Recht, Steuer & IT
2. Juli 2021

Aufsicht übt sich in Proportionalität

Erleichterungen für über 1.000 Kreditinstitute. Betroffen sind Liquiditätsquote, Offenlegung und Meldewesen.

Rund 1.150 Kre­dit­in­sti­tu­te in Deutsch­land kön­nen ab so­fort ope­ra­ti­ve Er­leich­te­run­gen in An­spruch neh­men. Die neuen Re­ge­lun­gen gel­ten für alle Un­ter­neh­men, die nach der Ka­pi­tal­ad­äquanz­ver­ord­nung (Capital Requirements Regulation – CRR) als klei­nes und nicht kom­ple­xes In­sti­tut („small and non complex institution“ – SNCI) klas­si­fi­ziert sind. Dies teilen die Deutsche Bundesbank und die Bafin in einer gemeinsamen Erklärung mit.

„Die Klas­si­fi­zie­rung als SNCI und die damit ver­bun­de­nen Er­leich­te­run­gen sind ein wich­ti­ger Schritt hin zu mehr Pro­por­tio­na­li­tät in der Re­gu­lie­rung“, sagt Joa­chim Wu­er­me­ling, das für Ban­ken­auf­sicht zu­stän­di­ge Vor­stands­mit­glied der Deut­schen Bun­des­bank. „Ge­ra­de die deut­sche Seite hatte den Ge­dan­ken der Pro­por­tio­na­li­tät immer wie­der in die eu­ro­päi­schen Ver­hand­lun­gen ein­ge­bracht.“ Jetzt werde er in die Tat um­ge­setzt.

Die nun in Kraft tre­ten­den Er­leich­te­run­gen sind rein ope­ra­ti­ver Natur und sol­len die SNCIs ad­mi­nis­tra­tiv ent­las­ten – es han­delt sich nicht um ka­pi­tal- oder li­qui­di­täts­scho­nen­de Maß­nah­men. „Wir dif­fe­ren­zie­ren jetzt noch stär­ker zwi­schen we­ni­ger auf­fäl­li­gen In­sti­tu­ten auf der einen und pro­ble­ma­ti­schen In­sti­tu­ten auf der an­de­ren Seite“, sagt Rai­mund Röse­ler, Exe­ku­tiv­di­rek­tor Ban­ken­auf­sicht der Bafin. „Damit bün­deln wir un­se­re Ka­pa­zi­tä­ten, um eine „Auf­sicht mit Biss“ ge­währ­leis­ten zu kön­nen.“

88 Prozent der Institute als SNCI klassifiziert

Ins­ge­samt sind rund 88 Pro­zent aller deut­schen nicht-si­gni­fi­kan­ten In­sti­tu­te gemäß Art. 4 Abs. 1 Nr. 145 CRR als SNCI klas­si­fi­ziert wor­den. Zu­sam­men re­prä­sen­tie­ren sie rund 18 Pro­zent der Bi­lanz­sum­me des deut­schen Banken­sys­tems (Stand: Ende De­zem­ber 2020). Einen hohen Ab­de­ckungs­grad gibt es ins­be­son­de­re bei Ge­nos­sen­schaf­ten (96 Pro­zent) und Spar­kas­sen (82 Pro­zent). Die In­sti­tu­te, die in Deutsch­land als klein und nicht kom­plex klas­si­fi­ziert wer­den und die Er­leich­te­run­gen in An­spruch neh­men dür­fen, hat die Bun­des­bank in Ab­stim­mung mit der Bafin iden­ti­fi­ziert.

Kosteneinsparungen von bis zu 288 Millionen Euro

Die Maßnahmen und Erleichterungen betreffen folgende Aspekte: Auf Antrag können SNCIs die ver­ein­fach­te struk­tu­rel­le Li­qui­di­täts­quo­te („simplified Net Stable Funding Ratio“ – sNSFR) an­wen­den. Zwei­ter zen­tra­ler Punkt ist die Of­fen­le­gung: Of­fen­le­gungs­an­for­de­run­gen wer­den künf­tig noch deut­li­cher nach Größe und Ka­pi­tal­markt­ori­en­tie­rung der Ban­ken ab­ge­stuft. Der dritte Punkt betrifft das Meldewesen: Für SNCIs bleibt es anders als für größere Institute bei der vier­tel­jähr­li­chen Mel­dung. Zudem sollen kleine und nicht kom­ple­xe In­sti­tu­te künf­tig von ver­rin­ger­ten Mel­de­pflich­ten pro­fi­tie­ren. Für klei­ne, nicht kom­ple­xe In­sti­tu­te in der EU ergäben sich Kos­ten­ein­spa­run­gen zwi­schen 188 und 288 Mil­lio­nen Euro.

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