Alternative Anlagen
19. Januar 2016

Boom am Schuldscheinmarkt hält an

Der Markt für Schuldscheine aus der Hand deutscher Unternehmen floriert. Im vergangenen Jahr kletterte das Transaktionsvolumen gegenüber 2014 um knapp 60 Prozent, wie Scope Ratings mitteilt. Die Gründe für dieses Revival sind vielschichtig.

Nach Angaben der Rating-Agentur Scope Ratings und anknüpfend an Untersuchungen von LBBW Research summierte sich das Transaktionsvolumen im vergangenen Jahr auf knapp 19 Milliarden Euro. Gegenüber 2014 mit etwa zwölf Milliarden Euro an Transaktionsvolumen ist das ein Plus von fast 60 Prozent. Und nach mehreren eher durchwachsenden Jahren mit mageren, seit 2013 aber wieder steigenden Transaktionszahlen hat das Volumen nun das bisherige Rekordhoch von 2008 mit damals etwas mehr als 18 Milliarden Euro übertrumpft. Ein echtes Revival eben.
Ein wichtiger und im Grunde genommen auch immer wiederkehrender Treiber für die Emission von Schuldscheinemissionen sind Fusionen und Übernahmen, die finanziert werden müssen. Scope verzeichnet insbesondere eine wachsende Popularität dieses alternativen Finanzierungsinstruments bei neuen Marktteilnehmern. Das Wachstum sei vor allem getrieben durch Emittenten, die erstmals in diesem Segment auftreten. Sie repräsentierten 2015 etwa 53 Prozent aller Neuemissionen, während 47 Prozent der Emissionen von Unternehmen kamen, die in der Vergangenheit bereits in Erscheinung getreten sind. Unter den Erstemittenten befanden sich zuletzt zunehmend mittelgroße und auch kleinere Unternehmen mit einem Jahresumsatz von weniger als einer Milliarde Euro. 2014 lag deren Anteil noch bei 40 Prozent. 
Neue Akteure und alte Hasen 
Wie Scope weiter beobachtet hat, sind die Orderbücher regelmäßig überzeichnet. Die Nachfrage ist entsprechend größer als das Angebot. Wie sich die Transaktionsvolumina im laufenden Turnus entwickeln werden, ist zur Stunde noch nicht absehbar. Scope Ratings geht davon aus, dass das Marktsegment weiter „in guter Verfassung“ bleibt. Nach Ansicht der in Berlin ansässigen Rating-Agentur wird das Volumen in diesem Jahr einmal mehr stimuliert von den Aktivitäten mittelgroßer Erstemittenten. Gleichzeitig dürften aber auch Akteure am Markt auftauchen, die bereits in der Vergangenheit dieses Finanzierungsinstrument genutzt haben; diesmal aber, um auslaufende Tranchen zu refinanzieren. Das gilt insbesondere für Emittenten, die sich in den Jahren 2009 und 2011 bei Schuldscheinen mit fünf- beziehungsweise siebenjähriger Laufzeit an den Markt gewagt haben. 
Auch das Research-Team der LBBW erwartet für das laufende Jahr rege Aktivitäten am Schuldscheinmarkt, allerdings nicht so stark wie 2015. Die Rahmenbedingungen seien weiter positiv. Von der Zinswende in den USA erwarten die Analysten noch keine nennenswerten Auswirkungen auf die Bond- und Kreditmärkte. „Aber Megadeals wie das 2,2-Milliarden-Euro-Schuldscheindarlehen von ZF Friedrichshafen dürften sich nicht jedes Jahr wiederholen“, erklärte Uwe Burkert, Chefvolkswirt der LBBW. Deshalb hält die LBBW mit 14 bis 15 Milliarden Euro ein hohes, aber etwas unter dem Rekordniveau von 2015 liegendes Marktvolumen für wahrscheinlich. 
portfolio institutionell newsflash 19.01.2016/Tobias Bürger
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