Corporates
5. Dezember 2023

Ausfinanzierungsgrad weltweit auf Allzeithoch

Über 14 Länder gemessen erreicht der Ausfinanzierungsgrad 96 Prozent in 2022. Trend hin zu DC-Systemen lässt Pensionslast der Unternehmen sinken.

Der Ausfinanzierungsgrad betrieblicher, leistungsorientierter Altersversorgungssysteme (DB-Pensionspläne) hat sich im Jahr 2022 global auf 96 Prozent verbessert und damit ein neues Allzeithoch erreicht. Der Anstieg ist vor allem auf den starken Anstieg der Rechnungszinsen für Pensionsverpflichtungen zurückzuführen. Dies ist eines der Hauptergebnisse der nunmehr vierten Auflage des Pension Monitors von Insight Investment in Kooperation mit Professor Dr. Olaf Stotz von der Frankfurt School of Finance and Management. Im Jahr 2016 hatte der Ausfinanzierungsgrad im weltweiten Durchschnitt noch bei knapp über 80 Prozent gelegen. Zum Hintergrund: Der Ausfinanzierungsgrad beschreibt das Verhältnis der eingegangenen Pensionsverpflichtungen zum jeweiligen Planvermögen. Je höher der Ausfinanzierungsgrad, desto höher ist die Deckung der Verpflichtungen mit Planvermögen.

Die Studie analysiert die betriebliche Altersversorgung über 14 Länder hinweg anhand der Finanzberichte von mehr als 2.000 Unternehmen im Zeitraum von 2010 bis 2022. Die Marktkapitalisierung der Unternehmen entsprach 34,8 Billionen Euro, etwa 40 Prozent der Marktkapitalisierung aller börsennotierten Unternehmen weltweit im Dezember 2022. Die Pensionsverpflichtungen dieser Unternehmen beliefen sich auf mehr als 2,7 Billionen Euro. Die erwähnten 14 Länder sind neben den USA und UK Deutschland, Österreich, Schweiz, Dänemark, Schweden, Belgien, Frankreich, Niederlande, Italien, Irland, Kanada und Japan.

Hedge Beta in UK am höchsten

Zudem hat der auf Liability-driven Investment (LDI) fokussierte Asset Manager Insight Investment in der Studie untersuchen lassen, wie hoch das Hedge Beta der Pensionseinrichtungen im Jahr 2022 ausfällt. Das Hedge Beta ist ein Maß dafür, wie gut die Pensionsverpflichtungen der Unternehmen gegenüber Schwankungen in ihren Pensionsvermögen abgesichert sind. Und hierbei zeigte sich, dass die Pensionseinrichtungen der Corporates das Hedge Beta im Jahr 2022 um 15 Prozent von 64 auf 79 Prozent erhöht haben.

„Das Rekordniveau bei den Ausfinanzierungsgraden bietet vielen Unternehmen die Opportunität Risiken der betrieblichen Altersversorgung zu reduzieren“, erklärt Wolfgang Murmann, Head of Distribution and Solutions, Deutschland und Österreich bei Insight Investment. „In vielen Ländern haben die Unternehmen ihre Asset Allokation so angepasst, dass der Wert der von ihnen verwalteten Kapitalanlage ähnlichen Wertänderungen unterliegt wie die Pensionsverpflichtungen.“ Auch erhöhe „die Absicherung von Pensionsverpflichtungen die Gewissheit, dass sich die Finanzierungssituation bei sinkenden Zinsen nicht verschlechtert.“

Allerdings fällt das Hedge Beta auf Länderebene alles andere als einheitlich aus. Von den vier untersuchten Hauptmärkten weist Großbritannien mit über 96 Prozent das höchste Hedge Beta auf, während die USA bei 83 Prozent, Japan bei 74 Prozent und Deutschland bei 42 Prozent liegen. Diese Streuung spiegele wider, wie unterschiedlich sich die jeweiligen Pensionssysteme in Bezug auf die Asset Allokation und die Nutzung von Risikomanagementtechniken für die Altersvorsorge entwickelt haben. „Ein zentraler Bestandteil lag auf der Bewertung der aktuellen Widerstandsfähigkeit und zukünftigen finanziellen Nachhaltigkeit der Pensionssysteme, und darauf, ob sie die Chance genutzt haben, die sich durch den Zinsanstieg ergeben hat“, so Professor Dr. Olaf Stotz.

Sinkende Kostenbelastung durch Shift zu DC

Auch stellt die Studie sinkende Service Costs zu Eigenkapital fest. Diese Kennzahl drückt aus, wieviel Dienstzeit aufgewendet werden muss entsprechend dem Rentenanspruch, der pro Jahr verdient wird, im Vergleich zum Eigenkapital der Unternehmen. Für die Zukunft nehmen diese Kosten ab.

In Zahlen ausgedrückt, bewirke der Shift in Richtung Defined Contribution (Beitragszusage) eine Senkung der Service Costs im Vergleich zum Eigenkapital weltweit von 70 Basispunkten im Jahr 2010 auf nunmehr 40 Basispunkte. DC-Zusagen stellten somit ein im Vergleich zu Leistungszusagen (Defined Benefit) geringes ökonomisches Risiko für die Unternehmen dar. „Dies zeigt die anhaltende Verlagerung der Unternehmen weg von einem leistungsorientieren hin zu einem beitragsorientierten System, so dass die ‚Pensionsbelastung‘ für Unternehmen in Zukunft voraussichtlich abnehmen wird“, so Stotz.

In Deutschland ist dieser Trend hin zu DC-Systemen noch nicht zu spüren. Der Studie zufolge bewegen sich die Service Costs zu Eigenkapital hierzulande seit 2010 relativ konstant bei um die 40 Basispunkte.

Deckungsgrad in Deutschland bei 66 Prozent

Mit Blick auf Deutschland ergab die Analyse der 250 größten börsennotierten Unternehmen, dass der durchschnittliche Deckungsgrad der betrieblichen Altersversorgung bei etwa 66 Prozent liegt. Das bedeutet, dass zwei Drittel der Pensionsverpflichtungen durch dediziertes Pensionsplanvermögen gedeckt sind. Das ist laut Studie der höchste Anteil, der seit 2010 gemessen wurde.

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