Versicherungen
31. Oktober 2023

Awards fördern Motivation und Identifikation

Dr. Andreas Billmeyer, Leiter Risikomanagement, stand in diesem Jahr bei der Awards-Verleihung in Berlin zweimal auf der Bühne und nahm für die Lebensversicherung von 1871 zwei der Trophäen entgegen. Hier spricht er über seine Erfahrungen bei den Awards.

Die Lebensversicherung von 1871 a. G. München (LV 1871) ist in diesem Jahr bei den Awards von portfolio institutionell doppelt ausgezeichnet worden. Einerseits konnte sie sich in der Kategorie „Beste Versicherung“ gegen ihre Mitbewerber durchsetzen und damit an ihren Gewinn vor zwei Jahren anknüpfen, während sie andererseits auch zum besten Immobilien-Investor gekrönt wurde. Für Ihre Marketing-Abteilung ist der Doppelsieg vermutlich eine Steilvorlage, die sie nicht ungenutzt verstreichen lässt. Sehen Sie in dem Erfolg auch einen Nutzen für die Kapitalanlage und vielleicht sogar für das Risikomanagement?

Bereits die Teilnahme an den Awards stellt auch für mich als Risikomanager die Gelegenheit dar, das eigene Vorgehen in der Kapitalanlage nochmals kritisch zu reflektieren. Entsprechende Erkenntnisse werden dann auch regelmäßig nach dem Grundsatz der kurzen Wege mit den Kollegen aus dem Front Office diskutiert. Die Auszeichnung im laufenden Jahr für unser Immobilienmanagement freut uns natürlich besonders, da diese Asset-Klasse mit rund 20 Prozent Portfolioanteil quasi zur DNA der LV 1871 gehört und uns über das letzte Jahrzehnt einige Outperformance gegenüber dem Marktdurchschnitt geliefert hat.

In den vergangenen Jahren hat die LV 1871 mehrfach sehr erfolgreich an den Awards teilgenommen. Warum suchen Sie immer wieder den sportlichen Wettstreit? Genauso gut könnten Sie sich auch auf Ihren Lorbeeren ausruhen.

Der Erfolg von gestern ist im Zweifel schnell verflogen, wenn man sich darauf ausruht. Man sieht das im dynamischen Umfeld auch daran, dass es in den letzten Jahren keiner Gesellschaft gelungen ist, etwa die Top-Position als Lebensversicherer mit der höchsten Bewertungsreserve-Quote von einem Jahr auf das nächste zu konservieren. Gerade kleinere Häuser drängen hier immer wieder mit unorthodoxerer Anlagepolitik in den Vordergrund und es gilt den Blick nach rechts und links offen zu halten. Der Vergleich mit den Mitbewerbern trifft uns darüber hinaus spätestens auch im Vertriebsweg Makler, in dem wir so gut wie ausschließlich aktiv sind.

Worin besteht aus Ihrer Sicht der Nutzen, der mit dem Gewinn eines – oder in Ihrem Fall – mehrerer Awards verbunden ist?

Der Nutzen besteht sowohl in einer Motivation und Identifikation nach innen, um Zusammenhalt von Kollegen zu stärken und die Identifikation mit dem Arbeitgeber hochzuhalten. Darüber hinaus stellt gerade die Konstanz, über mehrere Jahre erfolgreich und prämiert zu sein, ein wertvolles Alleinstellungsmerkmal dar in der ansonsten leider schon etwas inflationären Welt der Ratings. Gerade die Kapitalanlage-Performance steht zu Recht bei einem Lebensversicherer im Blickfeld, um zum Nutzen unserer Versicherungsnehmer deren Altersvorsorge zu stärken.

Die Preisverleihung in diesem Jahr hat gezeigt, dass die LV 1871 eine überdurchschnittliche Immobilienquote aufweist. Die Anlageklasse steht derzeit aber unter zunehmendem Druck. Wie gehen Sie damit um?

Bisher waren zum Glück die Bewertungskorrekturen in unserem Portfolio, das seinen Schwerpunkt in Wohnimmobilien ergänzt durch Bürogebäude in München und Süddeutschland hat, noch sehr moderat. Nachfrage, Mietentwicklung und Qualität sind am hiesigen Standort sehr positiv zu werten. Unabhängig von kurzfristigen Bewertungskorrekturen stellt die Asset-Klasse ein langfristiges Engagement dar, für das wir auch ESG-Ziele zur Verbesserung der CO₂-Bilanz anstreben. Wir sind der Meinung, dass Realwerte weiter ein wichtiger Bestandteil unseres Portfolios bleiben sollten, auch und gerade im Umfeld von Inflation, die wieder auf die Tagesordnung gekommen ist.

Ihr Anlageportfolio basiert auch auf Hypotheken, Private Equity und Infrastruktur. Zugleich werfen risikoarme Anleihen wieder Renditen ab, mit denen Versicherer ihre Garantiezusagen erfüllen können. Verlieren alternative Anlagen jetzt an Bedeutung?

Auch dabei sind kurzfristige und langfristige Betrachtung zu trennen. Zwar sieht man durch den rasanten Zinsanstieg eine gewisse Verschiebung von Rendite zu Lasten von Equity-Investoren hin zu Fremdkapitalgebern und somit werden kurzfristig festverzinsliche Anlagen aller Art attraktiver. Private Equity und Infrastruktur sind, wie unser gesamtes Geschäftsmodell in der Lebensversicherung, allerdings langfristiger Natur. Und in diesen Horizonten ist es durchaus nicht undenkbar, wieder Zinsen in der Nähe der früheren Tiefststände zu sehen. Das Erwirtschaften von Risiko-, Illiquiditäts- und Komplexitätsprämien zusätzlich zum risikolosen Zins behält auch dann seine Bedeutung, wenn der Zins über den Garantiezusagen liegt.

Sie haben umfangreiche Erfahrungen gesammelt, was das Ausfüllen der Fragebögen in verschiedenen Kategorien angeht, während die institutionelle Kapitalanlage einem stetigen Wandel unterliegt. Gibt es Themen, die aus Ihrer Sicht in den Fragebögen zu kurz kommen?

Aus Sicht des Risikomanagements misst man gewöhnlich der Diversifikation eine hohe Bedeutung zu. Daher wäre es neben der reinen Aufteilung des Portfolios auf Asset-Klassen auch wichtig sicherzustellen, dass innerhalb der einzelnen Asset-Klassen gut zwischen Schuldnern, Branchen und Ländern diversifiziert wird (höchster Anteil einzelner Elemente, Anzahl von Emittenten, Konzentrationskennzahlen). Im Zuge des Wandels vom Niedrigzins zum Umfeld steigender Zinsen gewinnt Liquidität und Flexibilität bei Umschichtungen an Bedeutung. Für uns ist es daher wichtig zu wissen, welcher Anteil der Kapitalanlagen ohne große GuV-Effekte nach HGB fungibel wäre. Dazu könnte man die Anlagen in absteigender Reihenfolge nach der Reservequote sortieren und eine Kennlinie zeichnen, welche Gewinne/Verluste bei zunehmender Realisierung einträten. Wahlweise könnte man als Kennzahl abbilden, welche Reserven/Lasten bei hypothetischer Veräußerung von 25%/50% des Portfolios zu realisieren wären.

Die Fragen stellte Tobias Bürger.

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