Alternative Anlagen
14. März 2012

Beteiligungsbranche leidet unter Bindungsängsten

Raising und Closing von Fonds fällt schwer. Investoren entwickeln Markenbewusstsein.

Nach dem Hang zur Gigantomanie leidet die Private-Equity-Branche unter Bindungsängsten der Investoren. Wetteiferten die General Partner noch bis zur Finanzkrise miteinander, wer den größten Fonds hat, fällt heutzutage das Fundraising und Closing sehr schwer. Zwar vermeldete der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften Ende Februar für 2011 eine Erholung auf ein „normales“ Niveau. „Trotzdem bleibt festzustellen, dass die Zahl neuer Fonds, insbesondere von privaten Beteiligungsgesellschaften, auf niedrigem Niveau verharrt und keine grundsätzliche Verbesserung der Fundraising-Situation deutscher Beteiligungsgesellschaften konstatiert werden kann. Die anhaltende Gefahr für die Kapitalmärkte durch die noch schwelende Euro-Schuldenkrise stützt die Zurückhaltung institutioneller Investoren – zum Nachteil ihrer in Private-Equity-Engagements“, so BVK-Vorstandsvorsitzender Matthias Kues.
Auch international fällt das Geldeinsammeln schwer. Während sich laut Evca das jährliche Raising-Volumen Europäischer Private-Equity-Fonds in den Jahren 2005 bis 2008 zwischen 72 und 112 Milliarden Euro belief, waren es 2009 und 2010 nur noch 18 bis 20 Milliarden Euro. 
Weltweit zählte Preqin, ein Datenbankanbieter für alternative Anlageklassen, im vergangenen Jahr 635 Fonds, die 272,9 Milliarden Dollar einsammeln konnten. Dagegen waren es selbst im Krisenjahr 2009 noch 816 Fonds, die 306,2 Milliarden Dollar bekamen. Verschärfend kommt für die Anbieter zu den geschrumpften Mittelaufkommen und Closings hinzu, dass sich die Zahl der Fondsgesellschaften dank verschiedener Spin-offs im Boom der vergangenen Jahre erhöht hat. Diese Entwicklung gilt insbesondere für Infrastruktur. „Viele der Fonds sind nicht nur First-Time-Fonds, sondern stammen zudem noch von First-Time-Teams“, berichtet Götz Hoyer von FHP Private Equity Consult. „Nach unseren Aufzeichnungen waren Ende 2010 123 Infrastrukturfonds im Fundraising, und nur 28 Fonds wurden 2011 geschlossen. Möglicherweise kommt noch der eine oder andere 2012 hinzu. Deutlich wird jedoch, dass ein Großteil nicht geschlossen wird oder zumindest sehr lange dafür benötigt“, erklärt Hoyer. 
Markenfetischismus in Krisenzeiten
Für Newcomer kommt erschwerend hinzu, dass sich Investoren in unsicheren Zeiten eher den vertrauten Adressen zuwenden. „Für Experimente fehlt derzeit der Mut“, so Hoyer, der hinzufügt, dass bei der Prüfung von Fonds, die von bestehenden Partnern angeboten werden, der Prüfungsaufwand oftmals geringer ist. Weitere mögliche Gründe für den „Markenfetischismus“, bei dem der Track Rekord nicht immer das entscheidende Kriterium zu sein scheint: Investoren zeichnen die nächste Fondsgeneration eines Anbieters, damit die bisherige Zusammenarbeit von den Gremien nicht als Fehler betrachtet wird. Andererseits kann die Hinzunahme eines weiteren Managers gut mit der Erhöhung der Diversifikation begründet werden. Gewichtigere Gründe für die Konzentration auf bekannte Häuser dürften sein, dass die Limited Partners die Zusammenarbeit mit sogenannten Zombie-Gesellschaften einstellen, und in erster Linie den großen Namen ein Closing in absehbarer Zeit zutrauen. Erfolgreiche Closings meldeten im vergangenen Jahr die Branchengrößen Lexington und EQT, die sieben beziehungsweise 4,75 Milliarden Dollar anvertraut bekamen. Weitere Megafonds sind optimistisch, diese Erfolge 2012 zu toppen. Das teilweise erwartete Aus für Megafonds scheint also nicht zu kommen.   
Durch Commitments gegenüber erfolgreich closenden Fonds lassen sich für die Limited Partners Funding-Risiken in Form von Opportunitätskosten durch lange Wartezeiten sowie Risiken aus einer, bedingt durch ein zu kleines Fondsvolumen, unzureichende Diversifizierung vermeiden. Zusätzliche Kosten lassen sich durch solche Entscheidungen für Alternatives-Investoren aber nicht in jedem Fall vermeiden. Schließlich versuchen die Anbieter auf das zögerliche Investitionsverhalten zu reagieren. „Wir hatten 2011 120 Anfragen für unsere Administrationsplattform in Luxembourg. Davon haben sich gerade einmal 30 realisiert. Darum erheben wir in der Regel Set-up-Gebühren“, erklärt Michael O. Bentlage von Hauck & Aufhäuser.
portfolio institutionell newsflash 14.03.2012/pe
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