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20. Juni 2023

Die Vermessung der Anlagewelt

Gips-Fachtagung zur Performancemessung in Frankfurt. Langzeitberechnungen sind schwer durchzuführen und schwierig zu interpretieren.  

Wie misst man die Performance? Mit dieser Frage beschäftigt sich der alljährliche Gips-Tag. Die Global Investment Performance Standards sind ein vor allem in der institutionellen Vermögensverwaltung etablierter Standard, um die Wertentwicklung aller Anlagen eines Anbieters mit vergleichbarer Anlagestrategie („composites“) zu berechnen und zu präsentieren. In diesem Monat fand der Branchentreff für alle Interessierte statt, die sich bei Finanzdienstleistern oder als institutionelle beziehungsweise private Anleger mit der Messung und Analyse von Investment­performance befassen. Veranstalter des Fachtags war das German Asset Management Standards Committee (GAMSC), ein Zusammenschluss von BVI, CFA Society Germany und DVFA. Durch die Veranstaltung führten Martin Schliemann (FFA) und Andreas Schmidt-von Rhein (Feri).

Anknüpfend an den GIPS-Tag 2022 mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit stand in diesem Jahr beim Fachtag „Performancemessung und GIPS“ unter anderem ein Vortrag zu „ESG und Performance­messung“ auf dem Programm. Andreas Rätzel (Bankhaus Metzler) ging ins­besondere auf das Problem fehlender Standardisierung und Verfügbarkeit von ESG-Daten ein. Chris Ellis (Fact-Set) erläuterte, dass die Datenbeschaffung und -qualität unerlässliche Voraussetzungen für die von ihm vorgestellte Multi-Asset-Attribution liquider und illiquider Anlagen – bis hin zur Einbindung der Anlageklasse „Digital Assets“ – sind.

Langzeitberechnungen schwierig zu interpretieren

In der anschließenden Podiumsdiskussion unter dem Titel „Aktuelle Trends in der Perfor­mancemessung“ tauschten sich Ralf Hudert (DWS), Cem Mani (Generali), Ulrich Raber (IDS) und Krzysztof Szlachta (Quoniam) unter Moderation von Martin Schliemann zu Sinn und Zweck einer Langzeit-Attribution aus. Kunden fordern laut den Experten Langzeit-Attributionen verstärkt ein. Probleme bei der Langzeitbetrachtung sind jedoch die Rechenkapazitäten, Daten und die Interpretation.

„Das Problem ist die begrenzte Rechenpower der Systeme“, konstatierte ein Teilnehmer, der zudem die Aussagekraft solcher Langzeitberechnungen in Frage stellte. „Je länger der Zeitraum, desto mehr werden die Effekte geglättet.“ Je länger der Zeitraum, so die Aussage eines weiteren Panellisten, desto größer auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Systemwechsel stattfand oder dass der Asset Manager seinen Anlagestil geändert hat. Ein Problem bei neuen Systemen ist typischerweise, dass diese mit alten Daten nicht zurechtkommen. Ebenfalls sah das Panel kritisch, dass es schon allein in der jüngeren Vergangenheit mit Corona, Zinsanstieg, Krieg und Klima sehr viele externe Ereignisse gab, die die Aussagekraft von Langzeit-Attributionen zudem in Zweifel ziehen.

Die Experten beschrieben aber nicht nur die Probleme, sondern führten auch Lösungen an. Zum Beispiel, sich – im Sinne einer aussagekräftigen Interpretation – bei den zweimal im Jahr stattfindenden Anlageausschusssitzungen besser auf sechs Monate zu konzentrieren. Damit wird jedoch nicht dem Wunsch nach einer Langfristbetrachtung entsprochen. Dies könnte zumindest auf Quartalsbasis geschehen. Trotzdem bleibt der Aufwand solcher Langzeitbetrachtungen hoch – und wird zwar vom Kunden gewünscht, aber nicht goutiert. „Die typische erste Reaktion des Kunden ist, ‚das muss falsch sein‘“, so ein Diskussionsteilnehmer.

Diskussion zu Anforderungen verschiedener Kundengruppen

Weitere Programmpunkte waren Neuerungen bei den Gips sowie praktische Anwendungstipps seitens Christoph Trittmann (DPG). Einen Schwerpunkt dabei bildeten neue Benchmark-Konzepte in den Gips-Standards, die Beth Kaiser Schwartz (CFA Institute) mit einer Live-Zuschaltung aus New York präsentierte. Stefan Illmer (Illmer Investment Performance Consulting) beleuchtete das Performance­controlling unter dem Blickwinkel der „Operational Excellence“. Hierbei ging es um die Frage nach Umfang und Organisation des Aufgabengebiets, um möglichst effizient und effektiv im Unternehmen arbeiten zu können.

Eine zweite Podiumsdiskussion unter Leitung von Andreas Schmidt-von Rhein untersuchte im Dialog mit Christian Funke (Source for Alpha) und Hanno Roth (Rothschild & Co. Ver­mögensverwaltung) die Unterschiede in den Kundenanforderungen an das Performance­reporting aus Sicht von Privatkunden, Family Offices und institutionellen Kunden.

MIT KORREKTUR VOM 26.06.2023

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