Corporates
15. Januar 2024

Dax-Pensionsvermögen steigt um 22 Milliarden

Anstieg auf rund 267 Milliarden Euro Ende 2023. Verpflichtungen stiegen stärker, insbesondere zum Jahresende hin sank Rechnungszinssatz deutlich.

Die Pensionsverpflichtungen der Unternehmen im Dax-40 sind im Jahr 2023 etwas stärker gestiegen als deren Pensionsvermögen. Zugleich hat sich auch der Rechnungszinssatz nicht auf dem hohen Niveau des Vorjahres halten können. Vor allem zum Jahresende hin, im November und Dezember 2023, hatte er deutlich nachgegeben. Das berichtet der Berater Mercer am Montag (15.1.) auf Basis der Geschäftsberichte der Dax-40-Firmen sowie aktueller Kapitalmarktinformationen.

Der Wert der Pensions­verpflichtungen in den IFRS-Abschlüssen der Dax-­Corporates ist demnach von rund 307 Milliarden ­Euro um circa 23 Milliarden ­Euro auf etwa 330 Milliarden Euro gestiegen, während die Pensionsvermögen im vergangenen Jahr von rund 245 auf etwa 267 Milliarden Euro angewachsen sind – also um circa 22 Milliarden. Auch ­erreichte der Deckungsgrad der Pensionsverpflichtungen mit 81 Prozent einen neuen Rekordwert.

Der Deckungsgrad, also das Verhältnis von Pensionsvermögen zu Pensionsverpflichtungen, hatte Ende 2022 in Folge der Zinswende bereits ein Rekordhoch von 80 Prozent erreicht. Zum Vergleich: In den Jahren 2008 bis 2020 lag der Deckungsgrad nie über 70 Prozent, 2021 erreichte er 72 Prozent. Auf das Pensionsvermögen hatte sich das Jahr 2022 im Dax mit einem Minus von etwa 20 Prozent ausgewirkt. Das Jahr 2023 war von einer Erholung geprägt, dennoch konnte das Pensionsvermögen den Höchststand von fast 300 Milliarden aus dem Jahr 2021 längst nicht einholen.

Im vergangenen Jahr hat sich auch die Zusammensetzung des Dax-40 geändert. Im Februar wurde Linde durch die Commerzbank, im März Fresenius Medical Care durch Rheinmetall ersetzt. Auf das Pensionsvermögen im Dax 40 hatte der Abgang von Fresenius Medical Care keine Auswirkungen, da das Unternehmen vollständig bei Fresenius SE konsolidiert wird. Bei Linde, Commerzbank und Rheinmetall bestehen jeweils mehrere Milliarden Euro an Pensionsvermögen, was dazu geführt hat, dass sich das Pensionsvermögen per Saldo um etwa zwei Milliarden Euro erhöht hat.

Rechnungszins sinkt im Schnitt um halben Prozentpunkt

Die Pensionsverpflichtungen sind durch die geänderte Dax-Zusammensetzung um rund eine Milliarde Euro gestiegen, die restlichen 22 Milliarden des Anstiegs der Pensionsverpflichtungen sind ­Mercer zufolge auf den Rückgang des Rechnungszinssatzes  zurückzuführen. Der „Mercer Yield Curve“ zufolge, dem Verfahren von Mercer zur Ermittlung des Rechnungszinssatzes nach IFRS, ist der Rechnungszins beispielsweise für eine typische durchschnittliche Restlaufzeit von 15 Jahren von 4,21 Prozent auf 3,57 Prozent (beziehungsweise bei einer Restlaufzeit von 20 Jahren von 4,25 Prozent auf 3,63 Prozent) gesunken.

Rendite von zehn Prozent beim Pensionsvermögen

Der Rechnungszins werde im Dax 40 im Durchschnitt aber weniger deutlich abgesenkt, so Mercer. In welchem Ausmaß der Zins im einzelnen Unternehmen reduziert werden musste, hängt laut Mercer vom verwendeten Verfahren, der Zusammensetzung des Personenbestandes, denn konkreten Zusagen und weiteren Faktoren ab. „Unter Berücksichtigung der verschiedenen Zinsermittlungsverfahren und der Erfahrungen aus der Vergangenheit gehen wir davon aus, dass der Rechnungszins im Dax 40 zum 31. Dezember 2023 etwa einen halben Prozentpunkt unter dem Vorjahreswert lag. Damit lässt sich der größte Teil des Anstiegs der Verpflichtungswerte erklären“, erläutert Thomas Hagemann, Chefaktuar von Mercer Deutschland.

Auch die Inflation hinterlässt ihre Spuren in Form von höheren Zahlungen aus dem Planvermögen im Vergleich zu neuen Zuwendungen. Der daraus resultierende Mittelabfluss könnte etwa fünf Milliarden Euro betragen, schätzt Mercer. Im Ergebnis habe sich das Pensionsvermögen durch die veränderte Dax-Zusammensetzung und die Mittelabflüsse um drei Milliarden Euro reduziert. Da der Stand des Pensionsvermögens Ende 2023 aber 22 Milliarden Euro höher ist als Ende 2022, ergibt sich eine Rendite von rund 25 Milliarden Euro oder zehn Prozent.

Die Aktienmärkte zeigten sich 2023 robust, aber noch immer volatil, so Mercer. So hätten insbesondere die entwickelten Märkte, getrieben durch die starken Technologiekonzerne in den USA (die sogenannten „Magnificent Seven”), im ersten Halbjahr 2023 eine erfreuliche Performance aufgewiesen. Im zweiten Halbjahr dämpfte die Rhetorik der amerikanischen Zentralbank die Kursentwicklung an den Aktienmärkten, bevor im letzten Quartal eine Jahresendrallye einsetzte.

Zwischen 6,5 und 20,2 Prozent an den Märkten

Dazu liefert Mercer auch Performance-Zahlen zu den liquiden Märkten: Im Gesamtjahr 2023 stieg der MSCI World Total Return Index um 20,2 Prozent, der MSCI Emerging Markets Total Return Index legte 6,5 Prozent zu und der MSCI Europe Total Return  Index gewann 16,6 Prozent (jeweils in Euro) hinzu. Mit den weiteren Zinsanhebungen im Jahr 2023 seien auch die nominalen Anleihenrenditen entlang der gesamten Kurve gestiegen. Insgesamt konnten die globalen Anleihenmärkte um 4,7 Prozent hinzugewinnen (gemessen am Bloomberg Barclays Global Aggregate Total Return Index EUR Hedged). Mit dem Rückgang der Inflationsraten sind Mercer zufolge auch die realen Renditen signifikant gestiegen.

„Es kam für Investoren im Jahr 2023 darauf an, die veränderten Chancen am Kapitalmarkt zu erkennen und situationsgerecht zu handeln. Viele Investoren nutzen das höhere Zinsniveau zum Ausbau der Zinsabsicherung der Verpflichtungen. Eine solche Risikoreduktion in der Kapitalanlage war jedoch nicht durchgehend zu beobachten. Viele Pensionsanleger müssen weiterhin Kapitalmarktrisiken eingehen, um den gestiegenen Anpassungsbedarf aus der Inflation zu decken – und am Aktienmarkt hat sich das insbesondere zum Jahresende auch durchaus ausgezahlt“, kommentiert Jeffrey Dissmann, Leiter Investments bei Mercer Deutschland.

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