Corporates
26. März 2020

Corona-Krise verschärft den Zinsdruck

WTW: Dax-Pensionsvermögen wuchsen in 2019 um 12,4 Prozent auf 276 Milliarden Euro. In 2020 spürbare Rückgänge zu verzeichnen.

Die Corona-Krise hat einer Studie von Willis Towers Watson zufolge einen volatilen Einfluss auf Pensionswerke in 2020. In der Folge der Krise sank der Rechnungszins im Januar und Februar zunächst spürbar, berichtet WTW. Im Laufe des März jedoch konnten WTW zufolge die Renditen von AA-Unternehmensanleihen mit einer Restlaufzeit von mehr als zehn Jahren und damit auch der Rechnungszins einen deutlichen Anstieg verzeichnen. Von einer Trendwende könne jedoch noch nicht gesprochen werden. So können das von der Europäischen Zentralbank (EZB) angekündigte Anleihenkaufprogramm sowie mögliche Änderungen des Ratings von Unternehmensanleihen den Rechnungszins wieder unter Druck bringen. Die Volatilität des Rechnungszinses wird im Jahr 2020 vermutlich weiter anhalten, so WTW. Gleichzeitig entwickele sich auch der Aktienmarkt, der nun Produktionsrückgänge einpreist, ausgesprochen volatil. Willis Towers Watson zufolge zeigen die Kapitalanlagen von Pensionseinrichtungen teilweise einen spürbaren Rückgang.

Erfolgreich verlief dagegen das vergangene Jahr. Der WTW-Studie „Dax-Pensionswerke 2019“ zufolge sind die Pensionsverpflichtungen der Dax-Unternehmen 2019 um 13,7 Prozent auf 416 Milliarden Euro gestiegen (2018: 366 Milliarden Euro). Die Pensionsvermögen konnten mit diesem Anstieg knapp Schritt halten: Sie stiegen um 12,4 Prozent auf 276 Milliarden Euro (2018: 245 Milliarden Euro). Der spezifische Ausfinanzierungsgrad blieb daher nahezu stabil. Er sank 2019 im Vergleich zum Vorjahr um einen Prozentpunkt auf 66 Prozent.

Rund ein Fünftel in Aktien

„Die Aktienmärkte entwickelten sich besonders in der ersten Jahreshälfte 2019 sehr positiv. Davon konnten die Dax-Unternehmen profitieren“, sagt Dr. Heinke Conrads, Leiterin Retirement Deutschland und Österreich bei Willis Towers Watson. Rund ein Fünftel der Pensionsvermögen aller Dax-Unternehmen ist in Aktien angelegt. Der für die Berechnung der Pensionsverpflichtungen zugrunde gelegte Rechnungszins sank jedoch insgesamt im Jahr 2019 um 81 Basispunkte auf 1,10 Prozent (2018: 1,91 Prozent). Aus diesem Grund stiegen die Pensionsverpflichtungen noch stärker an. „Dank der guten Anlageerträge konnte der Ausfinanzierungsgrad – das Verhältnis von Pensionsvermögen zu Pensionsverpflichtungen – dennoch stabil gehalten werden“, so Conrads. „Insgesamt zeigt sich über die vergangenen 20 Jahre, dass die Dax-Unternehmen ihre Pensionswerke wetterfest aufgestellt und klug gemanagt haben, so dass Schwankungen des Kapitalmarktumfelds meist gut genutzt oder gut aufgefangen werden konnten.“

Kapitalanlage professionalisiert

„Viele Unternehmen haben ihre bAV bereits in der Vergangenheit krisenfest gestaltet und auch die Anlage der Pensionsvermögen professionalisiert und diversifiziert“, berichtet bAV-Expertin Conrads. „Ihnen dürfte es nun leichter fallen, ihre Pensionswerke auch in Krisenzeiten gut zu managen.“ Und Hanne Borst, Leiterin Actuarial Consulting bei Willis Towers Watson, ergänzt: „Pensionsanleger, die sich für eine höhere Governance und eine Auslagerung der Kapitalanlage entschieden haben, profitieren nun besonders von der höheren Diversifikation. Insbesondere illiquide Anlagen, wie beispielsweise Immobilien oder Infrastruktur, dürften den Wertrückgang aufgrund der Bewertungszyklen eher langsam nachvollziehen. Sie wirken daher stabilisierend auf Pensions-Portfolien. Portfolien, die im Wesentlichen aus liquiden Aktien und Anleihen bestehen, stehen derzeit hingegen stärker unter Druck.“

Im Durchschnitt belaufen sich die Pensionsverpflichtungen auf rund 15 Prozent und die Pensionsvermögen auf rund zehn Prozent der Bilanzsumme der Dax-Unternehmen. Angesichts der positiven Ertragslage wurden den Pensionsvermögen 2019 mit 6,5 Milliarden Euro deutlich weniger zusätzliches Vermögen zugeführt als im Vorjahr (11,8 Milliarden Euro).

Die Studie „Dax-Pensionswerke 2019“ basiert auf den Geschäftsberichten der Dax-Unternehmen, einschließlich der Anhangsangaben zu den Pensionsverpflichtungen sowie weiterer öffentlich zugänglicher Daten. Per 23. März 2020 hatten 26 Indexmitglieder ihre Zahlen für das Geschäftsjahr 2019 vorgelegt. Bei Eon, Linde, MTU Aero Engines und Wirecard, deren aktuelle Daten noch nicht veröffentlicht sind, hat Willis Towers Watson die Vorjahreswerte berücksichtigt und damit Hochrechnungen durchgeführt. Die der Auswertung zugrunde liegende Willis-Towers-Watson-Datenbank ermöglicht Vergleiche bis ins Jahr 1999.

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