Stiftungen
3. Juli 2023

Atomfonds mit Milliardenverlust

In einem schwachen Marktumfeld hat auch das Portfolio des deutschen Staatsfonds „Kenfo“ im vergangenen Jahr an Wert verloren. Die stillen Reserven sind weitgehend abgeschmolzen.

Die größte deutsche Stiftung hat im vergangenen Jahr mit ihren Kapitalanlagen einen Milliardenverlust verbucht: Laut Medienberichten musste der Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung (Kenfo) einen Wertverlust von rund 3,1 Milliarden Euro hinnehmen. Im Vergleich zum Vorjahr ist das laut „tagesschau.de“ ein Minus von 12,2 Prozent. Der Bericht beruft sich auf die bislang noch unveröffentlichte Jahresbilanz des sogenannten Atomfonds. Demnach schrumpfte sein Gesamtvermögen zum Stichtag 31. Dezember 2022 auf 21,7 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 erzielte der Kenfo eine Rendite auf das investierte Vermögen von 10,4 Prozent.

Einen herben Rücksetzer gab es 2022 bei Staatsanleihen von Industrienationen. Sie verloren 16,5 Prozent an Wert. Bei Aktien und börsennotierten Immobilien-Investmentgesellschaften (Real Estate Investment Trusts, Reits) beträgt das Minus 15,7 Prozent.

Stille Reserven weitgehend abgeschmolzen

Der Kenfo ist nach eigenen Angaben ein Langfristinvestor, der über einen Anlagehorizont von 80 Jahren agiert. Er investiert in verschiedene liquide und illiquide Anlageklassen, breit diversifiziert über unterschiedliche Regionen, Sektoren, Bonitäten und Investmentstile.

Den Angaben zufolge veräußerte der Atomfonds 2022 erstmals in seiner Geschichte Anteile aus seinem Fondsvermögen. Und die negative Entwicklung an den Finanzmärkten habe dazu geführt, dass die stillen Reserven deutlich abschmolzen, von rund 3,4 Milliarden Euro (Ende 2021) auf nur noch 51 Millionen Euro (Ende 2022).

Am 3. Juli 2017 sind die Betreiber der 25 deutschen Kernkraftwerke ihrer gesetzlichen Verpflichtung nachgekommen und haben insgesamt 24,1 Mrd. Euro auf die Konten der Stiftung eingezahlt. Das war der Startschuss für den Atomfonds. Er soll die Zwischen- und Endlagerung des radioaktiven Abfalls finanzieren und damit sicherstellen. Laut „tagesschau.de“ hat der Kenfo im vergangenen Jahr 648 Millionen Euro an das Bundesumweltministerium ausgezahlt, das unter anderem für die nukleare Entsorgungssicherheit zuständig ist. 2021 waren es noch mehr als eine Milliarde Euro gewesen. Insgesamt habe der Staatsfonds seit Bestehen gut drei Milliarden Euro an das Ministerium überwiesen.

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