Traditionelle Anlagen
16. Juni 2020

Creditreform: Sinkende Insolvenzen im ersten Halbjahr

KfW-Unterstützungskredite stabilisieren temporär. Insolvenzwelle nach Ende der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht erwartet.

Laut der Wirtschaftsauskunftei Creditreform sind die Insolvenzen deutscher Unternehmentrotz schlechter Konjunktur im ersten Halbjahr überraschend gesunken. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sank die Anzahl der Insolvenzen von 9.690 auf 8.900 Fälle. Das Insolvenzgeschehen als Seismograph der ökonomischen Entwicklung habe sich damit von der tatsächlichen Situation der deutschen Unternehmen entkoppelt, schreibt Creditreform. Als Grund macht Creditreform die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen in der aktuellen Krise aus, insbesondere die von der KfW bereitgestellten Kreditmittel, die Zuschüsse für Selbstständige und kleine Gewerbetreibende sowie die vorübergehende Aussetzung der Insolvenzantragspflicht. Diese seien über ihr Ziel offenbar sogar hinausgeschossen, da einerseits Pleiten hätten verhindert werden können, andererseits auch Unternehmen, die andernfalls wohl Insolvenz angemeldet hätten, vorübergehend am Leben gehalten werden. Hier habe es möglicherweise unerwünschte Mitnahmeeffekte gegeben, so Creditreform. Möglich sei jedoch auch, dass der Rückgang durch geringere Arbeitsproduktivität bei Insolvenzgerichten aufgrund erheblicher Bearbeitungsrückstände begründet sei. Creditreform geht davon aus, dass sich die Insolvenzwelle somit auf die Zeit nach dem Ende der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht im September vertagt. Nur eine V-förmige Erholung, die zu bezweifeln sei, könnte eine solche Insolvenzwelle abwenden.

Mit Blick auf das erste Halbjahr konstatiert Creditreform eine Zunahme großer Unternehmenspleiten, zu denen Galeria Karstadt Kaufhof, die Textilhändler AppelrathCüpper und Hallhuber, der Modehersteller Esprit und die Restaurantketten Vapiano und Maredo zählen. Insgesamt beliefen sich die Gläubigerschäden auf zwölf Milliarden Euro, im Schnitt kosteten die Insolvenzfälle die Gläubiger rund 1,3 Millionen Euro. Betroffen ist insbesondere das verarbeitende Gewerbe, welches mit 710 Pleiten stabile Insolvenzzahlen verkraften musste. Dagegen sanken im Baugewerbe und dem Handel die Insolvenzen um 9,4 Prozent beziehungsweise 10,2 Prozent. Auch die Privatinsolvenzen sind rückläufig, aufgrund der verschlechterten Lage auf dem Arbeitsmarkt rechnet Creditreform zumindest mit einer Verlangsamung des Rückgangs der Privatinsolvenzen.

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