Immobilien
17. März 2016

Anziehungskraft von Immobilien ist ungebrochen

Rekordjahr 2015: So viel frisches Geld haben nicht-gelistete Immobilienanlagen nie zuvor eingesammelt. Am rührigsten sind Pensionseinrichtungen. Auch für 2016 sind hohe Einkaufsaktivitäten zu erwarten.

Institutionelle Investoren haben 2015 ihren Worten Taten folgen lassen. Dieser Schluss drängt sich bei einem Blick auf die neue Studie des europäischen Verbands für nicht-gelistete institutionelle Immobilienanlagen (Inrev) auf, die in Kooperation mit den US-amerikanischen und asiatischen Schwesterverbänden Anrev und NCREIF durchgeführt wurde. Demnach floss weltweit ein Rekordvolumen von rund 123,6 Milliarden Euro an frischen Geldern in nicht-gelistete Immobilienvehikel. Die in diversen Umfragen von institutionellen Kapitalanlegern angekündigten Mittelzuflüsse in Immobilien sind somit keine leeren Worte geblieben. Als rührigste Investorengruppe erwiesen sich Pensionseinrichtungen. Von ihnen stammte der Großteil des frischen Geldes: 57,3 Milliarden Euro. Mit deutlichem Abstand dahinter folgen Versicherungen, die knapp 15 Prozent der Mittelzuflüsse stellten. Auf Sovereign Wealth Funds entfielen rund elf Prozent. 
Regional betrachtet erwiesen sich 2015 europäische Investoren als die größten Immobilienliebhaber. Von ihnen kamen rund 60 Milliarden Euro der frischen Gelder. Aus Nordamerika stammten rund 44 Milliarden Euro und aus dem asiatisch-pazifischen Raum 19 Milliarden Euro. Angesichts der Dominanz europäischer Investoren erscheint es nicht überraschend, dass Europa mit einem Anteil von 51 Prozent der gesamten Mittelzuflüsse die bevorzugte Zielregion für Immobilieninvestments war. Doch der Schein trügt ein wenig. Laut der Inrev-Studie verfolgt fast die Hälfte der 321 Vehikel nordamerikanischer Fondsmanager, die im vergangenen Jahr frische Gelder einsammelten, eine Europastrategie. Das demonstriere die anhaltende Popularität von Europa auf der anderen Seite des Atlantiks, heißt es in der Studie. Auf Vehikel mit einer Nordarmerikastrategie entfielen 2015 knapp 28 Prozent der 123,6 Milliarden Euro. 
Wie aus der Studie weiter hervorgeht, erfuhren nicht-gelistete Immobilienfonds den größten Zuspruch. Fast die Hälfte der Mittelzuflüsse entfiel 2015 auf derartige Immobilienvehikel. Es folgen Direktinvestments mittels Separate Accounts (24,4 Prozent) sowie Joints Ventures und Club Deals (13,3 Prozent). Auch Debt-Strategien erfreuten sich im vergangenen Jahr weiterhin großer Beliebtheit. Entsprechende Produkte vereinten neun Prozent der gesamten Mittelzuflüsse auf sich. Allein auf europäische Debt-Produkte entfielen 2015 gut 3,6 Milliarden Euro.
Bei aller Freude über große Mittelzuflüsse bringen diese auch Herausforderungen für die Immobilienmanager mit sich. Die eingesammelten Gelder müssen investiert werden. Objekte mit attraktivem Rendite-Risiko-Profil zu finden, wird immer schwerer. Angesichts dessen rät Henri Vuong, der bei Inrev für den Research zuständig ist: „Investoren und Fondsmanager werden ihre Präferenzen in puncto Risiko, Stil und Region verschieben müssen, um Investments zu finden, die attraktive Renditen liefern können.“ 
Viel Aktivität, aber mit begrenztem Risiko
Doch die Bereitschaft zu mehr Risiko scheint derzeit nicht besonders ausgeprägt zu sein. Dies lässt sich zumindest der neuen Studie „EMEA Investor Intentions Survey 2016“ des Immobiliendienstleisters CBRE entnehmen, für die 423 Immobilienanleger aus der EMEA-Region (Europa, Naher Osten und Afrika), darunter auch gut 50 deutsche Adressen, befragt wurden. Demnach will zwar die große Mehrheit der Befragten ihre Einkaufaktivität 2016 mindestens auf dem Vorjahresniveau halten, knapp die Hälfte sogar erhöhen. Die Risikofreudigkeit scheint dabei jedoch zurückzugehen. Laut CBRE ist der Trend des geringeren Interesses an Spitzen- oder Core-Immobilien nach drei Jahren vorerst beendet. Für 2016 stufen 41 Prozent der Investoren Prime- und Core-Assets als das attraktivste Segment des Marktes ein. Im vergangenen Jahr teilten nur 29 Prozent diese Einschätzung. 
In Bezug auf die attraktivsten Märkte gingen die Meinungen der Investoren auseinander. Deutschland erreicht Platz eins mit 17 Prozent der Antworten. Mit 15,1 Prozent liegt Großbritannien knapp auf Platz zwei, gefolgt von Spanien mit 10,2 Prozent, den Niederlanden mit 9,9 Prozent, Frankreich mit 9,2 Prozent und Polen mit ebenfalls 9,2 Prozent. „So breit gestaffelt wie in diesem Jahr war das Feld der attraktivsten Märkte noch nie“, so Jan Linsin, Head of Research bei CBRE Germany. Dies zeige, dass sich viele Länder in Europa zu interessanten Investitionsstandorten entwickelt haben und dass die Investoren unterschiedliche Akzente bei ihrer Standortauswahl setzen.
Bemerkenswert sei das zunehmende Interesse an Zentral- und Osteuropa. Im Vergleich zum Vorjahr stieg das Interesse an diesem Marktsegment von sechs auf 23 Prozent. „Diese Entwicklung kann durch die stark gesunkenen Renditen in Westeuropa erklärt werden, welche die Attraktivität Zentral- und Osteuropas in den Augen einiger Investoren bei ihrer Jagd nach Rendite deutlich erhöht“, erläutert Fabian Klein, Head of Investment bei CBRE Germany. Dies äußere sich auch bei den Antworten in Bezug auf alternative Immobilieninvestments. So sind 56 Prozent der von CBRE befragten Investoren bereits in einen oder mehrere alternative Bereiche investiert. 57 Prozent der Befragten wollen 2016 ihre Investitionen in diesem Bereich ausweiten. Dabei ist das Geschäft mit Immobilienkrediten mit 30 Prozent das derzeit am weitesten verbreitete unter den alternativen Immobilienanlageformen, wobei 22 Prozent diesen Bereich weiter ausbauen wollen. Studentenwohnheime sind der Bereich der alternativen Immobilieninvestments, für den sich aktuell die größte Anzahl Investoren erstmalig interessiert. 20 Prozent der Befragten haben bereits in Studentenwohnheime investiert und wollen dieses Engagement erhöhen. Weitere 13 Prozent planen neu in diese Asset-Klasse einzusteigen.
portfolio institutionell newsflash 21.03.2016/Kerstin Bendix
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