Versicherungen
16. August 2011

Debeka: lieber Langläufer als Aktien

Die Kuponschneidestrategie der Debeka: Mit Zero-Bonds wird versucht, die Duration der Aktivseite um ein bis zwei Jahre zu verlängern.

Der für seine vorsichtige Kapitalanlage bekannte Debeka Lebensversicherungsverein auf Gegenseitigkeit bleibt trotz niedriger Zinsen seiner konservativen­ Linie treu. „Wir tätigen keine spekulativen Anlagen, da wir die Risiken höher bewerten als die entsprechenden Chancen“, sagte der für die Kapitalanlage zuständige Vorstand, Rolf Florian.­ Seine Kriterien: feste Zinsen und lange Laufzeiten von oft 30 Jahren. Bei der Neuanlage­ 2011 bringe dies bereits wieder 4,7 Prozent Zinsen.
Die Debeka ist mit einem­ Marktanteil von 3,7 Prozent der verdienten Bruttobeiträge derzeit Nummer sieben in Deutschlands Assekuranz. Aufsehen erregt das Unternehmen immer wieder mit seiner Nettorendite, die 2010 und 2009 bei 5,1 Prozent lag (Markt: 4,27 Prozent), obwohl das Unternehmen nur zu 0,3 Prozent in Aktien investiert ist.
Jeden Monat legt Florian für Debeka-Kunden 600 Millionen Euro neu an. Festverzinsliche sind dabei mit fast 90 Prozent die wichtigste Anlage.­ „Die laufende Verzinsung ist uns wichtiger als die künftige Rendite“, sagt Florian. „Ich kaufe kein Produkt, das ich nicht innerhalb von 30 Sekunden verstehe“, präzisiert er sein simpel anmutendes Vorgehen. „Wir warten nicht auf bessere Zeiten, sondern legen­ stets direkt und sofort bei solventen und sicheren Emittenten mit dem jeweils höchsten Zins an“, fügt er hinzu. Dabei versuche man unter anderem mit Zero-Bonds­, die Duration auf der Aktivseite um ein bis zwei Jahre zu verlängern, um eine gewisse­ zeitliche Angleichung an die länger laufende Passivseite zu erreichen. Damit wirke man künftig höheren Eigenkapitalkosten unter Solvency II entgegen.
Dieses ­Herangehen unterscheidet sich durchaus von anderen Anlegern, die aus Angst vor durch Zinsanstiege bedingte Abschreibungen die Duration verkürzen wollen. „Wir haben solche Ängste nicht“, so Florian. „Sollte der Zins steigen, werden wir die dann zufließenden Mittel mit höheren Zinsen anlegen. Die Bestände befinden sich im Anlage­vermögen und werden aus diesem Grund nicht abgeschrieben“, ergänzt er. Sein Fazit: „Hätten wir in den letzten 20 Jahren immer Angst vor steigenden Zinsen gehabt, hätten wir immer falsch angelegt.“
_Ausfall Griechenlands würde die Debeka 17 Millionen Euro kosten
Die Kapitalanlagen des Lebensversicherers wuchsen 2010 um 7,4 Prozent auf 32,57 Milliarden Euro an. Die größte Position sind Schuldscheinforderungen und Darlehen mit 40,4 Prozent. „Da geben wir große Summen direkt an Banken aus und bekommen bei 30 Jahren Laufzeit bis zu 4,9 Prozent festen Zins“, erklärt Florian. Zu den größten Schuldnern zählen Commerzbank und Deutsche Bank. Auf dem zweiten Rang folgen Namensschuldverschreibungen (38,6 Prozent), insbesondere Pfandbriefe. Selbst der vollständige Ausfall Griechenlands und seiner Staatsanleihen würde die Debeka nur 0,5 Promille oder 17 Millionen Euro ihrer Kapitalanlagen in der Lebensversicherung kosten, rechnet Florian vor. Er glaubt jedoch nicht an den Ausfall, da die EU das Land stützt: „Das Risiko in unseren Beständen ist extrem gering.“
Die Vermögensstruktur der Debeka Leben hat sich 2010 nur geringfügig geändert. So blieb der Immobilienanteil mit 0,3 Prozent sehr klein. „Gleichwohl flossen aus diesem Spezialfonds fünf Prozent Rendite“, berichtet Florian. Debeka-­Kunden erhalten traditionell eine überdurchschnittliche Verzinsung ihrer Lebensver­sicherung. Für 2011 werden 4,3 Prozent laufende Gesamtverzinsung gutgeschrieben (2010: 4,6 Prozent). Samt Schlussüberschuss und ­Beteiligung an den Bewertungsreserven werden sogar 4,98 Prozent ausgewiesen (2010: 5,39 Prozent).
portfolio institutionell newsflash 17.08.2011/dpo/kbe

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