Stiftungen
23. April 2019

Auf der Suche nach Wirkung

Wie können Stiftungen nicht nur mit ihrem Förderzweck, sondern auch mit der Kapitalanlage eine positive Wirkung in sozialer und ökologischer Hinsicht erzielen? Meist sind die Investments illiquide und das Geld ist auf Dauer angelegt. Impact Investments sind daher mit Risiken ­verbunden, aber können auch eine angemessene Rendite bringen.

Als Ise Bosch Dreilinden gründete, entschied sie sich für die Rechtsform einer gemeinnützigen GmbH. „Eine Stiftung bürgerlichen Rechts ist zum Kapitalerhalt verpflichtet, Impact Investments waren, so wie es damals 2006 gesehen wurde, kaum möglich“, sagt die ­Stifterin. Denn eben genau diese Form des Investments hatte sie sich vorgenommen: „Ich erwarte von meinem Vermögen dasselbe wie von meinen Fördermitteln: größtmögliche positive Wirkung mit Blick auf die von mir gesetzten Ziele“, sagte sie bei ihrem Vortrag auf dem ­Forum Kapital und Wirkung des Bundesverbands Deutscher ­Stiftungen im Februar. „Ich würde niemandem raten, mit weniger als zehn Millionen Euro eine Stiftung bürgerlichen Rechts zu gründen, die Fesseln des Kapitalerhalts wiegen hier zu schwer. Selbst wenn man ehrenamtlich die ganze Arbeit machen will, zahlt man einiges an Bank- und Beratungsgebühren. Dann bleibt praktisch nichts mehr ­übrig, um zu fördern. Das ist hart!“

Das Modell Stiftung leide sehr unter der langen Niedrigzinsphase. „Das Geschäftsmodell funktioniert in der Niedrigzinsphase nicht“, ist Bosch überzeugt. So schränkten viele Stiftungen mittlerweile die ­Förderungen ein. Eine gemeinnützige GmbH habe hier den Vorteil, dass sie sich so strukturieren ließe, dass sie nur kleines Stammkapital hat. Bosch steckte die meisten der von ihr verwalteten 40 Millionen Euro also in die Rücklagen und mit denen kann sie ohne große ­Restriktionen arbeiten. „Vorausgesetzt man bleibt in gutem Kontakt zum Finanzamt.“ Die Rechtsform einer gemeinnützigen GmbH hat aber auch Nachteile. „Manche wollen für die Ewigkeit stiften, ­während GmbH-Kapital anders als Stiftungskapital nicht auf die Ewigkeit ­festgelegt ist. „Nach Zustiftungen suche ich nicht, aber das ist ­natürlich ein Nachteil für das Fundraising“, so Bosch.

Inzwischen habe sich aber auch bei den Stiftungsaufsichten der ­Länder viel geändert. „Wichtig ist, dass man mit der Stiftungsaufsicht redet. Viele Aufsichten sehen Impact Investments vor dem Hintergrund der Niedrigzinsen heute lockerer“, weiß Ise Bosch. Auch beim Bundesverband Deutscher Stiftungen erwartet man, dass die Stiftungsaufsichtsbehörden der Länder zunehmend mit dem Thema Impact Investments konfrontiert werden. Oliver Rohn, Justiziar und Betreuer des Arbeitskreises Stiftungsvermögen des Verbands, ­beobachtet seit Jahren die Stiftungslandschaft: „Wenn die Aktienmärkte wie im vergangenen Jahr um fast 20 Prozent zurückgehen und gleichzeitig das Zinsniveau insgesamt niedrig bleibt, dann wird sich die Perspektive für Impact Investments positiv verändern.“

Patrick Knodel von der Knodel Foundation aus Köln ist das Thema Stiftung anders angegangen. Er gründete im Herbst 2016 eine Verbrauchsstiftung mit einem Grundstock von nur 50.000 Euro. Daher kann er die 500.000 Euro, die er von der Stifterin Pandion jedes Jahr als Spende erhält, voll in die Projekte stecken. Gerne würde er auch Impact Investing machen. „Aber unser Grundstock ist zu klein. Es gibt einfach kaum Finanzprodukte, die in diesem Rahmen mit einer gewissen Streuung in nachhaltige Sozialunternehmen investieren. Das muss nicht immer in Afrika sein, es gibt auch viele gute Ansätze von jungen Startups in Deutschland mit positiven Impacts“, so Knodel. Für die Stiftungswelt wünscht er sich einen grundlegenden ­Wandel. „Es wäre schon schön, wenn die großen Stiftungen mit ­ihrem Investment nicht mehr kaputt machen, als sie mit dem Stiftungszweck fördern wollen.“

Mikrofinanzierung aus Mumbai

Ise Bosch legt 17 Prozent des Vermögens von Dreilinden in Impact ­Investments an, das sind entweder Direktinvestments oder Investitionen in geschlossene Private-Equity-, Debt- oder Venture-Capital-Fonds, die oft – wie es auch die Förderseite von Dreilinden tut – ­Frauen und sexuelle Minderheiten vor allem in Entwicklungsländern stärken. Oft stehen Mikrofinanzunternehmen dahinter wie ­Oikocredit oder der Microventure-Fonds Aavishkaar aus Mumbai. Teilweise auch Publikumsfonds wie der Responsability von Microfinance Leaders aus Zürich. Die Investments sind relativ gleich verteilt: „Ich zeichne ­zwischen 200.000 und zwei Millionen Euro pro Anlage“, sagt Bosch. Neu im Portfolio ist der Espira Growth Stage Fund. Der Private-­Equity-Fonds investiert in tschechische und slowakische Unternehmen, die von Frauen geführt werden. „Das sind alle Unternehmerinnen mit ­erprobten business models, der Finanzierungsbedarf ist groß, aber die Banken erreichen die Unternehmerinnen nicht.“

Wo Bosch eine Rendite von vier Prozent bei Investments in ­nachhaltige Aktien und drei Prozent bei Anleihen anstrebt, setzt sie bei den ­Impact Investments die Messlatte tiefer bei 0,5 bis 1,5 Prozent an: „Wir gehen höhere Länderrisiken ein.“ Ein Beispiel ist der geschlossene Venture-Capital-Fonds Aavishkaar. In den vergangenen Jahren habe der Fonds drei bis vier Prozent an Rendite erzielt. Doch jetzt befinde sich der Fonds in der Exit-Phase und die Rahmenbedingungen hätten sich verschlechtert. „Durch das Währungsrisiko sind wir froh, wenn wir mit Null aus dem Fonds herauskommen“, sagt Ise Bosch.

Eine dem Risiko angemessene Rendite bei ihren Mission Investments, also bei Kapitalanlagen, die neben der finanziellen Rendite auch direkt in Übereinstimmung mit dem Stiftungszweck liegen, erwartet dagegen die Software AG-Stiftung. „Das sind keine Plus-Minus-Null-Investments, sondern wirtschaftlich lohnende Investitionen mit einem angemessenen Ertrag und einem Zusatznutzen, der unserem Stiftungszweck entspricht. Von der Renditeseite her sieht es nicht schlecht aus, wir haben bisher zwischen zwei und fünf Prozent auf unser eingesetztes Eigenkapital erreicht“, sagt CFO Markus Ziener.

Die Software AG-Stiftung hat laut Finanzbericht 2017 etwa 1,1 Prozent ihrer knapp 1,5 Milliarden Euro an Assets under Management in Mission Investments angelegt. „Die Mission Investments sind für uns kleinere Unternehmensbeteiligungen, die unseren Stiftungszweck unterstützen. Dabei ist für uns alles interessant, was unserer Due Diligence standhält und wenn es keinen gemeinnützigen Charakter hat, wir es also nicht fördern können. Dann ist das ein Fall für die Kapitalanlage.“ Derzeit hält die Stiftung sieben kleinere Direktbeteiligungen an Unternehmen, die mit ihrem Geschäftsaktivitäten den sozialen und ökologischen Zielen des Stiftungszwecks entsprechen. Beispielsweise hält die Stiftung eine Beteiligung an der Chancen eG, die ­Kredite an Studierende vergibt oder an der Bingenheimer Saatgut AG und dem Hofgut Oberfeld, einem Ökolandbaubetrieb mit Inklusion von Behinderten mit im Schnitt unter einer Million pro Ticket. „Auch die etwas größere Beteiligung an der GLS Bank würden wir als Mission Investment bezeichnen“, so CFO Ziener.

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