Banken
30. Juni 2020

Deutscher Finanzsektor verpflichtet sich selbst zum Klimaschutz

Selbstverpflichtung, Kredit- und Investmentportfolien an „Paris“ auszurichten. 14 Banken und zwei Altersversorger.

16 Akteure des deutschen Finanzsektors, mit Aktiva von mehr als 5,5 Billionen Euro und über 46 Millionen Kundenverbindungen in Deutschland, haben eine Selbstverpflichtung unterzeichnet, ihre Kredit- und Investmentportfolien im Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens auszurichten. Durch die vereinbarte Messung, Veröffentlichung und Zielsetzung zur Reduzierung der mit den Kredit- und Investmentportfolios verbundenen Emissionen, will der Finanzsektor einen Klimaschutzbeitrag leisten und eine nachhaltige und zukunftsfähige Weiterentwicklung der Wirtschaft unterstützen. Damit soll der deutsche Finanzplatz dem von der Bundesregierung Anfang 2019 gesetzten Ziel einen Schritt näher kommen, Deutschland zu einem der führenden Standorte für nachhaltige Finanzen zu machen.

Diese aus dem Bankenbereich des Finanzsektors heraus entstandene Initiative hat das Ziel, aktiv an der Gestaltung einer für die Zukunftsfähigkeit wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben mitzuwirken, nämlich der erfolgreichen gesellschaftlichen Transformation zur Begrenzung des Klimawandels. Die Unterzeichner wollen ihre jeweiligen Produkte und Dienstleistungen sowie ihre Engagements und Initiativen entsprechend ausrichten, um durch die Finanzierung der Transformation hin zu einer emissionsarmen und klimaresilienten Wirtschaft und Gesellschaft, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzen und das 1,5 Grad Ziel anzustreben. Durch die aktive Begleitung des Umbaus sollen gleichzeitig Wettbewerbs- und Widerstandsfähigkeit der finanzierten Unternehmen gestärkt sowie Nachhaltigkeits- und Ausfallrisiken bei den Banken reduziert werden.

Messung der Klimaauswirkungen

Konkret bedeutet dies, dass jeder Unterzeichner bis Ende 2022 gegenseitig akzeptierte Methoden zur Messung der Klimaauswirkungen seiner Kredit- und Investmentportfolien entwickelt und einführt und diese dann im Einklang mit den nationalen und internationalen Klimazielen steuert. Die Vereinbarung gelte nur für solche Investmentportfolios, die nicht Gegenstand des Fonds- oder Mandatsgeschäfts sind. Das Fonds- und Mandatsgeschäft werde schrittweise ohne feste zeitliche Vorgaben berücksichtigt.

Die Unterzeichner wollen sich gegenseitig dabei unterstützen, die notwendigen Emissionsdaten zu erheben und Methoden zur Messung sowie Ansätzen zur Steuerung des Bankgeschäfts im Einklang mit den Zielen zu entwickeln. Um der gemeinsamen Verantwortung und der jedes einzelnen Akteurs gerecht zu werden, verpflichtet sich jeder Unterzeichner jährlich über den individuellen Fortschritt bezüglich der Implementierung zu berichten.
Der Impuls für diese Selbstverpflichtung erfolgte aus einer von der Triodos Bank initiierten Gruppe von Finanzinstituten und zeitgleich über eine Banken-Arbeitsgruppe des WWF. Diese beiden Bankengruppen haben seit März die vorher parallelen Diskussionen zur jetzt vorliegenden Selbstverpflichtung zusammengeführt. Diese steht allen Finanzakteuren zur Übernahme und Unterzeichnung offen.

Große Bandbreite der Erstunterzeichner

Die große Bandbreite der Erstunterzeichner in Bezug auf Unternehmensgröße (von Großbanken bis zu kleinen Spezialbanken) und Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Bereichen des Finanzsektors (beispielsweise Landesbanken, Geschäftsbanken, Nachhaltigkeitsbanken, Auslandsbanken und Altersvorsorgeeinrichtungen), soll zeigen, dass diese Herausforderung breit angenommen wird und die Umsetzung durch Finanzakteure unabhängig von der Größe oder bestimmter Asset-Klassen möglich ist. Zu den Unterzeichnern zählen beispielsweise die Deutsche Bank, BNP Paribas und ING sowie Kirchenbanken und auch die Pensionseinrichtungen Hannoversche Kassen und Verka.

„Wir unterstützen die Selbstverpflichtung der deutschen Finanzmarktakteure, da wir nicht nur auf die Regulatorik aus Brüssel und Berlin warten können. In der Klimakrise sind daher Mut, Pragmatismus und Innovationskraft von uns allen gefragt“, erläutert Silke Stremlau, Vorstand der Hannoversche Kassen die Motivation, die Initiative zu unterstützen. Ewald Stephan, Vorstand der Verka VK Kirchliche Vorsorge VVaG, sagt: „Gerade in Zeiten der Corona-Krise, wo sich Gesellschaft, Politik und Medien fast ausschließlich mit diesem Thema beschäftigen, erscheinen uns das so wichtige Zukunftsthema der globale Erderwärmung durch ungebremsten CO2-Ausstoß wichtiger denn je. Hier gilt es unsere Prioritäten neu zu setzen, wenn wir die Schöpfung bewahren und unseren Kindern und Enkeln im Rahmen der Generationengerechtigkeit eine Zukunft geben wollen. Auch wenn sich viele Menschen durch den Corona-Virus offenbar stärker bedroht fühlen, so ist das Thema rund um das Klima das alles entscheidende Thema der Zukunft, das Alt und Jung in gleicher Weise berührt und verbindet. Wir können und dürfen hier nicht tatenlos zusehen.“

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