Asset Manager
8. Februar 2012

BVI sieht trotz Mittelabflüsse keine Vertrauenskrise bei Aktienfonds

Die Hoffnungen der Fondsbranche ruhen zunehmend auf der Altersvorsorge.

Nun sind sie heraus, die offiziellen Absatzstatistiken des Bundesverbandes Investment und Asset Management (BVI) für das vergangene Jahr. Und dass diese Zahlen im Publikumsfondsbereich schlecht ausfallen würden, war nicht anders zu erwarten. Im Rahmen der Jahres-Pressekonferenz hat der BVI bekanntgegeben, dass die in seinen Statistiken erfassten Publikumsfonds 2011 insgesamt Mittelabflüsse in Höhe von 16,6 Milliarden Euro verzeichnet haben.
Am stärksten war der Aderlass bei Rentenfonds, aus denen Anleger insgesamt rund 5,8 Milliarden Euro abgezogen haben. Aber auch Aktien-, Renten- und Mischfonds haben Abflüsse von jeweils über zwei Milliarden Euro erlitten. Nennenswerte Mittelzuflüsse gab es nur in offenen Immobilienfonds, die gut 1,2 Milliarden Euro neue Gelder angezogen haben; allerdings profitiert diese Fondsgattung sicherlich auch davon, dass einige große Fonds 2011 keine Anteilscheine zurückgenommen haben und viele Anleger ihre Anteile deshalb gar nicht verkaufen konnten.
Absatz der Spezialfonds lief auf Hochtouren
Die Bilanz des BVI fiel trotz dieser Zahlen nicht schlecht aus: „Das Gesamtergebnis ist respektabel“, sagte Thomas Neiße, der Vorsitzende der Geschäftsführung des Interessenverbades. „Wer breit gestreut am globalen Wachstum partizipieren will, kommt an Aktienfonds nicht vorbei.“ Dass Neiße trotz der schlechten Ergebnisse im Publikumsfondsgeschäft derart positive Worte fand, hat einen einfachen Grund: Der Absatz von Spezialfonds lief 2011 weiterhin auf Hochtouren, in diesem Segment weisen die BVI-Statistiken für das vergangene Jahr Mittelzuflüsse von mehr als 45 Milliarden Euro aus. „Aber die Abflüsse bei Publikumsfonds sind alles andere als erfreulich“, sagte Neiße.
„Der deutsche Fondsmarkt hat im vergangenen Jahr zwei Gesichter gezeigt: Professionelle Anleger kauften, Privatanleger verkauften“, erläuterte BVI-Hauptgeschäftsführer Thomas Richter die Statistiken. Und wie es sich für einen Vertreter der Branche gehört, hat er vor allem die positiven Aspekte dieser Entwicklung betont: „Der Wachstumstrend im institutionellen Geschäft spiegelt sich auch im Neugeschäft des vergangenen Jahres wider.“ Ein Blick in den Kapitalanlagebestand institutioneller Investoren zeige, dass die Fondsbranche der weitaus größte Verwalter von Altersvorsorgekapital in Deutschland sei. „Kapitalgedeckte Altersvorsorge ist ohne Asset Manager nicht denkbar“, betonte Richter. Investmentfonds seien der „Kern des deutschen Altersvorsorgesystems“.
Von einer grundsätzlichen Krise der Aktienfonds wollte Richter auch vor diesem Hintergrund nicht reden: „Es gibt keine Vertrauenskrise in das Produkt Aktienfonds, sondern eine Vertrauenskrise in die Kapitalmärkte insgesamt.“ Als zusätzlichen Beleg für diese These führte der BVI-Hauptgeschäftsführer die imposanten 8,8 Milliarden Euro neuer Anlegergelder an, die börsengehandelte Indexfonds (ETF) im vergangenen Jahr eingesammelt haben. Weil und insofern diese Fonds auch Aktienfonds seien, könne von einer Vertrauenskrise wohl kaum gesprochen werden. Allerdings steht dieses Argument auf tönernen Füßen: Berücksichtigt man nämlich diese Mittelzuflüsse in ETF, bedeutet dies, dass die Anleger aus aktiv verwalteten Aktienfonds 2011 netto gut elf Milliarden Euro abgezogen haben. Und angesichts solcher Zahlen nicht von einer Vertrauenskrise zumindest in aktiv verwaltete Aktienfonds zu sprechen, erfordert schon ein erhebliches Maß an (Zweck-)Optimismus – zumal die Investitionen in ETF vor allem von institutionellen Investoren getätigt wurden und werden.
Neiße gab sich angesichts solcher Fluktuationen auch selbstkritisch: Aktienfonds seien in den vergangenen Jahren oft zu wenig als Instrument für den langfristigen Vermögensaufbau dargestellt und verkauft worden. Stattdessen sei der Eindruck entstanden, dass Anleger Fonds wie Aktien handeln sollten, also bei niedrigen Preisen kaufen und bei hohen verkaufen. Das sei auch deshalb problematisch, weil die zuletzt sehr volatilen internationalen Finanzmärkte heute sehr eng miteinander verknüpft seien. „Wenn in Australien ein Känguru erschossen wird, hat das bei uns Einfluss auf die Finanzmärkte“, versuchte Neiße, diesen Standpunkt zu verdeutlichen.
portfolio institutionell newsflash 08.02.2012/rko
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