Schwarzer Schwan
1. Oktober 2021

Britisches Bullerbü

Boris versus Kermit

Die UN-Vollversammlung hat schon viele kuriose Auftritte von begnadeten Kabarettisten erlebt. In der ehrwürdigen Vollversammlung der Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen malträtierte 1960 der sowjetische Generalsekretär Nikita Chruschtschow das Pult mit seinem Schuh. 2006 gab der venezolanische Staatspräsident Chavez schnuppernd kund, dass er Schwefel rieche und bekreuzigte sich. Sein Vorredner am Rednerpult: US-Präsident George W. Bush.

Vor wenigen Tagen bewies Boris Johnson sein Unterhaltungstalent mit einer Rede zum Kampf gegen den Klimawandel. In dieser widersprach der britische Premier einer amerikanischen Celebrity: „Als Kermit der Frosch ‚Es ist nicht leicht, grün zu sein‘ sang – Erinnern Sie sich dran? – Ich möchte, dass Sie wissen, dass er falsch lag. Er lag falsch. Es ist nicht nur einfach, es ist lukrativ und es ist richtig, grün zu sein!“

So kam Kermit aus der Muppet-Show in die UN-Vollversammlung. Oder brachte Johnson die UN-Vollversammlung in die Muppet-Show? Schwierig zu sagen. Einfacher zu sagen ist, dass eine Menge Leute Kermit und nicht Boris Recht geben würden. Dass es nicht leicht ist, grün zu sein, würden zum Beispiel die Politiker der Grünen nach ihrem verkorksten Wahlkampf sagen. Oder die Fans von Werder Bremen.

Dabei ist grüne Politik doch wirklich einfach – wenn man Johnson zuhört. Unter anderem schwärmte der Prime Minister von den britischen Aufforstungen: „Wir haben in den überschwemmten Prärien von Doggerland zwischen Großbritannien und Holland in der Nordsee große Wälder aus wunderschönen Windkraftanlagen angelegt. Tatsächlich produzieren wir so viel Offshore-Wind, dass ich darüber nachdenke, meinen Namen zu Ehren des Gottes des Nordwinds in „Boreas“ Johnson zu ändern.“

Vor wenigen Tagen kam noch eine neue Maßnahme zum Schutz der Umwelt hinzu: Auf den britischen Inseln sind keine Lkw-Fahrer mehr unterwegs und in der Folge wird an den Tankstellen auch kein Sprit mehr verkauft. Das hat zwar seine Gründe im Brexit, ist aber bestimmt auch Teil eines großen grünen Plans der britischen Regierung, CO₂ einzusparen und die Elektrifizierung voranzutreiben. So schafft der Brexit auch ein britisches Bullerbü.

A nice weekend wünscht Ihnen Ihre Redaktion von portfolio institutionell.

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