Statement
23. Mai 2019

Die Integration von ESG-Kriterien schafft einen Mehrwert für Investoren

Nachhaltig zu investieren hat viele Facetten. Dass es herausfordernd aber auch lohnend ist, sich mit der Verzahnung und Integration dieser verschiedenen Aspekte zu befassen, macht dieses Interview mit Ingo Ahrens von BNP Paribas Asset Management deutlich.

Nachhaltiges Investieren führt zu Untergewichtungen bei Versorgern und Banken. Somit fehlen Investoren Dividendenerträge. Schließt sich Income und Sustainability aus?
Nein, denn natürlich investieren wir auch in diese Branchen. Sie sind ja nicht per se schlecht. Es mag zwar auf den ersten Blick so aussehen, dass bestimmte Industrien sich mit der Einhaltung von ESG-Standards schwertun. Wenn man aber genauer ­hinschaut, und das machen wir ja, tut sich dort Einiges.
Von daher betrachtet unser Researchteam nicht nur ESG-Faktoren, die für alle ­Sektoren wichtig sind, sondern prüft auch nach jeweils sektorspezifischen ­Indikatoren. Zentrale Themen für den Energiesektor etwa wären die Anlagenintegrität, der ­Umgang mit operativen Risiken und die Klima­strategie. Bei den Banken geht es eher um Effizienz, interne Kontrollen, den Umgang mit Restrukturierungen und die Vergütung für Führungskräfte.

Die 17 SDGs sind Basis für Impact-Investments. Ist es aber realistisch, dass ein erwünschtes SDG nicht auch einem anderen SDG schadet?
Ich glaube, von Salvador Dali stammt der Ausspruch: „Hab keine Angst vor der Perfektion – du wirst sie nie erreichen.“ Will sagen: Nachhaltigkeit ist evolutionär, sie entwickelt sich. Es kann durchaus sein, dass manche SDGs miteinander konkurrieren. Da muss man dann Prioritäten setzen. Ist es deshalb verkehrt, wenn von insgesamt 17 SDGs schon 10, 12, 14 umgesetzt werden können? Nein!
Im Geiste Dalis kann man da neue Ziele ­setzen: „Three more to go!“

Warum sind die skandinavischen Länder, Frankreich und die Niederlande beim nachhaltigen Investieren weiter als deutsche Investoren?
Eine gute Frage! Gemeinsam mit Kantar TNS haben wir gerade eine Studie in Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien und den Niederlanden durchgeführt und folgendes festgestellt: Die Mehrheit der Investoren aus allen fünf untersuchten Ländern ist grundsätzlich bereit, wenigstens einen Teil ihres Portfolios in nachhaltige Anlageformen zu investieren. Allerdings haben viele diesen Schritt aber bisher noch nicht getan.
In Deutschland ist diese Lücke besonders groß. Das hat auch mit rechtlichen, regula­torischen Rahmenbedingungen zu tun. Ermutigend ist aber, dass 65 Prozent der Befragten SRI-Investments offen gegenüber stehen, allerdings nur fünf Prozent haben sie tatsächlich schon im Portfolio. Und mehr als drei Viertel sagen, sie müssen persönlich von dem Investment überzeugt sein.
Hinzu kommt, dass nur jeder fünfte Deutsche glaubt, dass SRI ähnliche Renditen wie konventionelle Anlageformen liefern kann. Es ist also noch einige Überzeugungsarbeit zu leisten.

Fühlen Sie sich von den Unternehmen und Staaten, in die Sie investieren bezüglich nachhaltigen Aspekten gut informiert? Welche zusätzlichen Angaben sind aus Sicht von BNP Paribas Asset Management wünschenswert?
Die aktive Vermögensverwaltung steht im Mittelpunkt der Anlagephilosophie von BNP Paribas Asset Management, wir legen Wert auf eine langfristige Wertschöpfung.
Dazu nutzen wir alle verfügbaren Quellen: Dazu gehören internationale Institutionen, wie die Vereinten Nationen, die Weltbank oder die WHO, ebenso wie ­spezialisierte ­externe ­Anbieter, etwa Sustainalytics, ­Trucost oder Carbone 4. Und nicht zuletzt ­betreiben wir auch selbst intensives, qualitatives Research. So stehen unsere Portfolio­manager und die Experten unseres 25-köpfigen, inter-disziplinären Sustainability Centers in regelmäßigem Kontakt mit den Beteiligungsgesellschaften.
Darüber hinaus treffen wir uns immer ­wieder mit Ländervertretern, um nationale Klimaschutzverpflichtungen und -politiken sowie verschiedene ESG-Überlegungen zu diskutieren. Wir arbeiten eng mit unseren Wettbewerbern und zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammen, um unsere ­Vision einer langfristigen, nachhaltigen Wert­schöpfung umzusetzen, zum Beispiel durch unsere ­Beteiligung an der Initiative Climate Action 100+. Außerdem sind wir Mitglied im Beirat internationaler ­Gremien wie der PRI ­Association, der Task Force on Climate-related Financial ­Disclosures (FCFD) und der Institutional Investors Group on Climate Change (IIGCC).

Was erwartet Ihr Haus von Unternehmen?
Wir bei BNP Paribas Asset Management erwarten von allen Unternehmen, dass sie ihren grundlegenden Verpflichtungen in den Bereichen Menschen- und Arbeitsrecht, ­Umweltschutz und Korruptionsschutz nachkommen, unabhängig davon, wo sie tätig sind. Wir engagieren uns bei den ­Unternehmen, wo dies zu kurz kommt.

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