18. Januar 2016

Auf die Größe kommt es nicht an

Individuell und schnell, mit diesen Attributen in der Kundenbetreuung punkten kleinere, spezialisierte Asset Manager bei institutionellen Investoren. Laut einer Feri-Umfrage rechnet die Mehrheit nicht vor 2018 mit einem Ende der Niedrigzinsphase. Allokationsanpassungen sind geplant.

Kleine Asset Manager haben ein sehr gutes Standing bei institutionellen Investoren in Deutschland. Insbesondere bei der Unternehmensqualität und Kundenbetreuung punkten die spezialisierten Adressen. Das zeigt eine neue Studie von Feri Euro Rating Services, für die in persönlichen Interviews im Sommer vergangenen Jahres 128 institutionelle Anleger befragt wurden, darunter Versicherungen, Altersvorsorger, Banken sowie Kirchen und Stiftungen, mit über 720 Milliarden Euro Anlagevolumen. Extern verwaltet werden mehr als 140 Milliarden Euro.   
Eine Kernfrage der Studie drehte sich darum, an wen die Investoren externe Mandate vergeben haben und wie zufrieden sie mit den gewählten Managern sind. Dabei zeigte sich zunächst, dass 850 Mandate bei 138 verschiedenen Asset-Management-Gesellschaften liegen. Unter den Big 33, den Asset Managern mit den meisten erfassten Mandaten in der Studie, finden sich neben großen deutschen Häusern, wie Allianz Global Investors, Deka Investment, Union Investment und Universal-Investment, und angelsächsischen Adressen, wie Blackrock, State Street und Pimco, auch eine Reihe kleinerer Asset Manager. Unter die Big 33 geschafft haben es zum Beispiel Bantleon, Fisch Asset Management, Flossbach von Storch, Lampe Asset Management und Lazard. Erstmalig unter den Top33 finden sich Ashmore und Wellington.   
Ein genauer Blick auf die Erfolgsfaktoren zeigt, dass die kleinen Asset Manager insbesondere bei den Feri-Indikatoren „Unternehmensqualität“ und „Qualität der Kundenbetreuung“ eine gute Bewertung von den Investoren erhalten. „Boutiquen haben ein leichteres Spiel in der Wahrnehmung. Sie werden als stabil wahrgenommen. Außerdem punkten sie bei den Anlegern mit einer schnellen und individuellen Kundenbetreuung“, erklärt Christian Michel von Feri Euro Rating Services. Besonders hervor sticht Fisch Asset Management, das in der Studie sowohl bei der Unternehmensqualität als auch im Portfoliomanagement die besten Noten erhält und das Ranking anführt. In der Kundenbetreuung landet das Schweizer Haus auf dem zweiten Platz. Auch andere kleinere Adressen erhalten sehr gute Noten und finden sich in den Top Ten wieder, wie zum Beispiel Flossbach von Storch. Auffällig ist, dass die Investoren im Bereich Kundenbetreuung deutschen Adressen die besten Noten geben. Auf den ersten sieben Plätzen finden sich neben Flossbach von Storch folgende Namen: Nord-LB, Bayern-Invest, Quoniam, Union Investment und Lampe. „Angelsächsischen Häuser sind etwas schlechter positioniert“, erklärt Michel. Seines Erachtens liegt das vor allem daran, dass die Betreuung oft global und arbeitsteilig erfolgt und somit die Nähe zum Kunden nicht so ausgeprägt ist. 
Investor ist nicht gleich Investor 
Wie aus der Studie weiter hervorgeht, sind festverzinsliche Wertpapier mit fast 80 Prozent nach wie vor die alles dominierende Asset-Klasse. Die Great Rotation in Aktien hat nicht stattgefunden. Die Aktienquote liegt seit 2009 nahezu stabil bei etwa sechs Prozent. „Langfristig betrachtet sind Aktien nur eine homöopathische Dosis“, merkt Michel an. Ein differenzierter Blick auf die einzelnen Investorengruppen offenbart jedoch deutliche Unterschiede. So sind es vor allem die Banken-Treasurer und Versicherungen, die aufgrund ihres sehr restriktiven Handlungsrahmens unbeirrt sehr hohe Rentenquoten von 80 beziehungsweise 85 Prozent fahren. Bei den 50 befragten Altersversorgern hat sich hingegen durchaus eine Rotation im Portfolio vollzogen. Gegenüber 2009 fiel der Rentenanteil von 73 auf 59 Prozent. Nutznießer waren Aktien: Die Quote stieg von elf auf 19 Prozent. Aber auch in den Alternatives-Bereich flossen Gelder, so dass dieser Anteil von 2,7 auf fünf Prozent stieg. Im Gegensatz zu den Altersvorsorgeeinrichtungen haben die 17 in der Studie befragten Versicherungen ihren Aktienanteil gegenüber 2009 von damals fünf Prozent auf nunmehr drei Prozent gesenkt. Aufgestockt haben sie dafür die Alternatives-Quote, und zwar von 1,8 auf 2,9 Prozent. 
Auch wenn es in den vergangenen zwei Jahren zwischen den Asset-Klassen keine augenfälligen Verschiebungen gab, so fanden zumindest innerhalb des Rentensegments deutliche Veränderungen statt. Stetig an Bedeutung haben Unternehmensanleihen gewonnen, ihr Anteil ist gegenüber 2013 um 4,9 Prozentpunkte gestiegen. Eingebüßt haben unterdessen sonstige Renten, zu denen Namensschuldverschreibungen, Schuldscheine  und Pfandbriefe gehören. Trotz eines Rückgangs um 4,5 Prozentpunkte macht dieses Segment aber nach wie vor den größten Teil im Gesamtportfolio aus (38,5 Prozent). „Es gab zwar kleinere prozentuale Änderungen, aber einen Trendwechsel sehe ich nicht. Namenspapiere und Schuldscheine sind und bleiben ein großes Thema“, merkt Michel an. Im vergangenen Jahr hat der Schuldscheinmarkt einen neuen Rekord erklommen. Laut Daten der LBBW betrug das Volumen 2015 rund 19 Milliarden Euro. „Der Anstieg um 65 Prozent gegenüber 2014 wurde vor allem von Unternehmensübernahmen getrieben“, erklärt Uwe Burkert, Chefvolkswirt der LBBW. Im abgelaufenen Jahr brachten es die sechs größten M&A-getriebenen Schuldscheinemissionen zusammen auf 4,7 Milliarden Euro. Sie sorgten damit allein für mehr als die Hälfte des Anstiegs gegenüber 2014. „Aber Megadeals wie das 2,2-Milliarden-Euro-Schuldscheindarlehen der ZF Friedrichshafen dürften sich nicht jedes Jahr wiederholen“, so Burkert. Für dieses Jahr rechnet die LBBW mit 14 bis 15 Milliarden, die bei den Investoren sicher wieder großen Anklang finden werden. Das war auch bei dem Schuldschein der ZF Friedrichshafen im vergangenen Jahr der Fall. Nach Angaben der LBBW, die den Schuldschein für das Unternehmen platzierte, führte die starke Investorennachfrage, die von über 200 Investoren getragen wurde, zu einer mehrfachen Überzeichnung. Das ursprünglich geplante Volumen konnte deutlich aufgestockt werden und die Margen jeweils am unteren Ende der Vermarktungsspanne festgesetzt werden. 
Wie aus der Wertpapierstudie von Feri weiter hervorgeht, rechnet die Mehrheit der Befragten (60 Prozent) nicht vor Ende 2018 mit einem Ende der Niedrigzinsphase in Deutschland. Vor diesem Hintergrund ist das Erreichen akzeptabler Renditen das Hauptanliegen der Investoren. Hohe Rendite zu erzielen, davon wird kaum noch gesprochen. Übereinstimmend mit den Marktaussichten planen die Umfrageteilnehmer in den kommenden drei Jahren eine Erhöhung des Portfolioanteils an Immobilien, Alternatives und Aktien. Ob sich tatsächlich sichtbare Änderungen ergeben, bleibt abzuwarten. Immerhin war schon vor zwei Jahren eine ähnlich Motivation genannt worden, viel passiert ist jedoch nicht. Das gilt auch für Immobilien. „Der Trend zu Immobilien ist positiv, allerdings hat sich hier insgesamt nur wenig getan“, bemerkt Michel. Gegenüber 2011 erhöhte sich die Quote nur um 0,3 Prozentpunkte. „Dass sich nicht viel verändert hat, hat mit der Verfügbarkeit von Assets zu tun. Das gilt auch für Alternatives“, erklärt Michel. 
Auch im Rentenportfolio sind die Umschichtungen noch nicht abgeschlossen. Zwar hat etwa ein Drittel bereits entsprechende Umstrukturierungen vorgenommen, ein weiteres Drittel will jedoch in den nächsten Monaten entsprechende Schritte unternehmen. Im Fokus stehen Unternehmensanleihen vornehmlich aus Industrieländern (55 Prozent). Mit 35 Prozent landen Unternehmensanleihen aus Schwellenländern auf dem zweiten Platz, gefolgt von Aktien (33 Prozent). Immerhin 20 Prozent nannten Infrastruktur. „Klassisch würde man eigentlich innerhalb des Rentensegmentes umschichten. Interessanterweise wurden aber auch Aktien und Infrastruktur als Ziel von Umschichtungen genannt“, kommentiert Michel. Das dürfte wohl darauf zurückzuführen sein, dass die Anlageperspektive an den Rentenmärkten nicht besonders positiv eingeschätzt werden. Lediglich die Emerging Markets werden von etwa 40 Prozent positiv gesehen. Grundsätzlich positiver als die Rentenmärkte werden die Aktienmärkte eingeschätzt. Besonders gute Anlageperspektiven werden deutschen Aktien prognostiziert. Auch die Regionen Europa, Asien, Emerging Markets und Nordamerika werden bis 2018 zuversichtlich beurteilt. „Das Salz in der Suppe ist: Im Vergleich zur Vorgängerstudie sind die Erwartungen jedoch schlechter geworden. Bei deutschen Aktien waren es 2013 noch 80 Prozent, inzwischen nur noch 68 Prozent“, merkt Michel an.  
portfolio institutionell newsflash 14.01.2016/Kerstin Bendix
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