9. September 2015

Deutsche Pensionseinrichtungen verlieren an Boden

Die Kapitalanlagen der weltweit 300 größten Pensionseinrichtungen sind im vergangenen Jahr um 3,4 Prozent auf den Rekordwert von rund 15,4 Billionen US-Dollar gestiegen. Die führenden deutschen Pensionseinrichtungen büßten im globalen Ranking wechselkursbedingt etliche Positionen ein.

Dies ergab eine neue Studie von Willis Towers Watson und des Finanz- und Wirtschaftsmagazins Pensions & Investments. Sie gewährt Einblicke in die Kapitalanlage der weltweit führenden Pensionseinrichtungen. Während der vergangenen zehn Jahre hat sich das von den 300 Top-Adressen verwaltete Vermögen von zunächst 8,4 Billionen US-Dollar fast verdoppelt. 
Rückblickend verzeichneten Pensionseinrichtungen in Nordamerika den größten Zuwachs: Von 2009 bis 2014 lag ihre durchschnittliche jährliche Wachstumsrate bei 7,6 Prozent, wie der Studie zu entnehmen ist. Pensionseinrichtungen in Europa verbuchten im gleichen Zeitraum ein Jahresplus von durchschnittlich 7,1 Prozent. In der asiatisch-pazifischen Region lag der Zuwachs bei 3,9 Prozent pro Jahr. 
Leistungsorientierte Pensionspläne (Defined Benefit Plans, DB) repräsentieren derzeit 66,8 Prozent des weltweiten Anlagevermögens. Vor fünf Jahren lag ihr Anteil noch bei 75 Prozent. Der seit längerem zu beobachtende Trend geht weiter zu beitragsorientierten Plänen (Defined Contribution Plans, DC). Sie verzeichneten 2014 mit einem Plus von 4,7 Prozent den stärksten Zuwachs – gefolgt von leistungsorientierten Plänen (3,7 Prozent) und Reservefonds mit 1,4 Prozent. Das in Hybrid-Plänen, einer Mischung aus DB und DC, verwaltete Vermögen ging weltweit um 2,5 Prozent zurück. 
Vor diesem Hintergrund blickt Nigel Cresswell, Leiter Investment Consulting bei Willis Towers Watson in Deutschland, gespannt auf die weitere Entwicklung: „In der Vergangenheit war die Investmentfondsbranche stark auf Relative-Return-Strategien ausgerichtet, was Risiken und Kosten in die Höhe getrieben hat. Bei den großen Pensionseinrichtungen findet bereits ein Umdenken statt. Wir können davon ausgehen, dass die Branche in zehn Jahren eine ganz andere sein wird als heute. Sollte sich der weltweite Trend zu beitragsorientierten Pensionsplänen fortsetzen, wovon wir ausgehen, dürfte sich der Wandel sogar noch schneller vollziehen.“ 
Japaner an der Spitze 
Die Liste der größten Pensionseinrichtungen wird angeführt von Government Pension Investment (Japan) mit Assets im Wert von 1,143 Billionen US-Dollar. Auf den Plätzen folgen der Government Pension Fund (Norwegen), National Pension (Südkorea), Federal Retirement Thrift (USA) und ABP (Niederlande).
Mit 128 Fonds und einem Vermögensanteil von rund 38 Prozent sind die USA unter den weltweit 300 größten Pensionseinrichtungen am stärksten vertreten, gefolgt von Japan mit rund zwölf Prozent und den Niederlanden mit knapp sieben Prozent. In den vergangenen fünf Jahren, so die P&I/Towers Watson Global 300 Study, gab es 25 Neuzugänge in der Gruppe, die meisten davon aus Großbritannien, Südkorea, Russland, Australien, Frankreich, Peru, Vietnam und den USA. Deutschland verzeichnete in diesem Zeitraum drei Abgänge und ist in den aktuellen Top 300 nur noch mit zehn Pensionseinrichtungen vertreten: Auf sie entfallen 1,6 Prozent der Assets. 
Die Gruppe der deutschen Pensionseinrichtungen wird angeführt von der Bayerischen Versorgungskammer (BVK) auf Platz 36 mit einem Pensionsvermögen von gut 75 Milliarden US-Dollar. Mit erheblichem Abstand dahinter folgen der BVV Versicherungsverein des Bankgewerbes (30,4 Milliarden US-Dollar) und die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) mit einem Anlagevermögen von umgerechnet 25,0 Milliarden US-Dollar. Auf den weiteren Plätzen folgen BASF, Daimler, Siemens, die Allianz, die Baden-Württembergische Versorgungsanstalt für Ärzte, die Nordrheinische Ärzteversorgung sowie der Versorger RWE. Die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe, 2013 noch auf Rang 297, fiel aus dem Ranking ebenso heraus wie die Deutsche Bank. 
portfolio institutionell newsflash 09.09.2015/Tobias Bürger

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