Administration
17. Dezember 2025

Das große Renten-Revival

Spezialfonds profitieren vom Bond-Nettoneugeschäft. Versicherungen bleiben Sorgenkind.

Hohoho, hier kommt der Quarterly-Mann: Clemens Schuerhoff und sein Kommalpha-Team präsentieren die Q3-Zahlen zum Spezialfondsmarkt. Das Fazit vorweg: Es hätte schlimmer kommen können.

Das Nettomittelaufkommen war in allen drei Berichtsmonaten positiv und summiert sich auf 11,3 Milliarden Euro im 3. Quartal 2025. Das entspricht ziemlich genau dem Quartalsmittelwert der letzten drei Jahre. Allerdings: Bezieht man die Jahre 2021 und die Vorjahre mit ein, die von vergleichbar starkem Nettoneugeschäft geprägt waren, relativiert sich das Ergebnis des Berichtsquartals. „Als Idealisten bezeichnen wir die Nettocashflows des Berichtsquartals aber als ordentlich und ohne Auffälligkeiten nach oben oder unten“, erklärt Schuerhoff. Der Kommalpha-Vorstand ergänzt: „Sinkende Niveaus führen zu Bescheidenheit.“

Ein Blick auf die Anlegergruppen zeigt, dass Altersvorsorgeeinrichtungen im Berichtsquartal Spitzenreiter mit einem Nettomittelaufkommen in Summe von 3,8 Milliarden Euro sind, gefolgt von privaten Organisationen ohne Erwerbszweck mit 3,5 Milliarden Euro. Corporates schließen sich mit Netto-Flows in Spezialfonds in Höhe von 2,7 Milliarden Euro auf dem dritten Platz an. Sozialversicherungen & öffentliche/kirchliche Zusatzversorgungseinrichtungen belegen Platz vier mit einem Nettomittelaufkommen von 1,7 Milliarden Euro vor Kreditinstituten mit 1,1 Milliarden Euro.

Negativer Ausreißer – und Sorgenkind – in Sachen Nettomittelaufkommen im dritten Quartal sind Versicherungen, die in Summe zwei Milliarden Euro netto aus ihren Spezialfondsmandaten abzogen, trotz positiven Netto-Flows im August. Sie belegen damit mit weitem Abstand den letzten Platz im Ranking nach Nettoneugeschäft. „Das ist im negativen Sinne sehr bemerkenswert, wobei die Netto-Flows von Versicherungen als zweitgrößte Kundengruppe im Spezialfondsgeschäft in den letzten Jahren immer recht erratisch waren“, kommentiert Schuerhoff. „Die Gründe dafür erscheinen uns vielfältig und rangieren von hohem Liquiditätsbedarf bis zu bilanziellen Aspekten wie beispielsweise Ausgliederungen von Kohorten samt Kapitalunterlegungen aus der Bilanz (Stichwort Rentnergesellschaft etc.).“

Bei den Asset-Klassen sind in Q3 beim Nettoneugeschäft mit vier Milliarden Euro Rentenspezialfonds die Spitzenreiter. Auch auf Jahressicht liegen Rentenspezialfonds mit neun Milliarden Euro deutlich vorn. Dachspezialfonds folgen mit 2,6 Milliarden Euro Nettomittelaufkommen in Q3 auf Platz 2 knapp vor Aktienspezialfonds mit 2,5 Milliarden Euro. Beides sind ebenfalls gute Ergebnisse, insbesondere für Aktienspezialfonds, die in den vergangenen Quartalen regelmäßig hohe Nettomittelabflüsse verzeichnen mussten.

Gemischte Wertpapierspezialfonds belegen beim Nettoneugeschäft des dritten Quartals 2025 nur den vierten Platz mit 2,1 Milliarden Euro. Dies ist auch insofern ein interessantes Ergebnis, da die Misch-Spezialfonds hinsichtlich der Dotierung von frischer Liquidität mit in Summe 18,7 Milliarden Euro im dritten Quartal mit Abstand vorn liegen. Dies stellt eine Liquiditätsauskehr in Höhe von knapp 17 Milliarden Euro im dritten Quartal aus gemischten Wertpapierspezialfonds dar. Es wurden also viele Anteilsscheine gedreht und nur elf Prozent der frischen Liquidität sind im dritten Quartal netto in gemischten Wertpapierspezialfonds verblieben. Ein „bemerkenswert hektisches Treiben“, so Schuerhoff.

Mit wie viel Geldern die Spezialfonds in Zukunft rechnen können, ist nicht zuletzt eine Frage der Demographie. Je weniger Einzahler Anspruchsberechtigten gegenüberstehen, desto weniger Anlagebedarf. Mit der demographischen Entwicklung und deren Einfluss auf die Bilanzen verbindlichkeitsorientierter Investoren setzten sich auch die Unterstützer des Quarterly – BNP Paribas, Deka, DZ Bank, Hansainvest und LBBW Asset Management – auseinander.

Die Entschärfung der Demografie-Bombe

Für Christian Schäfer von der DZ Bank ist klar: „Sinkende Erwerbstätigenzahlen und steigende Leistungsansprüche können langfristig zu einer Belastung der Bilanzen führen.“ Die kontinuierliche Anpassung der Anlagestrategie und ein aktives Risikomanagement seien daher zentrale Elemente, um auch unter veränderten demografischen Bedingungen finanzielle Stabilität zu gewährleisten.

Alexander Lehn, Securities Services, BNP Paribas, bezeichnet ein starkes Asset Liability Management als zentralen Erfolgsfaktor, um in einem schwankungsintensiven Umfeld eine temporäre Unterdeckung zu vermeiden. Grundsätzlich stellt Lehn fest: „Die demografische Entwicklung stellt eine Herausforderung für Altersvorsorgeeinrichtungen dar, die ihre Bilanzen und Investitionsstrategien an die veränderten Bedingungen anpassen müssen.“

Auf die Demografie haben verbindlichkeitsorientierte Investoren aber bereits reagiert. Darauf weist Dr. Jörg W. Stotz von der Hansainvest hin: „Aus rentenlastigen Allokationen und Direktanlagen sind mittlerweile deutlich diversifiziertere Ansätze über Spezialfonds entwachsen, regulatorische Vorstöße wie die neue Infrastrukturquote ermöglichen langfristige Investments und stabile Cashflows. Auch auf der Leistungsseite können Investoren nachsteuern: Produkte, Garantien und Rechnungszinsen lassen sich anpassen, um das versicherungsmathematische Gleichgewicht zu wahren. Wo all diese Maßnahmen nicht wirken, wird es zunehmend auch zu Fusionen kommen, um Skaleneffekte zu heben“, Gefordert sei aber auch die Politik.

Ebenfalls auf die Bedeutung von Cashflows und zudem von Liquidität weist Dr. Alexander Zanker, Deka Investment, hin: „Die Alterung der Gesellschaft erhöht die Zahl der Leistungsempfänger und führt somit zu steigenden Liquiditätsanforderungen. Dies gilt umso mehr, da viele beitragsorientierte Systeme für Neueintritte geschlossen wurden. Mit gut strukturierten CDI-Strategien lassen sich diese Herausforderungen jedoch bewältigen. Langlebigkeitsrisiken bestehen zwar weiterhin, sind jedoch weit von einer strukturell bedrohlichen Schieflage entfernt. Auch wenn sich die Sterbetafeln von Heubeck als stabil erweisen, wird in ALM-Studien eine höhere Lebenserwartung in Stresstests berücksichtigt.“

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