Investoren
15. Dezember 2021

BVK-Vorstand André Heimrich: „Für Investoren ist diese Situation kompliziert“

Mit Kapitalanlagen von rund 97 Milliarden Euro ist die Bayerische Versorgungskammer, BVK, die größte deutsche öffentlich-rechtliche Versorgungsgruppe. Im Interview blickt der für Kapitalanlagen zuständige Vorstand André Heimrich auf das kommende Jahr.

Herr Heimrich, worin sehen Sie für 2022 die größten Risiken für institutionelle Investoren?

André Heimrich: Die weiterhin anhaltende Niedrigzinsphase und die derzeit hohe Inflation sehen wir als große Risiken für unseren Versorgungsauftrag an. Für Investoren, die eine stetige Verzinsung benötigen, ist diese Situation natürlich kompliziert, wenn auf der einen Seite Bundesanleihen sogar im negativen Bereich notieren, die Inflationsrate aber weit oberhalb der avisierten zwei Prozent landet.

Und welche Implikationen ergeben sich daraus für die Kapitalanlage?

Heimrich: Die Investition in Substanzwerte ist aus unserer Sicht die geeignete Strategie, um sich in Krisensituationen zu behaupten. Und diese Strategie verfolgen wir im Niedrigzinsumfeld bereits seit mehreren Jahren – neben einer breit angelegten Diversifikationsstrategie. Eine sichere, nachhaltige und breit diversifizierte Anlage, mit der die Bayerische Versorgungskammer ihren Versorgungsauftrag langfristig erfüllen kann – das steht auch weiterhin im Fokus unserer Kapitalanlagestrategie.

Welche Anlageklassen wollen Sie in Zukunft aufstocken?

Heimrich: Wir möchten gerne unsere alternativen Asset-Klassen weiterhin ausbauen, da sie durch ihre Renditechancen im Gegensatz zu Anleiheprodukten perspektivisch einen wesentlichen Beitrag für unseren jährlichen Rechnungszins leisten können.

Welche Strategien treiben Sie bei illiquiden Anlagen voran?

Heimrich: Im Bereich Private Equity bauen wir unsere Asien-Allokation leicht aus. Ebenfalls gilt es potenziell neue Marktsegmente zu beobachten. Beispielsweise spielt das Thema Impact Investing eine größer werdende Rolle am Markt. Während das Marktumfeld aktuell häufig nur einen kurzen Track Record aufweisen kann, gilt es, diesen Trend in den kommenden Jahren weiter zu beobachten. Im Bereich Infrastruktur wird sich eine Verschiebung der Anteile bei der Art der Beteiligung hin zu mehr Secondaries sowie hinsichtlich der Reifephase einstellen.

Welche internen Projekte wollen Sie 2022 im Bereich der Kapitalanlage umsetzen?

Heimrich: Im Rahmen unseres Beitritts zur Net-Zero Asset Owner Alliance legen wir aktuell unsere Emissionsreduktionsziele fest. Anfang 2022 wollen wir diese im Rahmen der Alliance kommunizieren und dann mit der Umsetzung beginnen. Zudem findet 2022 eine Überprüfung unserer strategischen Kapitalanlageplanung statt. Die sich hieraus eventuell ändernden Zielallokationen werden dann ab 2023 für die einzelnen Asset-Klassen umgesetzt.

Gehen Sie eher optimistisch oder pessimistisch in das neue Jahr?

Heimrich: Dank der lockeren Geldpolitik der Zentralbanken ist viel Geld vorhanden und die Unternehmen werden weiter investieren. Ein Ende der Niedrigzinsphase ist aktuell noch nicht absehbar. Insbesondere die EZB wird versuchen, den Zinsanstieg so lange wie möglich aufzuschieben und so gering wie möglich ausfallen zu lassen. Momentan sind wir daher optimistisch, dass die bereits recht hohen Kurse und Bewertungen noch gute Unterstützung finden. Wichtig ist jedoch, dies laufend zu verifizieren.

Die Fragen stellte Tobias Bürger.

Über die BVK: Die Bayerische Versorgungskammer verwaltet für zwölf Versorgungseinrichtungen insgesamt Kapitalanlagen in Höhe von rund 97,2 Milliarden Euro (Marktwert, Stand 31. Dezember 2020). Aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase haben die Direktinvestitionen in klassischen Rentenpapieren bei den Münchnern an Bedeutung verloren. Im Gegenzug sind die über Fondsanlagen getätigten Investments der BVK stark angestiegen.

Mehr über die Anlagepläne institutioneller Investoren für das Jahr 2022 erfahren Sie in der Titelgeschichte der Dezember-Ausgabe von portfolio institutionell. Die Jahresschlussausgabe erscheint am 21. Dezember 2021.

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