Pension Management
26. Mai 2021

Bei ESG auf dem Vormarsch

Dänemark gehört bei der Altersvorsorge zu den Top-Ländern mit den höchsten Renten. Die Pensionsfonds in Dänemark sind in ­Sachen Nachhaltigkeit Vorreiter. Ihre Anlagepolitik machen sie häufig transparent, Aktienbeteiligungen der Gesellschaften sind online einsehbar. Auch Ausschlüsse werden veröffentlicht.

Nur gut 5,8 Millionen Einwohner zählt Dänemark und doch ist das Land Vorreiter bei der Altersvorsorge. Nach Angaben des Branchenverbandes Insurance and Pension Denmark verwalten die ­dänischen Pensionsfonds zusammen über 400 Milliarden Euro an Assets. Die gesamten verwahrten Pensionsgelder entsprechen 144 Prozent des dänischen Bruttoinlandsprodukts. Zum Vergleich: Der Kapitalanlagebestand der deutschen Lebensversicherer betrug im Jahr 2019 zusammen 965 Milliarden Euro. Die Bestände von ­Pensionsfonds und Pensionskassen zusammen beliefen sich laut GDV auf 229 Milliarden Euro, also gut die Hälfte den dänischen Volumens bei einem Vielfachen an Einwohnern.

Der Vergleich zeigt: Die Dänen sorgen gut vor. Sie haben auch nicht die Wahl. Arbeitnehmer müssen mindestens zwölf Prozent ihres Einkommens in einen der Pensionsfonds einzahlen.

ATP mit Total Portfolio Approach

In Dänemark bildet eine Art Bürgerversicherung, die Folkepension, die Basis des Rentensystems. Die Folkepension ist umlagefinanziert, jeder, der in Dänemark wohnt, hat Anspruch darauf, ­unabhängig davon, ob er berufstätig ist oder nicht. Daneben gibt es noch die kapitalbasierte ATP (arbejdsmarkedets tillægspension), die ab dem Renteneintrittsalter ausschließlich als Leibrente ausgezahlt wird. Die ATP wurde 1964 vom dänischen Parlament als Selbstverwaltungsorganisation gegründet. Alle Arbeitnehmer, die mehr als neun Wochenstunden arbeiten, müssen einzahlen. Nach Angaben von ATP zahlen aktuell 94 Prozent der Dänen in die ATP ein, wobei die Beiträge niedrig sind. Selbstständige können freiwillig­ dem ATP beitreten. Die eigentliche zweite Säule der Alters­vorsorge ist aber das obligatorische Betriebsrentensystem der Pensionsfonds, in das Arbeitnehmer aus ihrem Bruttogehalt ­einzahlen. Die dritte Säule bilden private Lebensversicherungen.

Mit 5,3 Millionen Mitgliedern und 960 Milliarden Kronen (umgerechnet rund 129 Milliarden Euro) an verwaltetem Vermögen ist ATP einer der größten institutionellen Investoren Europas. Die ­Kapitalanlage managt der ATP nicht nach einer Strategischen Asset Allokation, sondern nach dem so genannten Total Portfolio ­Approach, der er die Diversifikation nicht mehr anhand von Asset-Klassen, sondern anhand von Risikofaktoren zu erreichen sucht. Im März 2020 hat der ATP sich neue Richtlinien für Investments in Energieunternehmen gegeben. Man will verstärkt in Erneuerbare­ investieren. Im April 2021 gaben denn auch ATP und der Offshore-Windentwickler Ørsted eine Partnerschaft bekannt, die sie ­geschlossen haben, um bei der anstehenden Ausschreibung für die dänische Energieinsel in der Nordsee ein Angebot abzugeben. Man wolle einen bedeutenden Beitrag zur Energiewende leisten. Als eines der weltweit größten Unternehmen im Bereich der ­erneuerbaren Energien hat Ørsted mehr als 25 Offshore-Windparks und 17 Offshore-Übertragungssysteme weltweit errichtet.

Beim Thema Kohle scheint ATP weniger streng zu sein. Zwar darf nicht in Firmen investiert werden, die neue Kohlprojekte starten, aber in Firmen, die in Kohleförderung aktiv sind, darf investiert werden, wenn diese nicht mehr als 50 Prozent des Umsatzes einer Firma betragen. Auf der Ausschlussliste von ATP finden sich viele chinesische Firmen, Ölfirmen, Waffenhersteller, oder Stahlerzeuger wie der südkoreanische Konzern Posco, aber kein einziges ­Kohle-Unternehmen. Auch die chinesische ZTE Group ist wegen ­Korruptionsvorwürfen auf der Ausschluss-Liste.

Andere Pensionsfonds in Dämenark gingen in Sachen China ­weiter. Akademiker Pension machte im September 2020 international Schlagzeilen, als er bekannt gab, jegliche Investments in ­China zu desinvestieren. Das betraf 53,7 Millionen Euro an Aktien und chinesischen Staatsanleihen. Als Grund gab der Fonds die ­systematische Verletzung von Menschenrechten an, sei es in Hongkong oder an den Uiguren. Die dänischen Pensionsfonds halten im Vergleich zu ihren deutschen Pendants traditionell viele Aktienanlagen, auch der Alternatives-Anteil ist höher. So hält Akademiker Pension zum Beispiel 33 Prozent Aktien, 53 Prozent Anleihen und 14 Prozent Alternatives, davon Infrastruktur und Private Equity.

RAG-Stiftung auf der Ausschlussliste

Nordea Liv&Pension, ebenfalls einer der großen Pensionsfonds in Dänemark (Assets under Management) hat sich im Rahmen eines Eigentümerwechsels umbenannt in Velliv. Velliv hat strenge Ausschlusskriterien: Unter den aus dem Investmentuniversum ausgeschlossenen Namen sind viele Kohle-Unternehmen. Unter den Ausschlüssen finden sich auch deutsche Namen wie Heidelberg Cement (Normviolation > Human Rights) und die RAG-Stiftung (Kohle). Außerdem veröffentlicht Velliv auch eine Liste der Aktienanlagen, die zeigt, dass der Fonds in viele dänische Unternehmen investiert, wie zum Beispiel Vestas Wind oder die Danske Bank: Die Top-3-Positionen, in die er zum 31.12.2020 investiert war, waren allerdings die US-Techkonzerne Apple, Amazon und Microsoft. Velliv hat (Stand Ende 2018) eine etwas konservativere Asset ­Allokation als zum Beispiel ATP: 66 Prozent sind Fixed Income, 23 Prozent Aktien und elf Prozent Immobilien.

PFA Pension ist nach Assets under Management der größte der dänischen Pensionsfonds, mit 730 Milliarden Kronen (98 Millarden Euro) an verwaltetem Vermögen. 1917 gegründet, legt PFA Wert auf eine positive gesellschaftliche Wirkung seiner Kapitalanlage. Die Kunden können wählen zwischen einer „normalen“ Anlage ihrer Sparbeträge oder einer klimafreundlichen Anlageform mit konkreten Klimazielen für das Portfolio. Kunden können online sehen, in welche Fonds ihr Geld, je nach Risikoklasse, investiert wird. der Fonds hielt laut Geschäftsbericht von 2020 51 Prozent seiner Assets in Bonds, 24,7 Prozent in Aktien, 11,8 Prozent in Immobilien und 8,1 Prozent in Alternatives. Die Aktien fuhren mit 4,7 Prozent die höchste Rendite ein, gefolgt von den Immobilien (3,1 Prozent). Der Gesamtreturn lag je nach Risikoprofil zwischen 1,8 und 6,8 Prozent. PFA Pension ist Mitglied der Net-Zero Asset Owner Alliance zu der auch die deutsche Allianz-Versicherungsgruppe gehört.

2019 war für die dänische Pensionsbranche ein besonderes Jahr. Sie kündigte an, 350 Milliarden DKK (circa 47 Milliarden Euro) bis 2030 in die grüne Transformation zu investieren. Zum Beispiel baute man Alternative Investments in diesen Bereich aus, unter ­anderem mit Investments in die Batterieherstellung für Elektroautos­ oder das deutsche Stromübertragungsnetz Artemis II, welches den Strom aus Offshore-Windparks in das Stromnetz transportiert. PFA ist außerdem beteiligt am Copenhagen Infrastructure Partners (CIP) Fonds IV. Der Fonds wird voraussichtlich bis zu umgerechnet 13 Milliarden Euro in Infrastrukturprojekte für Erneuerbare Energien in Australien, Nordamerika, Westeuropa und Teile Asiens investieren.

Die Liste so genannter grüner Investments zieht sich quer durch die Branche. Auch Pension Danmark, einer der 50 größten Pensionsfonds in Europa mit über 700.000 Mitgliedern investiert in grüne Technologien. Der Fonds wurde von einer Gruppe von ­Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden gegründet, um alle diejenigen Arbeiter abzusichern, die unter einen Tarifvertrag fallen. Die Assets under Management von Pension Danmark beliefen sich Ende 2020 auf 36 Milliarden Euro. Erst kürzlich, Anfang Mai, gab der Fonds eine Partnerschaft mit Odense Maritime Technology ­bekannt. Man will 18 dänische Kommunen dabei unterstützen, ­eine nachhaltige „grüne“ Fährlösung für kleine dänische Inseln zu entwickeln. „Wir sind begeistert, dass wir zusammen mit unseren Partnern die Möglichkeit haben, zu einer modernen, flexiblen und nachhaltigen Lösung für den Fährverkehr zu den kleineren dänischen Inseln und Übergängen beizutragen. Das Projekt passt ­perfekt zu unserer Strategie, durch innovative und nachhaltige ­Investitionen positive Renditen auf die Rentenersparnisse unserer Mitglieder zu erwirtschaften, die einen positiven Beitrag zur ­Gesellschaft enthalten und bessere Bedingungen für die dänische Inselbevölkerung schaffen“, sagt Torben Möger Pedersen, CEO von Pension Danmark.

Im Geschäftsjahr 2020 erwirtschaftete Pension Danmark eine durchschnittliche jährliche Rendite von 8,1 Prozent für jüngere Mitglieder und 6,5 Prozent für ältere Mitglieder. Dabei scheinen ­Infrastrukturinvestments einen nicht unbedeutenden Anteil zu ­haben. Im Juni 2020 investierte Pension Danmark in den CI IV, ­ein Fonds von Copenhagen Infrastructure Partners für Erneuerbare­ Energien. Die Beteiligung belief sich auf 500 Millionen Euro. Der Fonds sei auf dem besten Weg, mit dem Investitionsziel von 14 Milliarden einer der größten Infrastrukturfonds für Erneuerbare ­Energien zu werden und leiste damit einen wichtigen Beitrag zur Verwirklichung der globalen Klimaziele. Insgesamt beliefen sich Ende 2019 die Investitionen von Pension Danmark in die ­Infrastruktur auf umgerechnet drei Milliarden Euro, wovon etwa die Hälfte der Investitionen über Copenhagen Infrastructure ­Partners getätigt worden seien.

Die dänischen Pensionsfonds investieren kräftig in Erneuerbare Energien und grüne Infrastrukturprojekte. Außerdem ist der ­Aktienanteil deutlich höher als in Deutschland. Active Ownership kann so aktiver gelebt werden.

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