Schwarzer Schwan
26. März 2012

Bernard Madoff und Robert L. Citron: Wettstreit der Geldvernichter

Lesen Sie in dieser Ausgabe des Schwarzen Schwan der Woche, wie Robert L. Citron mit einer fehlgeschlagenen Anlagestrategie das südkalifornische Orange County in den Bankrott stürzte.

Robert L. Citron gebührt der Verdienst, schon 1994 den Madoff-Skandal, das US-Wohnimmobiliendesaster und die Derivate-Kalamitäten deutscher Kämmerer nicht nur vorweggenommen, sondern sogar noch in der eigenen Person vereint zu haben. Citron, der sich mit einer Zinswette letztlich völlig verrannt hatte, gelang dieses Kunststück als Finanzdezernent von Orange County, einer Gebietskörperschaft in Kalifornien.

Wie Großbetrüger Bernard Lawrence "Bernie" Madoff zeigte Citron wenig Transparenz über seine Anlagestrategie. Wie Madoff hatte sich Citron aber auch dank überdurchschnittlicher Renditen den Ruf eines Finanzmagiers erworben, dem man bedenkenlos Geld anvertrauen konnte. Einige Gemeinden des Countys vertrauten ihrem obersten Kämmerer die eingenommenen Steuergelder sogar gehebelt zur Kapitalanlage an. Auch Citrons Vertrauen in das eigene Tun war so groß, dass er sich Milliarden Dollar an Fremdkapital lieh.

Seine Strategie war einfach: wie zahlreiche Häuslebauer in den USA wettete er darauf, dass die Zinsen immer weiter fallen – und scheiterte als die Zinsen stiegen. Der Verlust betrug etwa zwei Milliarden Dollar.

Auch deutschen Kämmerern und Stadtwerken wie zum Beispiel in Pforzheim wurden fehlgeschlagene Derivategeschäfte auf die Zinsstrukturkurve zum Verhängnis. Lernen hätten die hiesigen Kämmerer von ihrem US-Kollegen aber, dass es statt teurer Spread Ladder Swaps der Investmentbanker von JP Morgan und Deutscher Bank auch die Standardprodukte Repos und Floating Rate Notes getan hätten, um sich mit Zinswetten zu verspekulieren. Womöglich waren Citrons „Nachfolger“ aber doch schlauer bei der Produktwahl. Anders als Citron konnten sie wenigstens noch den Klageweg wegen Falschberatung beschreiten.

Robert L. Citron, "Bernie" Madoff und die Redaktion von portfolio institutionell wünschen Ihnen ein schönes Wochenende.

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