Schwarzer Schwan
28. Juni 2019

77-Jahre junger Altmeister

Wie aus 100.000 DM 12,7 Milliarden Euro werden

Auch das ist möglich: In Frankfurt applaudierte die versammelte Fach-Journaille vorbehaltlos einem Asset Manager – und das nicht nur wegen des vorzüglichen 3-Gänge-Menüs, das in der Villa Bonn kredenzt wurde. Angestoßen wurde auf den 45. Geburtstag von DJE und Dr. Jens Ehrhardt, den 77-Jahre jungen Altmeister, Gründer und Gesellschafter von DJE, Starmanager sowie Mr. Kali-und-Salz. Dieser blickte auf der Veranstaltung auf seinen Werdegang zurück.

Gestartet ist der Vermögensverwalter, der heute 12,7 Milliarden Euro an Assets under Management zählt, 1974 mit 100.000 DM. Diese stammten von Bernie Cornfeld und dessen Investors Overseas Services (IOS) – zumindest indirekt. Bei IOS handelte es sich um eine Aktiengesellschaft hinter der der Investment-Guru und Playboy Cornfeld ein Milliardenschweres aber undurchsichtiges Geflecht aus Investmentgesellschaften und (Dach)-Fonds hegte und pflegte – bis zum obligatorischen Zusammenbruch. Eine solche Geschichte kommt einem bekannt vor. Finanzmärkte ziehen immer wieder Gestalten wie Cornfeld an.

Überraschend ist jedoch, dass aus dem Debakel ein Doktorand Profit schlagen konnte. „Die Bewertung der IOS-Aktien war absurd“, blickte Ehrhardt zurück. „Ich habe darum bei der Bank angerufen, um die Aktien zu shorten. Die Bank hat die Aktien dann verkauft, ohne dass die Stücke vorhanden waren – und ich hatte 100.000 DM auf dem Konto.“ Die Lieferung der Aktien war nach dem Zusammenbruch nur noch eine Formalie. Die heute für einen solchen Trade nötigen Formalien kämen auch auf gefühlte 100.000 – allerdings nicht in Geldeinheiten sondern in Seiten.

Pfandbriefrenditen von zwölf Prozent

Überraschendes brachte aber auch der Referent Thomas Richter zu Tage. Der Hauptgeschäftsführer des BVI erforschte in seinem Rückblick die im Jahr 1974 erschienenen Titelgeschichten des Spiegels. Von diesen lässt sich ableiten, dass sich anscheinend nichts verändert hat. Beispiele: „Die Beamten fressen den Staat“, „Bleibt die Marktwirtschaft?“ „Wer rettet die SPD?“ und „Chaos über England“.

Überraschend ist andererseits aber auch, wie viel sich seit damals sogar sehr stark verändert hat. Die heute noch erscheinende Finanzwoche empfahl in ihrer Erstausgabe vom 20. Juni 1974 Anleihen. „Langlaufende deutsche Pfandbriefe bringen Rückzahlungsrenditen von elf bis zwölf Prozent“, schrieb der damalige wie heutige Autor der Finanzwoche. Ehrhardts bekannteste und wohl beste (Dauer-)Empfehlung dürften jedoch die Aktien von Kali + Salz gewesen sein. Diese Anteilsscheine stiegen von 3,09 Euro im Jahr 2000 auf 97 Euro im Jahr 2008. „Die Leute dachten schon, dass ich der Pressesprecher von Kali + Salz bin“, so der Jubilar.

Was sich auch im Laufe der Jahre geändert hat: „Damals sagten die Leute, dass ich für Vermögensverwaltung zu jung bin“, so Dr. Jens Ehrhardt. „Heute sagen sie, dass ich für Vermögensverwaltung zu alt bin.“

Ein schönes Wochenende und einen Trade wie Kali + Salz wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio institutionell.

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