu seinem Unternehmen, heißt es in dem Artikel der Zeit. 
Musk gilt übrigens als einer der 75 einflussreichsten Menschen des 21. Jahrhunderts. Das Magazin Forbes kürte ihn 2011 zu einem von „America‘s 20 Most Powerful CEOs 40 And Under“. Teil seiner Vita ist die Geschichte, wonach Elon Musk seinen Studienplatz an der angesehenen Stanford University nach nur zwei Tagen hinschmiss, um Internetunternehmer zu werden. Nach der Lektüre seiner Biografie („Wie Elon Musk die Welt verändert“) steht für die New York Times fest: „Dieses Werk wird wahrscheinlich die endgültige Darstellung eines Mannes sein, den wir bisher nur als Witzfigur wahrgenommen haben. Spätestens beim Lesen der letzten Seiten wird jeder die Notwendigkeit erkennen, sich von Vergleichen mit Steve Jobs zu verabschieden. Glauben Sie Musk. Es gibt niemenden wie ihn.” 
Das sieht auch ein anonymer Leser so, der die Lektüre des Bestsellers „Elon Musk: Tesla, SpaceX, and the Quest for a Fantastic Future“ auf Amazon.com mit den Worten quittiert: „Elon, you are my Hero, but I would never work for you, because you obviously dump people for no good reason. Egocentric way above my pain threshold.“ Noch sensibler als für ihn zu arbeiten ist nur noch eines: sich finanziell am Tun von Musk zu beteiligen. Der Visionär pfeift nämlich für die nächsten Jahre auf Gewinne. Wenn Sie dennoch in Musk investieren wollen, sollten Sie sich aber beeilen: Musks Traum ist es, auf den Mars zu fliegen! 
In diesem Sinne wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio ein schönes Wochenende. 
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