Schwarzer Schwan
2. Juli 2013

Die Banken an unserer Seite

Über Banken muss sich niemand beschweren. Sie sind immer ehrlich zu uns – zumindest in internen Konversationen.

Was wären wir denn ohne unsere Banker? Sie helfen der Politik zur Not auch per E-Mail. So schrieb zum Beispiel der damalige Morgan-Stanley-Banker Dirk Notheis dem damaligen völlig überforderten Ministerpräsidenten Baden-Württembergs, Stefan Mappus, zu dem komplizierten EnBW-Deal: „So ein Deal ist nicht ganz einfach für Ordoliberale. Du solltest idealerweise einen renommierten Volkswirt haben, der das Ganze gut findet.“ Und weiter: „Es sollte jemand sein, der Dir einen Gefallen schuldet.“
Banker sind aber nicht nur hilfsbereit, sondern auch sehr ehrlich. So soll man bei Goldman Sachs angeblich intern die Kunden als „Muppets“ bezeichnen, also als Deppen, die man übers Ohr hauen kann.
Erhellendes zu einem ethisch korrekten Verhalten trägt auch der mitgeschnittene Telefonverkehr innerhalb der in der Finanzkrise havarierten Anglo Irish Bank bei, den die Zeitung „Irish Independent“ veröffentlichte. In den Telefonaten zwischen dem Ex-Bankchef David Drumm und seinem Top-Manager John Bowe wurden schon vor fünf Jahren die Antworten auf die Fragen gegeben, die die Commerzbank heute in ihrer  pseudophilosophischen „Joggerin-Werbung“ stellt. portfolio institutionell hat diesen Fragen der Commerzbank – die Bank an Ihrer Seite, lieber Steuerzahler – die passenden Antworten aus den Mitschnitten der Führungspersönlichkeiten der Anglo Irish Bank zugeordnet.
Commerzbank: Woran liegt es, dass man den Banken nicht mehr vertraut?
Misstrauen ist doch völlig unangebracht, wie aus den Telefonprotokollen der Anglo Irish Bank hervorgeht. Diese wollte „natürlich nichts offensichtlich Rechtswidriges tun.“ Allerdings besteht eine gewisse Zwangslage: „Wir müssen das Scheißgeld reinbekommen."
Commerzbank: Manche Banken sagen, das liegt an den Krisen, andere an den Börsen.
Oder an der Strategie der Banken in der Finanzkrise? „Die Strategie ist, dass du sie reinziehst und dazu bringst, einen großen Scheck auszustellen, und dann müssen sie dabeibleiben, um ihr Geld zu schützen.“
Commerzbank: Wir haben uns gefragt: Braucht Deutschland noch eine Bank, die einfach so weiter macht?
Die Anglo Irish Bank fragt sich dies nicht und setzt lieber auf Kontinuität: „Eine Verstaatlichung wäre fantastisch. Wenn wir verstaatlicht würden, dann würden wir unsere Jobs behalten.“
Commerzbank: Oder brauchen wir eine Bank, die auch kleinen und mittleren Unternehmen Kredite gibt?
Am Kreditgeschäft ist auch die Anglo Irish Bank interessiert, hat aber ihre eigenen Vorstellungen. Die Notenbank-Hilfskredite sind für Bowe eine „Brücke bis wir zurückzahlen – was natürlich nie der Fall sein wird."
Die Anglo Irish Bank musste übrigens laut der Süddeutschen Zeitung nach dem höchsten Verlust in der Wirtschaftsgeschichte des Landes (17,7 Milliarden Euro) 2009 verstaatlicht und dann 2011 mit der Hypothekenbank Irish Nationwide Building, einer anderen Zombie-Bank, verschmolzen werden. Erst nachdem dieser Rettungsversuch auch nicht fruchtete, beschloss die Regierung die Liquidation. Den irischen Steuerzahler könnten die Rettungsversuche insgesamt 30 Milliarden Euro kosten.
Die wohl zielführendere Vorgehensweise hat der FAZ-Redakteur Gerald Braunberger in einem Kommentar skizziert: Man nehme einen Sack und stecke das ehemalige Management hinein. Dazu alle Geldgeber, die der Bank noch nach dem Ausbruch der Krise Geld anvertraut haben und alle involvierten Verantwortlichen in irischen und europäischen Institutionen. Dann schlage man auf den gefüllten Sack so lange mit dem Knüppel ein, bis das Wehgeschrei unerträglich wird. Danach sollen sich alle Entscheidungsträger in Europa an der Hand nehmen und den Bürgern zusichern, dass sie ein solches Debakel nie mehr zulassen werden.
Ganz im Vertrauen wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio institutionell ein schönes Wochenende.  
P.S.: Wenn Sie von Schwarzen Schwänen nicht genug kriegen können, dann dürfen Siediesen Link nicht versäumen.

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