23. September 2013

Der Herbst des Patriarchen

„Johannes Führ verlässt Johannes Führ“: Mit dieser Nachricht gelang dem Anleihenspezialisten im Juli eine echte Überraschung.

Damals wurde publik, dass der Firmengründer seiner Boutique Johannes Führ Asset Management (JFAM) nicht nur den Rücken kehrt, sondern durch die Übernahme der VCH – eine Fondstochter der berühmt-berüchtigten Altira-Group – und deren Umbenennung zunächst in Führ Capital Partners und nun in AMF Capital sogar noch eine Konkurrenzveranstaltung aufzieht. Nun werben JFAM und AMF fast unisono für ihr risikoarmes Bondmanagement und ­einen darauf aufbauenden zufriedenstellenden Ertrag. 
Der Wechsel war insbesondere für den neuen Geschäftsführer Dr. Karl-Heinz Pfarrer und die neuen Eigner von JFAM eine negative Überraschung. „Wir sind mit dem Ziel angetreten, Johannes Führ Asset Management weiterzuentwickeln. Vereinbart war, dass Johannes Führ diesen Prozess übergangsweise begleitet“, so Pfarrer.
­Geplant sind Erweiterungen in Richtung Smart Indexing, Absolute Return, Nachhaltigkeit und Mittelstandsanleihen. Pfarrer begleitete die Due Diligence beim Verkaufsprozess der JFAM auf Käuferseite. Die größten Eigner von JFAM, seit der kompletten Übernahme des Anleihenmanagers von Führs Gemahlin, sind seit Anfang 2013 über die JF Holding Emilio Lozoya Austin (CEO des Ölkonzern Pemex) und Vermögensverwalter Gerhard Henze. Kleinere Anteile halten Thomas Haas (Julius Bär) und Christoph Endter. 
Original oder Raubkopie
Noch im April betonte Johannes Führ in einem Statement den Team-Ansatz: „Gemeinsam mit Herrn Dr. Pfarrer und durch langfristige Investitionen in Personal und Infrastruktur werden wir die hohe Qualität unserer Dienstleistungen im professionellen Anlagemanagement sichern und unsere Wettbewerbsposition weiter ­verbessern.“ Dann folgten jedoch bei Führ ein diametraler Strategieschwenk und ein eher ungewöhnliches Geschäftsgebaren. Führ warb aus dem alten für das neue Unternehmen Mitarbeiter ab und wirbt bei den KAGen und Kunden von JFAM für sich.
Für Außenstehende ergibt sich der Eindruck eines Autohändlers, der nach einem Autoverkauf noch schnell den Motor ausbaut. Die ehemaligen JFAM-­Mitstreiter Oliver Heidecker (Marketing und Unternehmenskommunikation) und Jürgen Detering (Vertrieb) sind nun Partner bei Führ Capital. Ebenfalls übergelaufen ist Fondsmanager Markus Mitrovski. JFAM-Geschäftsführer Allan Vallentiner hat zum Jahresende gekündigt. Auch er dürfte ein Angebot von Führ Capital haben. Pfarrer ­betont, dass er mit allen Personen fair umgegangen sei und die Mitarbeiter zudem gefördert habe. „Mitnehmen“ wollte Johannes Führ, dessen neue Firma ein fast identisches Bullen-Logo wie die verkaufte JFAM aufweist, aber anscheinend auch Fonds und Kunden, zu denen ­beispielsweise die Bank im Bistum Essen oder die Firma Heraeus ­gehören.
Die Taktik des Patriarchen, der offenbar nicht loslassen kann: Dem Vernehmen nach wurden die verschiedenen KAGen und die ­Investoren auf eine angeblich zu dünne Finanz- und Personaldecke von JFAM aufmerksam gemacht. Pfarrer bezeichnet entsprechende Creditreform-Angaben bezüglich einer „schwachen Bonität“ als veraltet und verweist auf Kapitalerhöhungen. „Die JFAM hat das ­Kapital vor Kurzem substanziell von 250.000 auf 650.000 Euro erhöht. Die JF Holding wird eine entsprechende Maßnahme in Kürze durchführen.“
Zur Verunsicherungstaktik bezüglich der angeblichen Personal­situation von JFAM entspricht das Zitat von Johannes Führ, dass er froh sei, „dass in der neuen Firma ein eingespieltes Team zur Verfügung steht, das eine enorm hohe Qualität in Dienstleistungen und Abläufen gewährleistet.“ Außerdem findet sich in Führs Schreiben an Investoren die Passage: „In der neuen Gesellschaft werden die Führ´schen Anlagegrundsätze mit meiner langjährigen und verdienten Kernmannschaft – jetzt in gleichberechtigter Partnerschaft – fortgesetzt. Daher der neue Firmenname Führ Capital Partners AG.“ 
Hintergrund des Themas „Personalsituation“ ist, dass die KAGen bei den von ihnen verwalteten Fonds prüfen müssen, ob der ­beratende Asset Manager seiner Aufgabe gerecht werden kann. „Wir müssen laufend prüfen, mit wem wir in der Fondsberatung zusammenarbeiten“, erklärt Henning Stegmayer, Pressesprecher von Universal-­Investment, mit Blick darauf, dass JFAM Personal verloren ging und Führ Capital beziehungsweise AMF Capital noch im Aufbau ist. JFAM berät drei Fonds von Universal-Investment.
Vor diesem Hintergrund kündigte Universal-Investment zunächst die Beratungsverträge für die Fonds. Nach weiterer intensiver Prüfung wurden die Mandate zwischenzeitlich aber wieder an JFAM vergeben. Ein Grund, die Entscheidung zu revidieren ist, dass Karl-Heinz Pfarrer anführen konnte, dass bereits neue Seniors eingestellt wurden, zwei neue ­Geschäftsführer kommen werden und man ab Oktober mehr Mitarbeiter an Bord habe als zuvor. Das Verwaltungsmandat für den ­„Johannes Führ-Universal-Renten-Global“ hat Universal-Investment jedoch wegen der ungewöhnlichen Konstellation per Ende Februar 2014 gekündigt. Dieses geht folglich an die Depotbank Hauck & Aufhäuser über. Hauck & Aufhäuser konnte nun den Fonds auflösen oder auf eine andere KAG übertragen. Hauck & Aufhäuser entschied sich dafür, eine neue KAG zu suchen. Zu den anderen beiden Verwaltungsmandaten traf Universal noch keine Entscheidung.
Die Monega, Verwalter des von JFAM beratenen WGZ Mittelstand-Rentenfonds, nahm das Geschehen ebenfalls zum Anlass für eine intensive Analyse. „Wir beobachten genau, wie es bei JFAM weitergeht. Aus unserer Sicht ist der Asset Manager aber aktuell gut aufgestellt“, so Monega-Geschäftsführer Bernhard Fünger, der die Geschehnisse zudem „als wenig förderlich“ für die Branche bezeichnet. Auch die anderen KAGen sehen keinen Handlungsbedarf. AMF Capital möchte sich erst zu einem späteren Zeitpunkt äußern. 
portfolio institutionell newsflash 23.09.2013/Patrick Eisele
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